Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
offensichtliche Vivien Leigh. Sogar mit Angelina Jolie hätte ich mich zufriedengegeben, obwohl ich ihr nie wirklich verziehen hatte, dass sie Brad Pitts Herz für immer in Beschlag genommen hatte. Apropos Brad: Ähnelte Sean ihm nicht auch ein wenig? Nein, er würde niemals ein Brad sein. Mit ganz viel Glück vielleicht ein Matthew McConaughey, aber niemals ein Brad Pitt.
»Tja, wer weiß?« Sean war zwar immer noch in Gedanken, doch seine Augen blitzten schelmisch auf. »Vielleicht auch an jemanden, den ich hasse.«
»Na, vielen Dank für die Blumen.« Ich trank einen Schluck Wein. »Wo wir gerade bei Leuten sind, die du hasst … Ich wollte dich die ganze Zeit schon fragen, warum ihr, du und Oscar, euch anscheinend so gar nicht mögt?«
»Hmmm … Oscar … eine schwierige Sache …«
»Warum? Ich finde ihn sehr nett.«
»Das ist er auch, nehme ich an. Er ist schon seit vielen Jahren mit Ursula befreundet, aber wir waren nie einer Meinung.«
»Warum nicht?«
Sean drehte seine Finger um den Stiel des Weinglases. »Wie ich schon sagte – es ist eine heikle Angelegenheit.«
»Komm schon, Sean, wir haben noch den ganzen Abend vor uns. Und unseren vergangenen Unterhaltungen nach zu urteilen, glaube ich nicht, dass wir beide so viele gemeinsame Gesprächsthemen haben, um die Zeit damit zu überbrücken.«
Sean grinste. »Das stimmt natürlich. Okay, ich bin mit Oscars Schwester ausgegangen.«
»Ah, jetzt verstehe ich.«
»Nein, das verstehst du nicht. Du weißt doch noch gar nicht, was ich sagen will.«
»Aber ich kann es mir vorstellen. Du hast ihr das Herz gebrochen, nicht wahr, und das kann Oscar dir nicht verzeihen?«
»Nein, eigentlich war es genau andersherum. Sie hat mir das Herz gebrochen.«
»Oh.« Ich bekam ein schlechtes Gewissen, weil ich ihn vorab verurteilt hatte. »Das tut mir leid.«
»Nicht nötig, es ist ja schließlich nicht deine Schuld, dass sie sich Hals über Kopf in einen amerikanischen Mistkerl verliebt hat.«
Da ich nicht wusste, was ich sagen sollte, schwieg ich lieber und hoffte, dass Sean fortfahren würde.
Was er jedoch nicht tat. Stattdessen nahm er wieder sein Weinglas zur Hand und trank es dieses Mal leer. »Mehr?«, fragte er mich, griff nach dem Wein und hielt den Flaschenhals über mein Glas.
»Nur ein wenig noch«, erwiderte ich, da ich ihm nach diesem Fettnäpfchen keine weitere Abfuhr erteilen wollte.
Die nächsten Minuten verbrachten wir schweigend. Höflich nippte ich an meinem Wein, während ich verstohlen die anderen Restaurantgäste musterte. Seans Interesse beschränkte sich allein auf den Inhalt seines Glases.
»Hör mal, du kannst es mir ruhig sagen, wenn ich mich verziehen soll, Sean – ich weiß, dass du damit kein Problem hättest«, ergriff ich schließlich die Initiative in dem Bestreben, die Situation ein wenig aufzulockern. Ich hoffte, er würde meine Bemerkung witzig finden und mein Lächeln erwidern. Was jedoch offensichtlich nicht der Fall war, da er einfach nur auf die Tischdecke starrte. Deswegen beschloss ich fortzufahren – viel schlimmer konnte es ja nicht mehr werden. »Aber warum sollte dich Oscar deswegen hassen? Es war doch nicht deine Schuld!«
Sean seufzte und setzte sein Glas bedächtig vor sich auf dem Tisch ab.
Sein Schweigen kam mir wie eine halbe Ewigkeit vor. Ich beobachtete, wie sich seine Miene nach und nach immer weiter verfinsterte, bis sie so düster war, dass ich fast schon erwartete, er würde seinen Wein auf mich kippen und aus dem Restaurant stürmen.
»Ich habe sie einander vorgestellt«, sagte er schließlich und sah mich an, blanke Wut im Blick. »Ich habe sie ihm auch noch vorgestellt!«
Ich wagte es nicht, auch nur ein Wörtchen von mir zu geben, deswegen fuhr Sean fort: »Rob war ein Arbeitskollege von mir. Die beiden hatten es ein paar Monate lang hinter meinem Rücken miteinander getrieben, bevor sie beschlossen, dass es das einzig Anständige sei, das Unanständige auch weiterhin zu tun – aber das so weit entfernt wie nur möglich. Sie sind in die Staaten gezogen. Er hatte bereits einen Job, zu dem er zurückkehren konnte, und sie hatte Familie dort, deswegen waren sie eines Tages einfach verschwunden. Das ist der Grund, warum Oscar und ich uns nicht vertragen. Seine Schwester hat mich betrogen, und was Oscar anging, so gab er mir dafür die Schuld, dass sie so weit wegzog.« Sean hielt einen Augenblick nachdenklich inne. »Also, Scarlett«, schloss er dann, beugte sich vor und sah mir in die Augen.
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