Tatsache Evolution
Artenbuch eine zentrale Frage noch völlig offen war: Wie alt ist die Erde? Ist sie alt genug, um die von Darwin und Wallace (1858) postulierten Antriebskräfte der Arten-Transformation ermöglicht zu haben? Sind die in diesem Kapitel genannten absoluten Alterswerte geologischer Zeiträume und Epochen, Jahrmillionen umfassend, korrekt? Diese Fragen sollen im nächsten Kapitel diskutiert und beantwortet werden.
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|156| 6. Evolutionszeit, die Geochronologie und das Alter der Erde
Der Begriff »Zeit« tritt uns im täglichen Leben in vielfachen Varianten entgegen. Man hört z. B. von der »Lebens-Zeit«, die einem Menschen statistisch betrachtet noch übrig bleibt, liest in Zeitungen von »Arbeitszeit-Börsen« oder von Empfehlungen , wie man über einen kostenpflichtigen »Zeit-Vertreib« seine Langeweile bekämpfen kann. Bibeltreue Evolutionsgegner fordern seit Jahren eine »Zeitmaschine«, mit der in die Vergangenheit gereist werden kann, um z. B. im Devon den Übergang vom urtümlichen Fisch zum ersten Amphibium »beobachten « zu können – ihrer naiven Ansicht zufolge soll nur das direkt durch Beobachtung und Experiment Zugängliche wissenschaftlich bedeutsam sein. Manche Menschen beklagen, mit zunehmendem Lebensalter würde »die Zeit« immer rascher verlaufen, Jugendliche »lassen sich Zeit«, um eine Berufsausbildung zu beginnen, da sie ja noch eine unermesslich lange »Zeitspanne« vor sich haben. Für kranke Menschen ist »die Zeit bald abgelaufen«, wenn das Ableben (der Tod) in greifbare Nähe rückt.
Die zuletzt genannten »Zeiten« haben einen direkten Bezug zur Evolution der Organismen, die sich in
Generationen-Abfolgen
abspielt. Wie wir in unserem Mozart-Kapitel 2 gesehen haben , beträgt die Generationszeit beim Menschen etwa 25 Jahre. Pro Jahrhundert können somit durchschnittlich vier Generationen einander folgen (Urgroßeltern-Großeltern-Eltern-Kinder ). Daraus ergibt sich eine allgemeine Regel: »Die Uhr der Evolution tickt in der biologischen Einheit ›Generationen‹ (Evolutionszeit)« (Kutschera 2001, 2008 a). Wo aber ist der »Anfang der Zeit« anzusetzen? Anders formuliert: Zu welchem »Zeitpunkt« fing alles an? Da der Evolutionsbiologe die Stammesentwicklung der Organismen der Erde zu ergründen versucht (extraterrestrische Lebewesen sind bis heute unbekannt), stellt sich uns primär die Frage nach dem Alter der Erde.
Abb. 6.1: Die Erde und der Mond, vom Weltraum aus betrachtet, in einer Darstellung aus dem Jahr 1881. Zum Alter des Blauen Planeten und seines Trabanten gab es damals nur grobe Abschätzungen. Der weiße Punkt in der Erde veranschaulicht die heute widerlegte Theorie einer Mond-Absonderung von der noch jungen, flüssigen Erde. Diese Vorstellung wurde von George Howard Darwin (1845 – 1912), dem zweiten Sohn des großen Biologen, damals vertreten und fand Eingang in die Fachbücher.
In Abb. 6.1 ist eine klassische Zeichnung unseres Planeten, gemeinsam mit dem nach der Darwinschen Theorie entstandenen Mond, wiedergegeben. Im Jahr 1881, als dieses Bild veröffentlicht wurde, war die Frage nach dem Alter des »Blauen Planeten« noch völlig offen. Nach Klärung des Erdalters drängt sich die Problematik des absoluten Alters des Universums auf: Auch zu diesem zentralen Problem gibt es heute verlässliche Antworten. In den nächsten Abschnitten sollen nach einer »Zeit-Reise« die Vorstellungen einiger moderner Kreationisten diskutiert werden. Danach wollen wir die für Darwin (1859/ 1872) unlösbare Frage nach dem
tatsächlichen
Erdalter beantworten und die geologische Zeitskala 2004/2008 darlegen.
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|158| Eine kurze Zeitreise und das Diluvium
In der »guten alten Zeit«, als Charles Darwin noch Student war (um 1830), hatten die Menschen im christlich geprägten Europa keine »Zeit-Probleme«. Die durchschnittlich 50 Jahre dauernde Lebenszeit war mit Arbeiten, Beten, Kinderaufzucht und dem damit verbundenen harten Daseins-Wettbewerb (
Struggle for Life
) ausgefüllt. Nur wenige reiche Bürger hatten das Problem, sich die Zeit mit Kartenspielen, Reiten, Vergnügungsreisen usw. vertreiben zu müssen. Erstaunlicherweise waren wohlhabende Personen, die wie Charles Darwin unentgeltlich als Naturforscher tätig waren, seltene Ausnahmeerscheinungen . Die arbeitende Bevölkerung, noch zum Großteil in der Landwirtschaft beschäftigt, war mit den von den Amtskirchen vorgegebenen »Biblischen Zeiträumen« zufrieden, auf die wir weiter unten eingehen werden. Wir
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