Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
der Film … Tom Hanks hat auch darin mitgespielt …«
»Hmmm …« Alex dachte angestrengt nach. »Ach, ich weiß – E-Mail für dich ! Da spielen beide mit!«
»Nein … der Filmtitel liegt mir auf der Zunge …«
»Schlaflos in Seattle« , antwortete ich schnell, bevor das Spielchen die ganze Nacht weiterging.
»Ja, klar!«, rief Helen erleichtert. »Das ist er! Aber da war Meg Ryan oben auf dem Empire State Building und hat gewartet, nicht wahr?«
»Eigentlich war es der Sohn. Aber die Situation ist durchaus vergleichbar.«
»Oh, wie schön! Warten Sie hier auf Ihren Ehemann?«
»Nein.«
»Auf Ihren Verlobten?«
»Nein.«
»Ihren Freund?«, fragte Helen hoffnungsvoll.
»Ja«, log ich, »auf meinen Freund.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich bringe ihn um, wenn er hier nicht bald erscheint.«
»Mit Recht – heute ist immerhin Valentinstag!« Helen schaute bewundernd zu Alex hinüber. »Am Valentinstag sollte man schließlich mit dem Menschen zusammen sein, den man liebt.«
Als hätte man mich daran erinnern müssen!
»Ich hoffe für Sie, dass er bald hier auftaucht. Ich finde es ja so romantisch, sich heute Abend hier mit jemandem zu treffen, nicht wahr, Alex?«
Alex nickte und warf Helen einen verliebten Blick zu. »Das ist es, mein Liebling.« Dann sah er wieder zu mir herüber. »Sie müssen den Kerl wirklich sehr lieben, dass Sie hier so lange auf ihn warten. Ich hoffe, er hat Sie verdient.« Er legte den Arm um seine zukünftige Frau. »Wir gehen jetzt besser, Helen.« Er lächelte mir zu. »Danke für das Foto! Ich hoffe, Ihr Freund taucht bald auf!«
»Ja, Sie dürfen Ihre Liebe niemals aufgeben«, erklärte Helen verträumt. »Auf Wiedersehen!«
Ich sah den beiden hinterher, wie sie eng umschlungen fortgingen, und fühlte mich plötzlich sehr einsam.
Wie hatte ich bloß so dumm sein können? Ich hätte den Valentinstag mit einem Mann in Paris verbringen können, der mich wirklich liebte, der mich heiraten und den Rest seines Lebens mit mir verbringen wollte. Stattdessen war ich den ganzen Tag in überzogen teuren Taschenläden herumgelaufen, hatte allein die Stadt erkundet und mir auf der Spitze einer französischen Touristenfalle den Hintern abgefroren. Obwohl … da war ja auch noch der Zwischenfall mit Johnny Depp … Ich schüttelte den Kopf. Nein, selbst diese Begegnung hatte sich zur Katastrophe entwickelt.
Falls mein Leben tatsächlich ein Film wäre, würde ich mich genau in dem Augenblick umdrehen, in dem der Aufzug zum letzten Mal an diesem Abend nach oben gefahren kam. Wenn sich die Türen öffneten, würde Sean mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck vor mir stehen und mir eine wunderbare Geschichte erzählen, wie er durch irgendein dramatisches Ereignis aufgehalten worden sei – zum Beispiel durch einen Banküberfall, eine Bombendrohung oder Ähnliches.
Ich drehte mich um, und tatsächlich: Just in diesem Augenblick kam der letzte Aufzug für heute Abend an. Hoffnungsvoll beobachtete ich, wie sich die Türen öffneten … Im Lift stand ein Mann … doch leider war es nur der Fahrstuhlführer, der tatsächlich eine Art Verzweiflung ausstrahlte – die jedoch anderer Natur war.
Ich warf einen letzten Blick über die Pariser Skyline, bevor ich den Fahrstuhl betrat und mich neben ihn stellte. Während wir darauf warteten, dass die letzten verbliebenen Besucher zusammengetrommelt wurden, musterte ich verstohlen den Mann in der Uniform, der mir gegenüberstand. Er war mittleren Alters, bekam allmählich eine Glatze, schielte auf einem Auge und hatte einen ordentlichen Bierbauch, der über seinen Ledergürtel quoll. Er roch nach Tabak und Möbelpolitur, was ich auf ein billiges Aftershave schob. Er grinste mich an und entblößte dabei seine vom Nikotin gelblich verfärbten Zähne. Höflich erwiderte ich sein Lächeln, schaute dann aber lieber schnell weg. Vorher jedoch fiel mein Blick noch auf das Namensschild, das vorne an seinem Overall hing. Meine Befürchtungen von eben schienen sich zu bestätigen: Offensichtlich würde ich den Abend tatsächlich mit einem Franzosen namens Pierre verbringen.
Während mich der Aufzug sicher nach unten brachte und ich mich in eine beinahe menschenleere Metro setzte, konnte ich an nichts anderes denken als an die Tatsache, wie katastrophal dieser Abend fehlgeschlagen war. Ich war mir so sicher gewesen, dass Sean mich auf der Spitze des Eiffelturms treffen würde, dass ich mir keinerlei Gedanken darüber gemacht hatte, was passieren würde,
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