Tatsache Evolution
hier aufgenommen habe (s. Internet-Seiten von W+W bzw. dem ICR) wollen wir wieder zum Hauptthema zurückkehren. Welches Erdalter wurde zu Darwins Zeit von den logisch-rational denkenden Forschern angenommen?
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Charles Darwin, Lord Kelvin und der Grand Canyon
Im Dezember 2003 beschwerten sich führende US-Geologen, wie z. B. der Präsident der
Geological Society of America
und der
American Geophysical Union
beim Vorstand des
Grand Canyon
National Park
im Bundesstaat Arizona über ein Verkaufsangebot . Im Bookstore des Nationalparks wurde unter der Rubrik »Wissenschaft« eine Broschüre (booklet) mit dem Titel
Grand
Canyon: A Different View
angeboten, in dem einige Artikel führender US-Kreationisten abgedruckt sind. Deren Botschaft lautete wie folgt: Die gewaltigen Wände des Canyons (Abb. 6.4) sollen ein Register der »Sechs Schöpfungstage« darstellen – diese Ereignisse fanden vor »einigen tausend Jahren« statt. Zahlreiche wissenschaftliche Studien haben jedoch zweifelsfrei belegt, dass der Colorado River im Verlauf der vergangenen 20 Millionen Jahre diesen ca. 1,6 km tiefen »Einschnitt« in die Landschaft »gesägt« hat (die »Einkerbe-Rate« betrug etwa 166 bis 411 m per Mio. J.). Diese Vorgänge waren mit einer durch Plattentektonik (s. Kapitel 7) verursachten langsamen Anhebung des Colorado-Plateaus verbunden (Atkinson und Leeder 2008). Von unten bis zum oberen Rand gemessen werden dort etwa 1800 Mio. J. dokumentierte Erdgeschichte freigelegt. Mit dem Argument, dass die angebotene Kreationisten-Broschüre einen extremen christlich-religiösen Standpunkt vertrete, der nichts mit der Naturwissenschaft Geologie zu tun habe, wurde die Schrift der US-Diluvianer zumindest aus dem Fach »Science books« entfernt . Diese Debatte zum Erdalter, die noch vor einigen Jahren weltweit für Schlagzeilen gesorgt hat, soll die Aktualität der hier diskutierten Frage nochmals verdeutlichen.
Abb. 6.4: Foto des Grand Canyon im US-Bundesstaat Arizona. Im Verlauf von etwa 20 Millionen Jahren grub der Colorado River (Rinne in der Bildmitte) die gewaltigste Schlucht aller Kontinente der Erde in das sich gleichzeitig hebende Plateau. Hiermit wurden weite Sediment-Formationen freigelegt und einer wissenschaftlichen Analyse zugänglich gemacht (Originalaufnahme).
Der Geologe Charles Darwin hat den Grand Canyon (Abb. 6.4) nicht besuchen können – zu Lebzeiten des Naturforschers herrschte dort noch weitgehend Wildnis. Betrachten wir heute diese eindrucksvollen Schluchten, freigelegte Sedimentformationen darstellend, so erfasst uns ein intuitives Gefühl für die unvorstellbar großen geologischen Zeiträume (Äonen,
deep time
). Beim Abstieg in die gigantische, aus Klippen und Schluchten bestehende Landschaft erfüllt den Naturforscher eine Art (nicht religiöse) »Ehrfurcht« vor den »ewigen« physikalischen Kräften und unermesslichen Zeitspannen in der Natur.
In seinem Hauptwerk diskutierte Darwin (1859/1872) die damals aktuelle Debatte zum Erdalter. In Kapitel X (On the Imperfection of the Geologic Record) erörtert er die Frage, warum |170| es so wenige fossile Zwischenformen (
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) gibt und beantwortet dieses »Dilemma« mit seiner These, die Fossilfunde seien noch sehr lückenhaft. Wie wir in Kapitel 7 sehen werden, hatte Darwin mit dieser Einschätzung recht. Wir wissen aus Briefen des Jahres 1869, dass Darwin mit der damals noch offenen Frage nach dem tatsächlichen Erdalter große Probleme hatte – seine Schlussfolgerungen basierten auf der Annahme langer Zeiträume vor dem Beginn des Kambriums. Nach einer Besprechung des nachfolgenden Silur (s. Abb. 6.7) kommt Darwin (1859/1872) zu seiner Kernproblematik, die wie folgt übersetzt werden kann: »Wir kommen hier zu einem schwerwiegenden Einwand. Es erscheint zweifelhaft, ob die Erde in einem für Lebewesen bewohnbaren Zustand lange genug bestanden hat. Sir W. Thompson schlussfolgert, dass die Erdkruste vor 20 oder 400 Mio. J. verfestigt worden sei, aber wahrscheinlich sind auch 98 oder mehr als 200 Mio. J. Diese großen Differenzen zeigen, wie zweifelhaft diese Daten sind.« Für die Zeitspanne vom Kambrium bis heute führte Darwin (1859/1872) die damals abgeschätzten Werte von 60 oder 140 Mio. J. an. Diese Zitate zeigen, dass Charles Darwin in seinem »Artenbuch« das von heutigen Junge-Erde-Kreationisten (Diluvianern ) noch immer geglaubte »biblische Erdalter« überhaupt nicht mehr für erwähnenswert gehalten hatte. Als
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