Tatort Doppelbett
Sie Partner sind, Bertha, kann es sich nur um ein Geldgeschäft handeln. Also, wer ist Ihr Klient?«
Bertha schüttelte den Kopf. »Sie wissen verdammt genau, daß wir das nicht sagen können.«
»Es geht um einen Mord, und mit Ausflüchten lassen wir uns nicht abspeisen. Wie heißt Ihr Klient, Bertha?«
Bertha sah mich an.
Ich schüttelte den Kopf.
Sellers sagte: »Der Name bleibt unter uns, aber wir müssen ihn wissen.«
»Gerade ihn können wir Ihnen nicht sagen, Inspektor«, sagte ich.
Sein Gesicht verdüsterte sich. Er biß die Zähne so fest zusammen, daß seine Zigarre steil nach oben zeigte. »Gerade die Antwort kann ich nicht gelten lassen, Däumling.«
»Schauen Sie, Frank«, sagte Bertha beschwörend, »die Sache ist absolut stubenrein. Der Mann ist verheiratet und in einer peinlichen Lage. Es geht ihm nur darum, seinen guten Ruf zu wahren.«
»Wir tasten seinen guten Ruf nicht an. Niemand wird auch nur ein Sterbenswort davon erfahren, aber wir müssen wissen, wer er ist. Wir möchten mit ihm sprechen und seine Aussage nachprüfen. Sie können sich ein zusätzliches Honorar verdienen, wenn Sie mit uns einen Modus aushandeln, der beiden Teilen gerecht wird.«
Bertha sah mich wieder fragend an.
»Es geht nicht, Sellers«, sagte ich. »Wir können unsere Lizenz verlieren, wenn wir den Namen des Klienten preisgeben.«
»Und wenn Sie ihn nicht preisgeben, verlieren Sie Ihre Lizenz auch, dafür werde ich sorgen«, fauchte Sellers.
»Dazu haben Sie keine rechtliche Handhabe.«
»Vielleicht nicht, vielleicht aber doch. Irgendein Grand findet sich immer. In einem so wichtigen Mordfall werden Sie uns nicht an der Nase herumführen.«
»Niemand will Sie reinlegen, Frank. Dieser Mann kam zu uns, damit wir ihn vor einer Bloßstellung schützen. Er zahlt uns…«
»Halt den Mund, Bertha«, sagte ich.
Bertha funkelte mich wütend an.
Sellers erhob sich. »Okay, wenn ich's nicht im Guten erreiche, muß ich's eben mit anderen Mitteln versuchen. Herauskriegen werd' ich's, darauf können Sie Gift nehmen. Und wenn Sie die Folgen zu spüren bekommen, dann beklagen Sie sich nicht. Ich habe Sie gewarnt.«
»Vielleicht erlaubt er uns, Ihnen seinen Namen zu nennen, falls Sie versprechen, daß nichts davon an die Öffentlichkeit dringt«, meinte Bertha.
»Die Polizei ist diskret, vorausgesetzt, der Kunde hat eine weiße Weste«, sagte Sellers. »Andernfalls wird er den Wölfen vorgeworfen.«
»Rufen Sie uns in einer Stunde an, Frank.«
Frank Sellers blieb mit der Hand auf der Türklinke stehen. Er kniff nachdenklich die Augen zusammen und sagte dann abrupt: »All right.« Gleich darauf war er verschwunden.
Ich wartete, bis er außer Hörweite war, und sagte dann leise zu Bertha: »Gib Carleton Allen Bescheid.«
»Das ist nicht nötig. Er ist sowieso auf dem Weg hierher.«
»Eben. Du mußt ihn warnen.«
»Warum?«
»Du hast die Katze aus dem Sack gelassen, als du Sellers sagtest, er solle dich in einer Stunde anrufen. Er weiß jetzt, daß du dich mit deinem Klienten in Verbindung setzen wirst, und er weiß auch, daß du ein so heikles Thema schwerlich telefonisch besprechen wirst. Folglich wird er das Büro beobachten lassen. Ruf Allen an und sag ihm, er soll ja nicht herkommen.«
»Das kann ich nicht. Er ist schon unterwegs. Er muß jeden Moment hier aufkreuzen.«
»Schön, dann geh' ich runter in die Halle und fange ihn unten ab. Wenn er das Haus betritt, drück' ich ihm einen Zettel in die Hand mit dem Hinweis, daß unser Büro überwacht wird.«
»Wenn Sellers dich dabei erwischt, schlägt er einen Mordskrach.«
»Soll er doch. Es ist unsere Pflicht, Klienten zu schützen.«
Ich schnappte mir ein Stück Papier und kritzelte rasch folgende Mitteilung: »Die Polizei überwacht unser Büro. Fahren Sie im Lift eine Etage höher. Dort ist das Büro eines Einkommensteuerberaters. Gehen Sie hinein und verlangen Sie irgendwelche Auskünfte. Bleiben Sie bis auf weiteres von der Agentur weg. Rufen Sie später an.«
Den zusammengefalteten Zettel in der Hand, gondelte ich mit dem Lift in die Halle hinunter und schlenderte zum Zigarettenstand. Ich hatte gehört, daß die Blondine, die da bediente, von Moral recht wenig, von Geld aber um so mehr hielt. Angeblich war sie für fünfzig Dollar pro Nacht bereit, mit jedem x-beliebigen überallhin zu fahren, sofern der Hin- und Rücktransport mitgeliefert wurde. Ich dachte mir, daß sie vielleicht nicht abgeneigt sein würde, mit mir in Unterhandlung zu treten.
Es
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