Tatsache Evolution
mit finanzieller Unterstützung der amerikanischen
Creation
Research Society
, Ende der 1990er-Jahre die RATE-Gruppe gegründet (Radioisotopes and the Age of the Earth). Die Ergebnisse dieser »Junge-Erde-Arbeitsgemeinschaft« sind in dem bereits zitierten Sammelband von Vardiman et al. (2004) dargelegt . Im »Prolog« dieser »Rate-Monographie« fasste der amtierende Präsident des ICR, John D. Morris (Sohn des ICR-Gründers ), die Dogmen seiner privaten »Forschungs-Gemeinschaft« wie folgt zusammen: »Das auf der Heiligen Schrift gründende Schöpfungsmodell der Erdgeschichte beinhaltet eine vor relativ kurzer Zeit erfolgte Erschaffung aller Dinge, an deren Ende aus Gottes Sicht alles als ›sehr gut‹ (1. Mose 1.31) beurteilt wurde. Durch die Rebellion Adams kam die Schöpfung unter Gottes Bann (1. Mose 3, 19–24) und war nicht mehr so gut wie zuvor. Später, zu Lebzeiten Noahs, wurde die Welt durch die globale Flut umgestaltet. Wir leben und treiben unsere wissenschaftlichen Studien in einer Welt, die einst von einem intelligenten und allmächtigen Gott perfekt erschaffen wurde, die aber verflucht und überflutet wurde. Für einen an der Bibel orientierten Wissenschaftler sind diese großen weltweiten Geschehnisse wirkliche Geschichte und müssen die Basis für jede historische Rekonstruktion bilden.«
Im Weihnachtsheft (Dezember 2007) der ICR-Zeitschrift
Acts
&
Facts
(Vol. 36/12) fasste der RATE-Projektleiter L. Vardiman die wesentlichen Resultate dieser »sintflutgeologischen Forschungen« zusammen und formulierte drei offene Probleme. Die US-»Sintflut-Schöpfungsforscher« erkannten, dass ein radioaktiver Zerfall gewisser chemischer Elemente tatsächlich stattgefunden hat, aber während bestimmter Epochen der Erdgeschichte (d. h. während der »Schöpfungswoche«) millionenfach rascher erfolgt sei. Daher sind die geochronologisch ermittelten Alterswerte falsch – die Erde ist wenige Tausend und nicht Millionen Jahre alt! Aus diesen »Forschungsergebnissen « resultieren jedoch nach Ansicht des bibeltreuen »Sintflut-Geologen |167| « L. Vardiman (2007) drei gravierende Probleme: ein theologisches, ein physikalisches und ein Umwelt-Dilemma. Das theologische Problem kann wie folgt zusammengefasst werden. Der Ausdruck »beschleunigter radioaktiver Zerfall« für Prozesse in den Atomkernen während der »Schöpfungswoche« steht im Widerspruch zu »Gottes Wort, alles wäre sehr gut«. Die RATE-Gruppe konnte (angeblich) zeigen, dass der beschleunigte Zerfall während der »Genesis-Flut« stattgefunden habe. Dieser Widerspruch zwischen dem »sehr gut« des Schöpfers und dem »beschleunigten Zerfall« kann im Moment nicht gelöst werden (die RATE-Gruppe empfahl, den Begriff »Zerfall« gegen das Wort »Prozess« auszutauschen). Im Zusammenhang mit der Hitzeentwicklung, die ein millionenfach beschleunigter radioaktiver Zerfall während der Flut-Zeit mit sich bringt, ergibt sich das Problem, dass die Sintflut-Gewässer hätten verdampfen und die Erdkruste hätte schmelzen müssen. Die RATE-Forscher sind sich sicher, dass der beschleunigte radioaktive Zerfall nicht nur von Gott verursacht wurde – »Er« habe das Hitzeproblem klar erkannt. Wie dieses physikalische Dilemma zu lösen ist, bleibt zu ergründen. Das Umwelt-Problem ist jedoch das gravierendste. Wie konnten Noah und seine Familie die enorme radioaktive Strahlung, die der beschleunigte Atomkern-Zerfall »während der einjährigen Sintflut« mit sich gebracht hatte, ertragen? Nach Vardiman (2007) soll das Wasser als Schutzfilter fungiert haben. Die ICR-Diluvianer geben allerdings zu, dass diese Erklärung unbefriedigend ist. Zur Veranschaulichung dieser Thesen soll nochmals auf die Abbildung 6.3 verwiesen werden.
Dieser wörtlich verstandene biblische Schöpfungsglaube (Junge-Erde-Kreationismus), kombiniert mit ausgewählten wissenschaftlichen Fakten, führt zu den oben geschilderten
Absurditäten
, die nur noch als eine
Pervertierung
des logisch-rationalen Denkvermögens bewertet werden können. Charles Darwin, Rudolf Bommeli und viele andere Denker und Forscher aus dem »Zeitalter der Dampfmaschinen« würden sich buchstäblich »im Grabe umdrehen«, wenn sie wüssten, dass noch im Dezember 2007 ein derartiger Unsinn im Zusammenhang mit der Theorie der biologischen Evolution verbreitet wurde.
|168| Nach diesem Exkurs in die bizarre Gedankenwelt der modernen Evolutionsgegner, den ich der medienwirksamen Verbreitung dieser abstrusen Thesen wegen
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