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Tausche Brautschuh gegen Flossen

Tausche Brautschuh gegen Flossen

Titel: Tausche Brautschuh gegen Flossen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Kobjolke
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immerzu. Ununterbrochen.
Ich kann nicht nicht denken. Aber ich denke nicht immer an ihn.«
    Lukas bleibt still und betrachtet
mich ohne eine Regung in seiner Miene.
    »Möchtest du wirklich nach Hause?«
    »Nein.« Er zieht meine Hand aus
der Jackentasche und umfasst sie, drückt sie sanft. Ich bette mein Gesicht im Kragen
seiner Jacke. Ungefähr zur gleichen Zeit atmen wir beide auf. Dann gehen wir weiter.
    Mir ist vollkommen klar, dass ich
zu ihm gehöre. Ihm muss nur auch klar sein, dass ich so fühle.
    Während des Spaziergangs suchen
meine Blicke den Sand nach schönen Muscheln ab. Lukas hält nach dem Leuchtturm Ausschau.
Aber da ist nichts, nur eine bewaldete Landzunge am Horizont, der wir uns nicht
merklich nähern. Wir nehmen das Ganze mit Humor und denken uns Geschichten aus,
welche das Verschwinden des Leuchtturms erklären. Nach zwei Stunden wird uns der
Weg jedoch zu lang, immerhin müssen wir die Strecke auch zurückgehen. Also kehren
wir um.
    Ich knipse ein paar Fotos. Eins
von dem Leuchtturm, der nicht da ist. Eins von Lukas, wie er in einer Düne liegt,
mit ausgestreckten Armen und Beinen, und einen Engel in den Sand macht.
    In einem Souvenirshop finden wir
eine Postkarte, die wir kaufen. Darauf ist eine typische Ostseelandschaft bei Sonnenuntergang
abgebildet. Über der Fotografie steht ein Zitat von Konfuzius: ›Was du liebst, lass
frei. Kommt es zurück, gehört es dir – für immer.‹

Noch ein Anfang
     
    Während unseres Ausfluges nach Rügen hat Christoph drei Nachrichten
geschrieben. Beim Lesen krempelt sich mein Herz um.
    Wieso kann Christoph nicht eine
andere Frau kennenlernen? Eine, die es verdient, solche Mails zu bekommen? Eine,
die ihm nicht wehtut? An Letzterem führt kein Weg vorbei.
     
    Mail Nr. 1:
    ›Hallo Lena,
    ich hoffe, meine SMS hat dich nicht
in Schwierigkeiten gebracht. Ich war lediglich ein wenig besorgt, denn ich hatte
beinahe eine Woche nichts von dir gehört.
    Du bist also verreist. Ich nehme
an, um nachzudenken. Ich denke auch ständig nach und wünschte, ich könnte endlich
damit aufhören. Ich war auf La Gomera. Egal, wie chaotisch oder stressig mein Leben
gerade ist, auf dieser Insel finde ich immer einen Ort, an den ich mich verziehen
kann. Um nachzudenken.
    Ich habe keine Ahnung, wie das alles
weitergehen soll. Jeden Tag denke ich bestimmt tausendmal an dich. Ich überlege,
was du machst, und stelle mir vor, wie es wäre, wenn du bei mir wärst.
    Die Tauchgänge
heute waren in Ordnung. Aber ich konnte mich nicht richtig darauf konzentrieren.
Und das ist gar nicht gut. Das ist absolut fahrlässig.
    Nun werde ich fernsehen, in der
Hoffnung, dass das Programm so schlecht ist wie immer und mich einschlafen lässt.
    Hab dich lieb.
    Christoph‹
     
    Mail Nr. 2:
    ›Mein süßes Engelchen,
    wann kommst du wieder?
    Ich führe eine Beziehung mit meinem
Computer. Das Ding ist mittlerweile das wichtigste Stück im Haus. Heute Morgen hat
er den Geist aufgegeben. Was für eine furchtbare Diagnose: Festplatte kaputt! Oh
nein, dann kann ich Lena nicht mehr schreiben. Aber nun geht er wieder.
    Wie auch immer.
    Eigentlich führe ich hier ein Selbstgespräch.
Aus irgendeinem Grund ist mir selbst das egal. Dir zu schreiben ist besser, als
dazusitzen und abzuwarten, bis du wiederkommst, oder tausendmillionenmal den Posteingang
zu checken.
    Ich vermisse dich immer noch!
    Christoph‹
     
    Mail Nr. 3
    ›Hab ich dir schon gesagt, dass
du mir fehlst? Nicht? Also: Du fehlst mir! Es ist so ohne dich. Du fehlst mir praktisch
doppelt. Einmal fehlst du mir hier und jetzt auch noch am PC.
    Zugegeben,
ich hätte nie damit gerechnet, dass mir so etwas passiert, dass ich noch einmal
in der Lage bin, solche Gefühle für jemanden zu entwickeln. Für dich. Ausgerechnet.
Hätte es nicht jemand sein können, bei dem ich eine reelle Chance habe. Warum bist
du es? Und warum ist es überhaupt geschehen? Ich dachte, ich hätte das vor etlichen
Jahren abgestellt. Es ist total verrückt. Ich muss wahnsinnig geworden sein, doch
das werde ich nicht laut äußern, denn auf Teneriffa gibt es keine vernünftigen Klapsmühlen.
    Vernünftige Klapsmühle … ha, das
klingt fantastisch.
    Jemand hat mir mal gesagt, ich sei
ein Eisklotz. Da muss er sich geirrt haben.
    Hab dich lieb!
    Christoph‹
     
    So grausam es ist, auf diese E-Mails mit einer letzten zu antworten,
es muss sein, denn der richtige Zeitpunkt wird nie kommen.
    Allein beim Gedanken an meine Worte,
die es erst einmal zu finden gilt, wird mir

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