Tatsächlich Liebe in Notting Hill: Roman (German Edition)
erkundigte ich mich höflich. »Gab es irgendwelche Probleme?«
»Nein, nein, es gab keine Probleme. Hör mal, ich habe dich eben gefragt, ob du schon etwas gegessen hast. Soll ich dir etwas bestellen?« Er beugte sich über die Schreibtischplatte und griff nach der Karte des Roomservice.
»Nein, danke, ich habe oben auf dem Eiffelturm eine Kleinigkeit gegessen.«
Verdammt, ich wollte dieses Thema doch nicht mehr ansprechen!
»Du warst also längere Zeit dort oben?«
»Eine Weile … Vielleicht bin ich doch ein wenig hungrig.« Ich nahm Sean die Speisekarte aus der Hand und studierte sie, um möglichst schnell dieses peinliche Thema zu wechseln.
Sean nahm mir die Karte jedoch wieder ab und ging vor mir auf die Knie.
»Hey, ich war gerade dabei, die Karte zu lesen!«, beschwerte ich mich und versuchte, sie ihm wieder wegzunehmen.
Sean wedelte eine Armlänge von mir entfernt mit der Karte. »Du bekommst sie nicht zurück, bevor du mir nicht meine Fragen beantwortet hast.« Ernst sah er mich an. »Warum hast du mich gebeten, dich dort oben zu treffen, Scarlett?«
»Das habe ich dir doch schon gesagt. Da gibt es diese Filmszene, in der …«
»Vergiss doch mal die Kinofilme. War das der einzige Grund?«
Ich sah zu Sean hinunter, dessen Blick starr auf mein Gesicht gerichtet war und der mich keine Minute aus den Augen ließ. »Keine Ahnung«, erwiderte ich schnippisch. »Welchen anderen Grund sollte es denn geben?«
Sean schloss einen Moment lang die Augen, seufzte und sprang wieder auf. »Ich hatte gehofft, genau das vielleicht von dir zu hören, Scarlett.« Jetzt war er derjenige, der zum Fenster hinüberlief und mir den Rücken zuwandte.
»Vielleicht verrate ich es dir aus demselben Grund nicht, aus dem du mir nicht sagst, dass Jen deine Exfreundin ist?«
Ich merkte, wie sich Seans Rücken versteifte, bevor er sich wieder zu mir umdrehte.
»Du hast es gehört?«
Ich nickte. »Ich habe alles gehört, Sean. Ich weiß auch, dass sie diejenige ist, von der du mir in Glasgow erzählt hast – die Frau, die dir das Herz gebrochen hat.«
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich das nicht erwähnt habe«, erwiderte Sean. »Das klingt eher, als habe Oscar es dir erzählt.«
»Mit Oscar habe ich noch nie über dich und Jen geredet.«
»Oh.«
»Es ist aber auch nicht weiter wichtig«, erwiderte ich, stand auf und gesellte mich zu ihm ans Fenster. »Es macht mir nichts aus, wenn du dich mit deiner Ex treffen möchtest, wenn sie zufällig in der Stadt ist. Warum auch?«
Sean zuckte mit den Schultern. »Es war gar nicht meine Absicht, mich mit ihr zu treffen. Als ich sie um Hilfe bat, nahm ich an, sie sei in New York und nicht etwa in Paris. Ich hatte ganz vergessen, dass sie zur Fashion Week herkommen würde. Was mich betrifft, so wäre ich heilfroh gewesen, sie nie wiedersehen zu müssen. Es war schon schlimm genug, überhaupt mit ihr zu telefonieren.«
»Warum hast du es dann getan?« Wir standen einander gegenüber, und nun war ich diejenige, die zu ihm aufsah und ihm in die Augen schaute. »Warum hast du sie überhaupt angerufen?«
»Für dich, Scarlett, das weißt du doch. Ich habe meinen verdammten Stolz hinuntergeschluckt und meine Exfreundin angerufen, um dir zu helfen.«
Während er sprach, kamen wir uns immer näher. Ich hätte zurückweichen, mich zurückziehen sollen, bevor etwas geschah, das ich noch bereuen würde. Aber ich konnte nicht – Seans durchdringender Blick schien mich zu lähmen. Er schien bis in mein tiefstes Inneres vorzudringen – was ich niemals hätte zulassen dürfen.
»Jetzt habe ich dir die Wahrheit über Jen verraten, womit nun du an der Reihe bist, Scarlett«, erklärte Sean leise, ohne den Blick von mir abzuwenden. »Warum hast du mir diese Nachricht geschrieben?« Er zog den zusammengefalteten Zettel aus der Hosentasche und hielt ihn mir vor die Nase.
»Ich wollte sehen, ob du kommst.«
»Warum? Du weißt doch, dass ich gekommen wäre, wenn ich gekonnt hätte. Ich hätte dich doch niemals mutterseelenallein dort oben sitzen lassen!«
»Nein, ich meine … ach, keine Ahnung, was ich meine, Sean! Ich wollte mir einfach nur etwas beweisen.«
»Dann lass es mich dir auf andere Weise beweisen.« Sean ließ den Zettel fallen, und gemeinsam sahen wir zu, wie er auf den Teppich hinunterflatterte. In perfektem Einklang schauten wir auf und sahen einander in die Augen. Sean hob die Hand und strich mir zärtlich über die Wange. Als er mich berührte, schloss ich die Augen –
Weitere Kostenlose Bücher