Tauchstation
aus.
»Um noch einmal auf Ihre Frage zurückzukommen, was wir Ihnen als Erstes zeigen«, sagte Arak. »Sufa und ich sind zu dem Schluss gekommen, dass wir mit dem Gegenteil dessen beginnen, womit Sie auf der Erdoberfläche anfangen würden. Anstatt Ihnen unser Leben von der Wiege bis zum Grab vorzuführen, möchten wir mit dem Grab beginnen und mit der Wiege enden.« Während er seinen unlogisch erscheinenden Vorschlag vortrug, musste er grinsen; auch Sufa schien sich zu amüsieren.
»Wir fahren aber ganz schön tief runter«, stellte Suzanne fest. Sie war viel zu sehr mit ihrer Umgebung beschäftigt, als dass sie auf Araks komische Bemerkung hätte reagieren können. Auch wenn sie weder Geräusche hörte noch ir gendeine Bewegung verspürte, ließ das starke Gefühl von Schwerelosigkeit sie ahnen, dass sie in rasanter Geschwin digkeit abwärts fuhren.
»Stimmt«, schmunzelte Arak. »Und weil wir so tief nach unten fahren, wird es gleich auch ein bisschen wärmer werden.«
Schließlich verlangsamte sich der Fahrstuhl. Die fünf stellten sich instinktiv auf einen heftigen Ruck ein. Perry legte seine Hand erneut an die Wand und spürte einen deutlichen Wärmeimpuls. Dann öffnete sie sich auch dies mal wieder wie von Geisterhand, und Arak und Sufa stiegen als Erste aus.
Vor ihnen erstreckten sich in drei Richtungen hell er leuchtete Gänge; einer geradeaus, einer nach links und einer nach rechts. Von diesen wiederum gingen schachbrettartig, jeweils im rechten Winkel, eine Vielzahl weiterer Gänge ab.
Am Fahrstuhl wartete ein kleines, offenes Fahrzeug. Offenbar funktionierte es ähnlich wie das Lufttaxi, denn auch dieses Vehikel schwebte geräuschlos etwa einen Meter über dem Boden. Arak bedeutete ihnen einzusteigen. Perry und Suzanne folgten der Aufforderung, ohne zu zögern. Do nald hingegen blieb unschlüssig stehen und blockierte Ri chard und Michael den Weg. Dabei inspizierte er misstrau isch die scheinbar endlosen Flure. Wie Arak angekündigt hatte, war es hier unten deutlich wärmer. Auf Donalds Kopf glitzerten jede Menge Schweißperlen.
»Kommen Sie, bitte«, forderte Arak ihn auf und zeigte auf einen freien Sitz in dem kleinen Antigravitationsbus.
»Hier sieht es aus wie in einem Gefängnis«, stellte Do nald besorgt fest.
»Aber es ist kein Gefängnis«, versicherte Arak. »In Inter terra gibt es keine Gefängnisse.«
Michael sah Richard an und hielt ihm heimlich seinen hochgereckten Daumen entgegen.
»Wenn es kein Gefängnis ist – was dann?« Donald mus terte seine Umgebung misstrauisch.
»Wir befinden uns in einer Katakombe«, erklärte Arak. »Sie müssen sich wirklich keine Sorgen machen. Es ist ab solut sicher hier unten. Außerdem wird unsere Exkursion nicht lange dauern.«
Widerwillig stieg schließlich auch Donald ein. Es stand ihm im Gesicht geschrieben, dass ihm eine unterirdische Gruft zur Beisetzung von Toten genauso wenig behagte wie ein Gefängnis. Richard und Michael folgten ihm. Als alle sa ßen, sprach Arak in das Mikrofon am Schaltpult. Ein paar Sekunden später hatten sie das Gefühl, mit einem geräusch losen Schnellzug durch die Flure zu brausen, ohne jedoch den rauschenden Fahrtwind wahrzunehmen.
Nach ein paar Minuten wurde ihnen klar, warum sie ei nen fahrbaren Untersatz brauchten. Bei dem Tempo, das sie vorlegten – und das durch die unmittelbar neben ihnen vor beiflitzenden Wände noch rasanter wirkte –, legten sie eine enorme Strecke zurück, denn das unterirdische Labyrinth geflecht entpuppte sich als extrem weitläufig. Nach einer Viertelstunde und einem halben Dutzend Schwindel erre genden, rechtwinkligen Kurven verlangsamte das Vehikel seine Fahrt und blieb stehen.
Von jedem Gang gingen kleine Räume ab, und in einen dieser Räume führte Arak seine Gruppe. Donald stellte klar, dass er sich in dieser abgeschiedenen Gruft extrem unbe haglich fühlte, und blieb am Eingang stehen.
Die Wände des kleinen Raumes waren bis auf den letzten Zentimeter mit Nischen ausgefüllt. Arak steuerte eine der Nischen an, die sich auf Brusthöhe befanden, und holte ei nen Behälter und ein Buch heraus. »Ich bin schon lange nicht mehr hier gewesen«, erklärte er und pustete den Staub von den beiden Objekten. »Dieser Behälter ist mein Grab.« Er hielt ihn hoch. Er war schwarz und ungefähr so groß wie ein Schuhkarton. »Und dieses Buch enthält eine Aufstel lung all meiner früheren Tode.«
»Das ist doch Schwachsinn!«, platzte Richard heraus. »Sie wollen uns ja wohl nicht
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