Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
jetzt, Jen, ahnst du vielleicht, wie ich mich gefühlt habe, als du mit dem Ami abgehauen bist!«
Se-an, Se-an! , hätte ich ihn am liebsten angefeuert.
Eine Tür wurde zugeknallt, dann herrschte Stille. Insgeheim freute ich mich für Sean – diesen Kampf hatte er definitiv gewonnen.
Meine Euphorie war jedoch nicht von langer Dauer, da mir bewusst wurde, dass ich immer noch in diesem Wandschrank steckte. So langsam wurde es hier drin ganz schön heiß und stickig, und meine Beine, die immer noch über Seans Koffer gegrätscht waren, verkrampften sich allmählich. Wie zum Teufel sollte ich hier bloß herauskommen?
Hmmm … Ich dachte kurz nach. Einmal angenommen, dass Sean gleich ins Bett gehen würde – dann müsste ich einfach nur so lange warten, bis er eingeschlafen war. Was aber, wenn er vor dem Zubettgehen erst noch seine Kleidung in den Schrank hängen würde? Panik stieg in mir auf. Aber nein, das würde nicht passieren. Männer hängten niemals ihre Sachen auf Bügel. Sie ließen sie einfach über einer Stuhllehne oder eher noch auf einem Haufen auf dem Boden liegen.
Aber falls er den Schrank vor dem Schlafengehen nicht mehr öffnen würde und ich tatsächlich so viel Glück haben sollte, dass er einschlief, ohne mich zu entdecken, wie um alles in der Welt sollte ich dann in mein Zimmer zurückkommen? Ich konnte ja nicht einfach zur Tür hinausspazieren – denn selbst wenn ich es bis nach draußen schaffen würde, hätte ich immer noch keine Schlüsselkarte bei mir, um wieder zu mir zu kommen.
Ich hörte, wie Sean vor dem Schrank auf und ab lief, bevor er etwas murmelte, das wie »Was ist das denn?« klang. Dann raschelte Papier.
O nein. Meine Nachricht!
»Triff mich heute Abend am Valentinstag auf der Spitze des Eiffelturms …« Seans Stimme verhallte. »O Scarlett«, sagte er schließlich sanft.
Ich lauschte angestrengt und presste mein Ohr an die Schranktür, doch ich hörte nur, wie sich eine Tür öffnete und wieder schloss.
Was macht er denn jetzt?, fragte ich mich ungeduldig. Dann fiel der Groschen …
Schnell stieß ich die Schranktür auf und rannte zum Balkon. Durch meine geöffnete Balkontür hörte ich, wie Sean bei mir anklopfte.
Wenn ich nicht öffnete, glaubte er mit ein wenig Glück vielleicht, dass ich schlief, und würde mich in Ruhe lassen, hoffte ich inständig, während ich mich wieder ans Regenrohr klammerte.
Scheinbar hatte Sean das Klopfen aufgegeben.
Puh …! Vorsichtig schwang ich das Bein zu meinem Balkon hinüber. Ich wollte gerade das andere nachziehen, als ich Robbie Williams’ Stimme vernahm – »Let me-ee … entertain youuu …« , plärrte es aus meiner Tasche.
Verdammt, jetzt rief mich Sean auf meinem Handy an.
Schnell schwang ich mein Bein über den Abgrund und griff in die Gesäßtasche meiner Hose, als Sean auf seinem Balkon erschien.
Er starrte auf sein Handy, dann starrte er ungläubig zu mir herüber. »Was tust du da?«, fragte er mich erstaunt. »Ich habe gerade an deine Tür geklopft. Weil du nicht aufgemacht hast, habe ich angenommen, du seist noch unterwegs.«
»Das war ich auch – na ja, ich war hier draußen und habe telefoniert … mit David. Ich habe es gar nicht klopfen hören. Ich muss gerade aufgelegt haben, als du mich angerufen hast.«
»Aha, verstehe. Geht es dir gut, Scarlett? Du siehst ein wenig … mitgenommen aus?«
»Alles in bester Ordnung.«
»Hattest du einen schönen Abend?«
»Er war … okay«, erwiderte ich zögerlich.
»Weil ich nämlich gerade das hier gefunden habe.« Sean wedelte mit meiner Nachricht.
»Ach, das …«
»Es tut mir wirklich leid. Ich bin erst seit ein paar Minuten von meinem … Meeting zurück und habe es vorher nicht gesehen.«
»Ach, keine Sorge«, erwiderte ich mit einem Schulterzucken. »Eigentlich war es auch eher ein Scherz. Eine weitere Filmszene, die ich meiner Liste hinzufügen wollte.«
»Oh.« Sean sah bedächtig auf das Blatt Papier hinunter. »Hör mal, willst du noch kurz zu mir herüberkommen, oder soll ich zu dir kommen? Ich finde es ein wenig albern, mich so von Balkon zu Balkon mit dir zu unterhalten.«
»Ich komme zu dir.« Ich war erleichtert, aber auch ein wenig verwundert über die Tatsache, dass Sean mich gar nicht mit der Eiffelturm-Sache aufzog. Vielleicht bewahrte er sie sich sozusagen als Krönung bis zum Schluss auf, wenn er erfuhr, dass ich den ganzen Abend dort oben allein verbracht hatte.
Ich packte erneut die Regenrinne und schickte mich an, zu Sean
Weitere Kostenlose Bücher