Tauchstation
von seinem guten Aussehen und seinen sympathischen Schmeicheleien betören lassen? So ungern sie es sich auch eingestand – was Männer anging, spielte körperliche Attraktivität für sie eine große Rolle. Unter anderem des halb hatte sie ihre flüchtige Beziehung zu einem Schauspie ler in L. A. viel länger aufrechterhalten, als es für sie beide gut gewesen war.
Als ob er ihren Blick gespürt hätte, öffnete Garona seine dunklen, strahlenden Augen und lächelte sie verträumt an. Spätestens in diesem Moment war jeglicher Funken Reue bei Suzanne verflogen.
»Tut mir Leid, wenn ich dich geweckt habe«, brachte sie hervor. Erstaunlicherweise sah Garona so früh am Morgen schon genauso gut aus wie am Abend zuvor.
»Du musst dich nicht entschuldigen«, beruhigte er sie. »Ich finde es wunderschön, aufzuwachen und festzustellen, dass du noch bei mir bist.«
»Wieso findest du immer genau die richtigen Worte?«, fragte Suzanne mit ernster Miene, ohne sarkastisch klingen zu wollen.
»Ich sage einfach, was ich selber gern hören würde«, erklärte Garona.
Suzanne nickte. Eine Lebensregel, die Sinn machte, dachte sie.
Garona wollte näher an sie heran und versuchte, sie in den Arm zu nehmen. Doch Suzanne entzog sich ihm und glitt aus dem Bett.
»Bitte, Garona«, bat sie. »Jetzt nicht. Wir sollten es fürs Erste gut sein lassen.«
Er ließ sich zurück in sein Kissen fallen und starrte sie an. »Warum sträubst du dich? Heißt das, dass du mich nicht magst?«
Suzanne stöhnte auf. »Bitte, Garona. Du bist so gebildet und so sensibel. Warum willst du mich nicht verstehen? Ich habe dir doch gestern Abend schon klar zu machen ver sucht, dass ich ein bisschen Zeit brauche. Ich muss dich erst ein wenig besser kennen lernen.«
»Was willst du über mich wissen?«, fragte er. »Du kannst mir jede x-beliebige persönliche Frage stellen, und ich be antworte sie dir.«
»Garona, begreif doch bitte«, versuchte sie es noch ein mal. »Ich mag dich wirklich. Sonst hätte ich dich doch nicht hier übernachten lassen. So etwas lasse ich normalerweise nie zu, wenn ich jemanden erst so kurz kenne. Bei dir habe ich eine Ausnahme gemacht, die ich auch keineswegs be reue. Aber du darfst auch nicht zu viel von mir erwarten. Vergiss bitte nicht, was ich im Moment alles verarbeiten muss.«
»Aber es ist doch völlig unnatürlich, seine Gefühle so krampfhaft unter Kontrolle zu halten«, wandte Garona be sorgt ein.
»Ganz und gar nicht!«, entgegnete Suzanne. »Ich nenne das Selbstschutz. Man kann sich doch nicht ausschließlich von spontanen Gefühlen und Gelüsten leiten lassen! Das solltest du meiner Meinung nach genauso wenig tun. Immerhin weißt du so gut wie gar nichts über mich. Woher willst du wissen, ob ich nicht einen Ehemann oder einen Partner habe?«
»Davon gehe ich aus«, stellte Garona klar. »Es würde mich sehr wundern, wenn du Single wärst. Aber das tut doch nichts zur Sache...«
»Ich glaube, ich hör nicht richtig«, regte Suzanne sich auf und stemmte verärgert die Hände in die Hüften. »Dir mag es vielleicht egal sein – mir aber nicht!« Sie hielt inne und rieb sich ihre schlaftrunkenen Augen. Sie war erst seit ein paar Minuten wach und schon auf bestem Wege, sich in Rage zu reden.
»Lass uns ein andermal darüber reden«, schlug sie vor. »Dieser Tag dürfte auch so anstrengend genug werden. Arak hat versprochen, heute unsere Fragen zu beantworten, und ich habe eine Menge, das kannst du mir glauben.« Sie steuerte einen der zahlreichen Spiegel an, stellte sich so hin, dass sie sich von Kopf bis Fuß betrachten konnte, und zog eine missbilligende Grimasse. Auch wenn sie zu keinem kla ren Gedanken fähig war, eins wusste sie ganz sicher: Mit zwei Zentimeter langen Haarstoppeln sah sie alles andere als gut aus.
Garona schwang seine Beine über die Bettkante, stand auf und streckte sich. »Warum müsst ihr Menschen der zweiten Generation nur immer so wahnsinnig ernst sein?«
»Ich habe keine Ahnung, was du mit ›Menschen der zweiten Generation‹ meinst«, murmelte Suzanne. »Aber ich denke, ich habe allen Grund, ernst zu sein. Immerhin bin ich nicht freiwillig hierher gekommen. Es ist, wie Donald gesagt hat: Wir wurden entführt. Und was das heißt, sollte dir ja wohl klar sein – wir wurden gewaltsam verschleppt.«
Wie versprochen erschien Arak kurz nachdem die Erdober flächenbesucher gefrühstückt hatten und fragte, ob sie bereit seien für eine erste Lehrstunde. Während Perry und
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