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Tatsache Evolution

Titel: Tatsache Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: U. Kutschera
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vergleichend-quantitative Analyse führt uns zu den folgenden drei allgemeinen Schlussfolgerungen:
     
    1.
Deszendenztheorie
: Es ist sachlich falsch, unter Verweis auf die 1859 erschienene Erstauflage
On the Origin of Species
von »Darwins Evolutionstheorie« bzw. dem »survival of the fittest« (Überleben der am besten an die Umwelt angepassten Individuen , populär fälschlicherweise als »Überleben des Stärkeren« übersetzt) zu sprechen. Der Begriff »fitness« (in der modernen Evolutionsbiologie ein Synonym für den individuellen »Lebenszeit-Fortpflanzungserfolg «) wurde von dem Philosophen Herbert Spencer (1820 – 1903) geprägt und von Darwin in späteren Auflagen als Synonym für »natural selection« übernommen. In der 6. Auflage (1872) beschreibt Darwin diesen Sachverhalt z. B. in Kapitel III wie folgt: »I have called this principle, by which each slight variation, if useful, is preserved, by the term Natural Selection, in order to mark its relation to man’s power of selection . But the expression often used by Mr. Herbert Spencer, of the Survival of the Fittest, is more accurate, and is sometimes equally convenient.« Darwin betont an dieser Stelle die von ihm eingeführte Analogie »künstliche Selektion durch den Menschen, d. h. Prinzip der Tier- und Pflanzenzucht (Abb. 3.3) – natürliche Selektion im Freiland (wildlebende Population)«. Dieses aus Fakten abgeleitete »Darwin-Wallace-Prinzip der |77| natürlichen Zuchtwahl« (s. Kapitel 1) wird im nächsten Abschnitt vertiefend behandelt.
    Abb. 3.3: Tierzucht, illustriert am Beispiel der Abstammung der Haushunde (
Canis familiaris
) vom Wolf (
Canis lupus
). Darwin zitiert in seinem Artenbuch sowie in den beiden folgenden dazugehörigen Werken die Prinzipien der künstlichen Zuchtwahl und schließt daraus auf Vorgänge in der freien Natur (natürliche Selektion).
    2.
Definition des Begriffs Evolution
: Charles Darwin lieferte u. a. in der 6. Auflage (1872) die noch heute gültige allgemeinste Definition von »biologischer (organismischer) Evolution«, indem er von der »theory of descent with modification« sprach. Evolution
sensu
Darwin (1872) ist somit »Deszendenz mit Modifikation«, d. h. »Abstammung mit Abänderung« im Verlauf vieler Generationen-Abfolgen. In Kapitel X der 6. Auflage (1872) erwähnt Darwin in einem Satz die »theory of evolution through natural selection«; in der Zusammenfassung (Kapitel VX) folgt dann die Bemerkung, dass »almost every naturalist admits the great principle of evolution« – »fast alle Naturforscher akzeptieren heute (d. h. 1872) das große Prinzip der Evolution«.
     
    |78| 3.
Widerlegung des biblischen Mythos von der Erschaffung der
Arten
: Die Tatsache, dass Darwin in der ersten und der letzten Auflage seines Artenbuchs (1859/1872) den Begriff »creation« (Schöpfung) 44 bzw. 68 Mal erwähnt, belegt eindeutig, dass es ihm primär darum ging, ein biblisches Dogma zu widerlegen (s. z. B. ein Briefzitat von Charles Darwin in Kapitel 4). Diese 44bzw . 68-fache Erwähnung bzw. Diskussion des Schöpfungsglaubens ist der christlich-religiöse Inhalt von Darwins Hauptwerk . Das Wort »Bible« wird allerdings vom Autor an keiner Stelle erwähnt, obwohl Darwin in seiner Autobiographie mehrfach auf die Bibel (insbesondere das Alte Testament) einging (Barlow 1958). Als examinierter Theologe wusste Darwin zu gut, dass er die »Heilige Schrift« nicht angreifen durfte: Die Kreationisten seiner Zeit hätten dem ängstlich-zurückgezogen lebenden |79| Naturforscher wohl großen Ärger bereitet (Protestaufmärsche vor seinem Anwesen usw.). Diese Konfrontation wollte Darwin u. a. mit Zugeständnissen an die Akte des »Schöpfers« vermeiden, wie wir später noch im Detail erfahren werden.
    Abb. 3.4: Reproduktion eines Ausschnittes des Stammbaum-Diagramms in Darwins Artenbuch mit der Einfügung seiner fünf Theorien, die als Kästen dargestellt sind (nach Darwin, C.:
The Origin of Species
. 6. Ed., London, 1872).

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|79| Die Darwinschen Theorien zum Artenwandel und deren Weiterentwicklung
    Der bedeutende Evolutionsbiologe Ernst Mayr (1904 – 2005) hat 1964 anlässlich des 100. Geburtstags des Erscheinens von Darwins
Origin of Species
erstmals im Vorwort einer Faksimile-Ausgabe erwähnt, dass dieses Buch nicht eine, sondern mehrere logisch separate Theorien beinhaltet. In Mayrs letztem Werk lieferte der Evolutionsforscher eine ausführliche Begründung seines »Fünf-Theorien-Konzepts«, auf die

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