Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
glanzvollen Gala hätten gehen können, hätten wir nicht alle die gleiche Robe getragen.
Ich unterdrückte ein Gähnen – der Tag war lang gewesen, und das in vielerlei Hinsicht.
In aller Herrgottsfrühe waren die ortsansässigen Experten, die Maddie engagiert hatte, angerückt, um sich um unser Haar, die Nägel und schließlich noch um das Make-up zu kümmern.
Danach hatten wir uns die Zeit mit einigen Snacks und dem einen oder anderen Glas Sekt (aus rein medizinischen Gründen, wie Maddie erklärt hatte) die Zeit vertrieben, bis es so weit war. Vor etwa einer Stunde hatten wir uns dann umgezogen und standen seitdem herum. Zuerst in Maddies Hotelzimmer, dann im Hotelfoyer – stets bemüht, die Kleider nicht zu verknittern. Im Augenblick warteten wir auf die Pferdekutschen, die uns zur Trauung ins Dornröschenschloss bringen sollten.
Aber es gab noch einen weiteren Grund, warum mir der Tag endlos erschienen war. David war gegen ein Uhr eingetroffen, und ich hatte die freie Zeit zwischen den Friseur-, Maniküre- und Make-up-Terminen mit ihm verbringen müssen.
Wie immer war er mir gegenüber sehr aufmerksam gewesen, und wenn er nicht gerade am Handy hing und geschäftliche Telefonate führte, informierte er mich über sämtliche Fortschritte, die er während meiner Abwesenheit im Haus erzielt hatte.
Außerdem war er sehr daran interessiert, meine Erlebnisse während der letzten Wochen zu erfahren. Deswegen lieferte ich ihm genau wie Maddie in der vergangenen Nacht eine sehr gekürzte und dennoch wahre Zusammenfassung meines bisherigen Aufenthalts in Notting Hill.
Mit Sean hatte ich den ganzen Tag über noch nicht gesprochen.
Zwar hatte ich ihn ein paarmal kurz gesehen, jedoch immer nur durchs Fenster, wie er draußen über den Hotelinnenhof wanderte. Wie David telefonierte er ununterbrochen mit dem BlackBerry oder schickte Textnachrichten.
Endlich kam Maddie ins Foyer herunter. Sie trug ein glitzerndes, elfenbeinfarbenes Hochzeitskleid, das bodenlang und mit einem bestickten Mieder versehen war. Die Ärmel waren aus Organza. Das Kleid hatte eine winzige Schleppe, die ein wenig ausgestellt war und den Rock wie die Schwanzflosse einer Meerjungfrau aussehen ließ. Ihr rotblondes Haar hing offen auf ihre Schultern, doch eine Seite war mit einem Perlmuttkamm aus dem Gesicht geschoben – was ebenfalls dazu beitrug, dass sie wie eine Meerjungfrau wirkte. Einige der anderen Hotelgäste brachen spontan in Applaus aus, als sie freudestrahlend und voller Eleganz zu uns schritt.
»Du siehst toll aus«, schwärmte ich, als ich ihr entgegenging. »Felix wird vor Stolz platzen, wenn er dich sieht!«
»Ich hoffe nicht!«, lachte Maddie. »Ich glaube nicht, dass wir für einen solchen Fall versichert sind.«
Ich musste ebenfalls lachen. Da war wieder die vertraute Maddie, die ich kannte.
»Du siehst aber auch fantastisch aus, Miss Scarlett. Deine zwei Verehrer werden sich im Morgengrauen duellieren, wenn sie dich sehen!«
»Hör auf damit, sei nicht so albern! Ich habe nur einen Verehrer hier, und das ist David.«
»Wir werden ja sehen …«, erwiderte Maddie.
»Scarlett, unsere Kutsche ist hier!«, rief eine meiner Brautjungfernkolleginnen von draußen herein.
»Ich komme!«, rief ich zurück. »Viel Glück«, wandte ich mich wieder an Maddie und umarmte sie, bemüht, ihr Kleid nicht zu verknittern. »Aber vor allem: Amüsier dich gut, ja?«
»Das werde ich«, antwortete Maddie. »Oder vielmehr: Das tue ich schon längst!«
Um neunzehn Uhr verließen wir das Hotel. Im Park waren immer noch viele Menschen unterwegs. Entweder wollten die Besucher noch die letzten Attraktionen genießen, bevor geschlossen wurde, oder auf den letzten Drücker Souvenirs kaufen.
Als wir in unseren Pferdekutschen über die Main Street USA fuhren, schienen die noch verbliebenen Besucher mit einer weiteren Parade zu rechnen; viele blieben am Rand stehen und schauten unserer Prozession zu.
Ich kam mir wie eine Königin vor, als ich den vorbeiziehenden Menschenmassen aus meiner golden-roten Kutsche heraus zuwinkte. Ich drehte mich zu Maddie um. Auch sie schien sich köstlich zu amüsieren, während sie gemeinsam mit ihrem Vater in der Kutsche hinter uns auf das Dornröschenschloss zusteuerte.
Das Schloss leuchtete in zartem rosa und lila Licht vor dem dunklen Nachthimmel auf und hatte etwas Unwirkliches. Eigentlich erinnerte es viel mehr an eine gigantische Geburtstagstorte; auf den Dächern der rosafarbenen Türmchen schien anstatt
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