Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
eben im Restaurant. Plötzlich fiel mir meine Nachricht wieder ein. Verdammt – er würde sie entdecken, wenn er später zurückkehrte! Wenn ich doch nur in sein Zimmer käme und sie zurückholen könnte! Wenigstens würde ich dann nicht ganz so dumm dastehen. Sean würde mich bis an mein Lebensende damit aufziehen, wenn er mitbekäme, dass ich den ganzen Abend über wie bestellt und nicht abgeholt auf dem Eiffelturm gesessen hatte.
Ich richtete mich auf und sah mich in meinem Zimmer um.
Hmmm … was hatte ich zur Verfügung, das flach genug war, um es unter seiner Tür durchzuschieben? Wo war ein Lineal, wenn man mal eins brauchte?
Ich durchwühlte meinen Koffer auf der Suche nach etwas Passendem. Schuhe – zu hoch. Kamm – zu kurz. Augenblick mal, mir fällt da gerade etwas ein. Ich kramte auf dem Boden meines Koffers unter dem Brautjungfernkleid, das ich vorsichtig wieder in die Schutzhülle verfrachtet hatte, und fand, wonach ich gesucht hatte.
Ich hatte die Verkehrsanfänger-Schilder gekauft, um sie Maddie bei ihrer Junggesellinnenparty ans Kleid zu heften, doch leider war eines der anderen Mädchen schneller gewesen und hatte seine Schilder verteilt. Zu dem Zeitpunkt war ich ein wenig beleidigt gewesen – immerhin war ich die erste Brautjungfer! Jetzt aber konnte ich die Schilder für weitaus wichtigere Zwecke nutzen – wofür ich außerordentlich dankbar war.
Ich schlich mich aus meinem Zimmer und klopfte vorsichtig an Seans Tür, für den Fall, dass mir seine Rückkehr entgangen sein sollte. Dann rannte ich in mein Zimmer zurück und presste das Ohr an die Innenseite meiner Tür. Das Letzte, was mir jetzt noch gefehlt hätte, wäre gewesen, Sean von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen.
Erleichtert, dass im Zimmer nebenan kein Mucks zu hören war, schlich ich nach etwa einer Minute wieder in den Flur. Nachdem ich einen prüfenden Blick in beide Richtungen geworfen und mich versichert hatte, dass die Luft rein war, kniete ich mich auf den Flurboden und versuchte, unter dem winzigen Spalt unter Seans Tür hindurchzuspähen.
Ich sah absolut nichts, geschweige denn, ob die Nachricht dort überhaupt noch lag. Darum schob ich nun eines der Schilder durch den Spalt, was zu meiner großen Überraschung sogar klappte. Langsam bewegte ich das Schild unter der Tür von einer Seite zur anderen, bis ich spürte, dass das Schild gegen etwas stieß. Endlich, meine Nachricht! Ich versuchte, das Schild auf das Blatt Papier zu schieben, und zog es dann in meine Richtung. Doch der Versuch schlug fehl, und die Nachricht blieb auf der anderen Seite der Tür liegen.
»Können wir Ihnen behilflich sein?«, ertönte eine Stimme hinter mir.
Ich erstarrte und drehte mich schließlich ganz langsam um. Vor mir stand ein älteres Ehepaar, das mich verwundert anstarrte. Die beiden trugen elegante Abendkleidung und schienen ausgegangen zu sein.
»Haben Sie sich aus Ihrem Zimmer ausgeschlossen, meine Liebe?«, fragte die Dame und sah mich über den Rand ihrer Brille hinweg an. Ihr schlohweißes Haar war oben auf ihrem Kopf fest zu einem Dutt hochgesteckt, der in dem fluoreszierenden Flurlicht hinter ihr wie ein Heiligenschein aufleuchtete.
»Ähm … nein.« Ich starrte auf das Verkehrsanfänger-Schild, das ich immer noch in der Hand hielt. »Ähm … die beiden haben gerade geheiratet und … wir dachten, es sei lustig, wenn sie morgen früh diese Schilder in ihrem Zimmer finden würden. Ja, genau so ist es … verstehen Sie?« Mühsam rappelte ich mich hoch.
»Oh«, sagte der Mann, der beinahe kahl war, und räusperte sich. »Natürlich verstehen wir das, nicht wahr, Marion?«
Marion warf mir einen zweifelnden Blick zu, dann beugte sie sich zu mir herüber und flüsterte mir ins Ohr: »Die Sache ist nur die, meine Liebe, ich glaube nicht, dass heutzutage noch viele unerfahren sind …«
»Ach?«
»Jedenfalls war ich in meiner Hochzeitsnacht keine Anfängerin mehr«, sagte sie und zwinkerte mir zu. »Aber machen Sie sich nichts draus – der Gedanke zählt.« Sie hakte sich bei ihrem Ehemann ein. »Komm, Gilbert – sollen wir noch einmal so tun, als sei heute unsere Hochzeitsnacht?« Gilberts Miene ließ erahnen, dass er dem Vorschlag nicht abgeneigt war.
»Gute Nacht und einen schönen Abend noch!« Marion zwinkerte mir wieder zu. »Ich jedenfalls werde ihn genießen!«
Sprachlos starrte ich dem betagten Pärchen hinterher, das Arm in Arm von dannen zog und sich dabei gegenseitig stützte.
Ich schüttelte den
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