Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
ist alles, und darum will ich Dad, David und dir zeigen, wie falsch ihr mit eurer Meinung zum Thema Kinofilme liegt!« Ich schlug mir die Hand vor den Mund. Verdammt!
»Oh, das ist also der wahre Grund?«, fragte Maddie und zog eine Augenbraue hoch. »Wusste ich’s doch, dass da noch etwas anderes dahintersteckt!«
»Maddie, das ist nicht mehr wichtig«, erwiderte ich schnell, um mein Versehen zu überspielen. Außerdem musste ich zuerst das andere Missverständnis aufklären. »Ich betrachte Sean gar nicht als Filmstar – das ist doch albern.« Vielleicht war es zu Beginn so gewesen, doch jetzt musste ich Maddie diesbezüglich gar nicht mehr anlügen. Es war schon eine ganze Ewigkeit her, dass ich mir Sean zum letzten Mal als jemand anderen vorgestellt hatte. Mittlerweile war mir dies irgendwie vollkommen unmöglich geworden. »Er ist ganz anders als David, das ist alles. Sean ist …« Ein Lächeln huschte über mein Gesicht, als ich an ihn dachte. »Er ist witzig, spontan, großzügig und, na ja, eben alles das, was David nicht ist.«
»Scarlett«, erklärte Maddie mit mahnender Stimme, »du willst nicht verliebt sein – jedenfalls nicht im konventionellen Sinn –, du willst im Film verliebt sein.«
»Was ist so falsch daran?«, wollte ich sagen, hielt dann aber inne. »Warte mal, das kommt mir bekannt vor.«
»Was?«
»Das, was du gerade gesagt hast. Sag’s noch mal!«
»Was denn? Den Teil mit ›du willst nicht verliebt sein, du willst im Film verliebt sein‹?«
»Ja, genau.« Ich stützte das Kinn auf meine Hände. »Oh, es liegt mir auf der Zunge …«
»Was um alles in der Welt tust du da?«, fragte Maddie und musterte mich.
»Schlaflos in Seattle!« , schrie ich und schlug triumphierend mit der Handfläche auf den Tisch. »Das ist ein Zitat aus Schlaflos in Seattle ! Meg Ryans beste Freundin sagt ihr das, als sie sich zusammen Die große Liebe meines Lebens im Fernsehen anschauen!«
»Warte mal, ist das der Film mit Cary Grant und …« Maddie hielt inne. »Oh, sag schon, wer ist seine Filmpartnerin?«
»Deborah Kerr.«
»Genau. Er verabredet sich doch mit ihr, sich am Valentinstag oben auf dem Empire State Building zu treffen, und dann kann sie nicht hin, weil sie krank ist oder so ähnlich?«
»Weil sie gelähmt ist«, korrigierte ich Maddie und dachte wehmütig an den Film. » Schlaflos in Seattle ist eine ähnliche Geschichte. Ich mag beide Filme total gern.«
Maddie schüttelte den Kopf. »Jetzt steckst du mich sogar noch damit an! Was sagte ich gerade, bevor du wieder zu einem deiner Filme übergegangen bist?«
»Dass ich nur im Film verliebt sein will?«
»Stimmt, du hast recht. Was ich aber eigentlich sagen wollte, Scarlett: Zerstör dir nicht alles, was du zu Hause in der echten Welt hast, mit dem Hirngespinst, dein Leben wie in einem Kinofilm leben zu können. Das kannst du nämlich nicht! Das Haus in Notting Hill zu hüten sollte eigentlich nur ein Spaß sein; ich habe den Vorschlag gemacht, weil ich dachte, es würde dir mal ganz guttun, eine Weile aus allem rauszukommen und einen klaren Kopf zu kriegen. Allmählich frage ich mich jedoch, ob die Idee wirklich so gut war …« Sie hielt inne und nahm meine Hand. »Scarlett, bitte sei vorsichtig. Im echten Leben können Menschen verletzt werden – wohingegen sie im Film einfach links aus dem Bildrand verschwinden.«
»Vielen Dank für deine Sorge, Maddie«, entgegnete ich, und ein Teil von mir wusste, dass sie durchaus recht hatte. Ich musste Sean gegenüber vorsichtiger sein. »Ich weiß das sehr zu schätzen, wirklich. Aber ich habe nicht vor, irgendjemanden aus meinem Leben verschwinden zu lassen, weder links aus dem Bildrand noch sonst irgendwie.« Ich zog meine Hand zurück. »Was das Leben wie in einem Kinofilm angeht, möchte ich aber doch darum bitten, mir eine andere Meinung zuzugestehen. Auch wenn sich diese von deiner – und auch der von Dad und David – unterscheidet. Seit meiner Ankunft in Notting Hill habe ich Beweise dafür gesammelt, dass ich sehr wohl wie in einem Kinofilm leben kann, sogar ganz problemlos. Und niemand wird dabei verletzt.«
19
U mringt von den anderen Brautjungfern, stand ich in der Eingangshalle des Hotels und wartete auf Maddie. Wir alle trugen lange Abendkleider aus purpurrotem Samt mit farblich dazu passenden Stolen, damit uns in der kühlen Nachtluft nicht kalt wurde. Wie Brautjungfern sahen wir aber eigentlich nicht aus. Die Kleider waren derart elegant, dass wir auch zu einer
Weitere Kostenlose Bücher