Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
sind, das Radisson, ist ganz zauberhaft.«
»Das Radisson! Du meine Güte, Scarlett – du musst doch wohl nicht etwa den Aufenthalt zahlen, oder?«
Ja – der Themenwechsel hatte funktioniert. »Nein, David, das wird schon übernommen. Keine Sorge.«
Es klopfte an meiner Tür.
»Oh, ich muss los; wir fahren jetzt zur Kirche. Ich melde mich ein andermal bei dir, David. Tschüss!«
Schnell legte ich auf.
Sean stand draußen vor der Tür.
»Komm rein«, rief ich, als ich die Tür öffnete. »Ich hole nur schnell meine Sachen.«
Ich packte meine Tasche und den Mantel, die auf dem Bett lagen, und drehte mich zu Sean um. »Hey, du hast ja einen Anzug an – anziehend!«
Sean trug ein dunkelviolettes, am Kragen nicht zugeknöpftes Hemd, dazu einen, wie ich vermutete, sehr teuren anthrazitfarbenen Anzug. Der Stoff glänzte dezent und stand ihm hervorragend.
David kaufte seine Anzüge im Tesco-Supermarkt, seitdem diese ins Sortiment aufgenommen worden waren. An dem Tag, an dem David erfahren hatte, dass man dort einen kompletten Anzug für gerade mal fünfundzwanzig Pfund bekommen konnte, hätte man meinen können, er habe den Lotto-Jackpot geknackt.
Jede Wette, dass Seans Anzug nicht mal von der Stange, geschweige denn aus einem Einkaufswagen stammte.
»Sorry, war ein schlechter Witz«, entschuldigte ich mich, als Sean nicht antwortete.
»Oh, tut mir leid. Klar«, erwiderte Sean schnell. »Du siehst auch toll aus. So … So …«
»So … was?«, fragte ich grinsend.
»So anders.«
»Ui, danke.«
»Nein, das meinte ich wirklich positiv. Ach, ich bin einfach schrecklich ungeschickt, was Komplimente angeht. War ich schon immer. Was ich eigentlich sagen wollte: Du siehst wunderschön aus, Scarlett.«
»Oh, ach so. Danke«, stotterte ich, während sich meine Gesichtsfarbe der des Kleides annäherte.
Etwas unbeholfen standen wir vor der Zimmertür.
»Vielleicht sollten wir jetzt besser aufbrechen«, erklärte ich schließlich. »Hast du uns ein Taxi gerufen?«
»Ja.« Sean warf einen Blick auf die Uhr. »Mittlerweile müsste es eigentlich da sein. Sollen wir unten warten?«
Gleichzeitig versuchten wir, durch die Tür zu gehen, und stießen dabei mit den Schultern aneinander.
»Entschuldigung. Ladies first«, erklärte Sean und streckte galant die Hand aus.
»Ich bin Ihnen sehr verbunden, Sir«, erwiderte ich und deutete einen kleinen Knicks an. Zum ersten Mal in meinem Leben gab ich mir Mühe, wie meine berühmte Namensvetterin zu klingen und mich auch so zu verhalten.
Sean verzog das Gesicht. »Du bist nicht gerade der Scarlett-O’Hara-Typ, nicht wahr?«
Mitten in der Tür blieb ich stehen. »Was soll das denn heißen?«
»Ich meine den Namen – Scarlett. Der Name an sich ist toll, aber das bist nicht wirklich du, oder?«
Ich starrte Sean an. Was um alles in der Welt wollte er mir damit sagen?
»Was würdest du denn vorschlagen, wie ich mich nennen soll?«, fragte ich ihn angriffslustig und trat wieder ins Hotelzimmer zurück. »Wenn du eine bessere Idee hast, solltest du es mich vielleicht jetzt wissen lassen, damit ich den Rest meines Lebens damit verbringen kann, mich an den neuen Namen zu gewöhnen.«
»Ruhig Blut.« Sean lachte beschwichtigend. »Vielleicht habe ich ja auch unrecht. Mir scheint, du verfügst sehr wohl über das O’Hara’sche Temperament. Du siehst definitiv rot, wenn dich jemand kritisiert. Möglicherweise ist das der Grund, warum dir das Kleid heute so gut steht.«
Das hätte ich mir ja denken können, dass sein freundliches Getue nicht von langer Dauer sein würde.
»Das ist es! So solltest du heißen!«
Ich riss die Augen auf, um ihm anzudeuten, dass ich keinen blassen Schimmer hatte, wovon er redete.
»Red. Rot.« Sean grinste breit. »So werde ich dich jetzt jedes Mal nennen, wenn du dich über irgendetwas aufregst.«
»Red«, wiederholte ich ungläubig. »Du willst mich Red nennen?«
Sean nickte.
»Prima«, erwiderte ich, drehte mich um und stolzierte zur Tür hinaus. »Aber frag mich bitte nicht, was ich dir dann jedes Mal innerlich alles an den Kopf werfen werde!«
Schweigend fuhren wir mit dem Aufzug nach unten. Es ging mir gehörig auf die Nerven, dass die Person, mit der ich unterwegs war, mich derartig an einen Schauspieler aus einem Kinofilm erinnerte. Eigenartig, denn für gewöhnlich war dies eines meiner Lieblingsspiele. Sean sah in seinem Anzug Brad Pitt in Ocean’s Eleven einfach zum Verwechseln ähnlich – was mir sehr
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