Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
gefallen wäre. »Ähm, ja, ich erinnere mich.«
»Ach, und dann waren Sie natürlich Willy Wonka in Charlie und die Schokoladenfabrik – schon wieder eine Verbindung zu Schokolade!«
Halt endlich die Klappe, Scarlett! Was um Himmels willen brabbelst du da eigentlich?
Johnny lächelte mich wieder an.
Na ja, dieses Mal war es eher ein Grinsen.
Okay, er lachte mich aus.
»Stimmt«, erwiderte er und wurde plötzlich ernst. »Darüber habe ich noch nie nachgedacht. Aber andererseits habe ich auch den Schöpfer von Peter Pan gespielt und kann nicht behaupten, fliegen zu können. Einen Astronauten habe ich gespielt – und war noch nie im Weltall. Einen Mann mit Scherenhänden und einen mordenden Barbier – und dennoch kann ich weder Haare schneiden, noch habe ich je jemanden umgebracht. Oh, und wie Sie freundlicherweise vor einigen Minuten betont haben, habe ich einen Piraten gespielt. Aber wissen Sie was?«
Er kam auf mich zu und blieb direkt vor mir stehen und beugte sich zu mir vor, sein Gesicht ganz nah an meinem.
»Sie sind noch nie zur See gefahren?«, hauchte ich, beinahe unfähig zu sprechen. Er war so nah, dass ich sein Aftershave riechen konnte, das ganz köstlich von seiner so perfekten Haut zu mir herüberwehte. Das werde ich David zum Valentinstag schenken , dachte ich und fragte mich, ob es wohl sehr unverschämt wäre, mich nach der Marke zu erkundigen.
»Sie sagen es. Aber«, flüsterte er mir nun ins Ohr, »… als ich Don Juan DeMarco , den größten Liebhaber aller Zeiten, gespielt habe …«
Er richtete sich wieder auf und zwinkerte mir zu. Ein paar Sekunden stand ich sprachlos da, und er nutzte seine Chance und lief die Champs-Élysées hinunter, so schnell ihn seine Seefahrerbeine trugen.
Irgendwann hatte ich den ersten Schock und die Blamage meiner Begegnung mit Johnny Depp überwunden. Aber wie groß war bitte schön die Chance, Johnny Depp über den Weg zu laufen? Natürlich war mir bekannt gewesen, dass er eine Wohnung in Paris besitzt und mit einer Französin zusammen war, aber dennoch … Den restlichen Nachmittag verbrachte ich damit, mich wieder zu beruhigen, indem ich die komplette Touristennummer durchzog und versuchte, so viel wie möglich von einer Stadt zu sehen, wie man an einem Tag schaffen kann. Seit einem Schulausflug vor neun Jahren – ich war gerade mal fünfzehn – war ich nicht mehr in Paris gewesen. Damals war ich mit zwanzig anderen Teenagern umhergezogen. Heute dagegen war ich ganz allein unterwegs.
Ich besichtigte die Kunstausstellung im Musée d’Orsay und bewunderte die riesengroßen Bilder von Monet, die an den Wänden des Gebäudes hingen, das früher einmal ein großer Pariser Bahnhof gewesen war. Danach stattete ich Notre-Dame einen Besuch ab. Ehrfurchtsvoll stand ich im Inneren der großen gotischen Kathedrale und begriff allmählich, wie diese Victor Hugo zu seinem Roman inspiriert hatte, der später als Vorlage für diverse Filmadaptionen mit dem berüchtigten buckligen Bewohner gedient hatte. Anschließend machte ich mich auf nach Montmartre und spazierte inmitten der vielen Künstler, die Porträts von den unzähligen Touristen malten, durch das Viertel. Ich musste an Sean denken und fragte mich, ob er wohl irgendwelche künstlerischen Neigungen besaß. Vielleicht würde er mich zeichnen wollen, wie Leo es mit Kate in Titanic getan hatte – dann könnte ich eine weitere Filmszene meiner immer länger werdenden Beweisliste hinzufügen. Als mir dann aber wieder einfiel, was im Film nach dieser Zeichnung geschehen war, verwarf ich diese Idee schnell – ich hatte mit David im Augenblick ohnehin schon genug Probleme. Aber vielleicht konnten Sean und ich dem Moulin Rouge einen Besuch abstatten, solange wir noch hier waren, und uns eine Show ansehen. Ich war mir ziemlich sicher, dass wir nicht erst selbst singen oder uns von einem Trapez schwingen mussten, um dort irgendeine Filmszene zu erleben.
Schließlich endete mein Rundgang bei der Touristenattraktion schlechthin – beim Eiffelturm.
Als ich unter der gigantischen Eisenkonstruktion stand und mich umschaute, merkte ich, dass für einen späten Nachmittag im Februar noch sehr viele Menschen hier waren. Hauptsächlich Touristengruppen und Familien, doch auch Pärchen, viele, viele Pärchen.
Ach, natürlich, heute war ja Valentinstag! Diesen Tag konnte man wohl kaum romantischer verbringen als in Paris.
Ich gab mir Mühe, mich mit meinen Gedanken auf David zu konzentrieren. Mittlerweile müsste er
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