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Taubenkrieg

Taubenkrieg

Titel: Taubenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Lüpkes
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Großgrundbesitzer-Lady!«, grinste Kalle. »Da bin ich aber mal sehr gespannt!«
    »Wir werden es so aussehen lassen, als hätten Sie den Kontakt zu ihr hergestellt. Sie hat sich heute beim Telefonat auf Ihren Namen berufen.«
    »Scheiße, wenn das mal gut geht. Ihr hättet mich fragen sollen!«
    »Sie waren nicht zu erreichen.«
    »Mein Handy ist im Arsch.« Kalle schien nicht begeistert zu sein. Zu Recht, wenn Wencke es verbockte, war auch er geliefert. Doch umso mehr würde er sich anstrengen, Wencke zu integrieren. »Wir haben gesagt, sie sei die Nichte einer Ihrer ehemaligen Zellengenossen. Und Sie haben ihr Bescheid gegeben, dass sich jemand eventuell für ihr Grundstück interessiert.«
    »Das hätte ich mit dem Presi* absprechen müssen. Ihr Bullen stellt euch das immer so simpel vor! Da kann man nicht einfach so jemandem Bescheid geben   …«
    »Aber Ihr Handy ist doch kaputt. Die Nummer Ihres Bekannten kennen Sie auswendig, die von
Mighty Mäxx
nicht. So einfach ist das!«
    »Für solche Fälle gibt es dann immer noch den Pony-Express*…« Kalle schnaubte wütend, protestierte aber nicht weiter.
    Es klopfte an der Tür, und Boris ließ Wilkens und Fuchs mit ihren zahlreichen schweren Koffern eintreten. Die beiden Kollegen von der Technik waren aus Hannover mitgekommen und seit einer halben Stunde damit beschäftigt, ihre Anlage im Schlafzimmer der Hotelsuite aufzubauen. Um die Ecke waren inzwischen Verstärker, Computer, Mischpult und GPS aufgetürmt. Sogar ein Spektiv mit Nachtsichtfunktion hatten sie ans Eckfenster gestellt, es war auf das verwilderte Grundstück ausgerichtet, das sich weiter nördlich des Ziegelsees befand. Wenn |78| alles glatt lief, würde dies in den nächsten Tagen das neue Zuhause von Wencke sein. Die vielfache Vergrößerung zeigte, dass es sich hierbei nicht gerade um eine barocke Parklandschaft handelte und man statt über englischen Rasen eher über Müllberge würde wandeln müssen.
    Boris ließ den Laptop hochfahren und brachte den Beamer in Position. Die großzügige Eck-Suite, die sie sicherheitshalber unter falschem Firmennamen gebucht hatten, glich inzwischen einer 1a-Einsatzzentrale. Kaffee und Gebäck hatten sie auch bereitgestellt. Es fehlte nur noch Wencke.
    »Wissen Sie eigentlich etwas über den Brand?«, fragte er Kalle, dem das Nichtraucherschutzgesetz augenscheinlich mächtig zu schaffen machte, seine gelben Finger suchten nach etwas zum Festhalten, griffen die Ecke der Tischdecke, ein Wasserglas, einen bereitliegenden Stift. »Wer steckt dahinter?«
    »Das müsst ihr doch wissen. Schließlich waren eure Jungs vor Ort, wenn ich richtig informiert bin.«
    Scherzkeks. »Wenn Sie so gut informiert sind, wissen Sie auch, dass der eine von ihnen mit Brand- und Schnittverletzungen in die Helios-Klinik gebracht werden musste. Der andere ist wegen des Schocks noch immer nicht ansprechbar.«
    Kalle grunzte. »Zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort, würd ich mal sagen.«
    »Denken Sie, die
Devil Doves
haben selbst die Brandsätze geworfen?«
    »Kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Da drinnen hingen jede Menge Kutten*, und die sind meinen Brüdern heiliger als ihr eigener Schwanz.« Er lachte, worüber, war nicht ganz klar, ihm selbst womöglich auch nicht. Kalle war ein komischer Typ. Undurchschaubar für Boris, auch nach zehn Semestern Soziologie. Wahrscheinlich harmlos und bestimmt nicht dumm, aber seltsam. »Ich glaub ja sowieso nicht, dass es |79| hier um Revierkämpfe geht. Aber ihr oberschlauen Typen aus der Abteilung Recht und Ordnung wollt ja unbedingt ’ne Katastrophe anzetteln.«
    Boris hätte ihm zugestimmt, wenn er sich frei hätte äußern können. Doch in seiner Funktion als LK A-Mann musste er so tun, als ginge er mit der landläufigen Meinung konform. Trotzdem hakte er nach: »Wie kommen Sie darauf?«
    »Kellerbach ist bestimmt der Letzte gewesen, den die
Gangster
auf ihrer To-Kill-Liste notiert hatten. Vorher wäre der Presi dran gewesen, der Road-Captain oder Treasury*. Meinetwegen auch einer von den Jungs, die dabei waren, als wir zum ersten Mal das
Hot Lady
bei Hagenow besucht haben.« Er grinste breit, wahrscheinlich hatte er selbst mitgemacht, bei was auch immer. »Aber der Kellerbach hat sich in den letzten Wochen aus allem weitestgehend rausgehalten, musste er ja auch von wegen Anwaltszulassung und so.«
    »Ich dachte, die Übernahme des Bordells wäre seinem juristischen Geschick zu verdanken?«
    »Klar, das stimmt, der Leo hat an den

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