Tausche Glückskeks gegen Weihnachtswunder (German Edition)
jetzt mal nach den Kindern.«
Sina und ich stießen uns an. Jetzt durften wir kei nen Fehler machen. Wir schlossen die Augen und atmeten so ruhig und gleichmäßig wie möglich und stellten uns schlafend, so wie wir uns das vorgenommen hatten. Aber das war nicht so leicht, wie es klang. Die ganze Zeit juckte meine Nasenspitze ganz furchtbar, und ich musste meinen ganzen Willen aufbieten, um nicht daran zu kratzen. Dann wurde die Tür zu Sinas Zimmer leise weiter geöffnet. Michel trat an ihr Bett. Würde er uns entlarven? Einatmen und ausatmen, sagte ich mir selbst immer wieder, nicht an die juckende Nasenspitze denken.
Michel blieb einen kleinen Moment neben dem Bett stehen, dann ging er ins Wohnzimmer zurück. »Stell dir vor, die beiden schlafen tief und fest«, sagte er zu meiner Mutter. »Ich konnte es im Halbdunkel nicht so genau sehen, aber ich glaube, Grete hat einen Schlafanzug von Sina an.«
»Oh.« Mamas Stimme klang überrascht. »Wenn sie sonst zusammen bei uns übernachten, dann quatschen sie bis in den frühen Morgen.«
»Stimmt, aber jetzt schlafen alle beide tief und fest«, sagte Michel. »Wenn du willst, dann wecke ich Grete und bringe euch nach Hause. Aber du kannst gerne hier bei uns übernachten, Antje. Dann müsstest du auch nicht mehr alle Treppen zu euch in den vierten Stock hinaufgehen.«
Sina und ich hielten den Atem an. Würde meine Mutter zusagen? Würden wir alle gemeinsam eine Nacht bei den Morgens verbringen? Sie sagte das, was Erwachsene immer sagen. »Ich will dir aber keine Umstände machen.«
»Ach, das macht doch keine Umstände.« Michel klang sehr überzeugend.
Meine Mutter war noch es nicht. »Wirklich nicht? Nicht dass du die ganze Bettwäsche waschen musst.«
»Ich habe ab Montag Urlaub, das macht mir wirklich nichts«, hörten wir Michels dunkle Stimme aus dem Wohnzimmer.
»Also gut«, sagte meine Mutter, »dann bleibe ich gerne.« Sina und ich hätten am liebsten laut gekreischt, so sehr freuten wir uns. Ich versuchte mich zu bremsen, es ist ja nur eine Nacht, morgen gehen Mama und ich wieder nach Hause. Aber etwas kam dazwischen!
»Hast du das gesehen?«, wollte Sina am nächsten Morgen von mir wissen, als wir in der Küche Teller, Marmelade und Butter für das Frühstück auf das Tablett stellten.
Wie hätte ich es übersehen können? Michel hatte eben in der Küche eine Tasse Cappuccino gemacht und trug sie nun ins Wohnzimmer. Nachts hatte Mama auf dem Sofa geschlafen und nun lag sie dort mit hochgelegtem Knöchel. Sie nahm die Tasse an und bedankte sich lächelnd bei ihm. So friedlich hatten wir unsere Eltern noch nie zusammen erlebt. Ob das wohl etwas zu bedeuten hatte?
»Vielleicht hat es gestern ja zwischen den beiden gefunkt?«, wisperte ich und wollte das Nutella-Glas auf das Frühstückstablett stellen. Doch vor Aufregung waren meine Finger so schwitzig, dass mir das Glas abrutschte und aufs Tablett knallte. Die Teller klirrten.
Sina warf einen Blick ins Wohnzimmer, wo Michel nun die vier roten Kerzen auf dem Adventskranz auf dem Esstisch anzündete. »Immerhin haben sich die beiden gestern nicht wegen der Weihnachtsbeleuchtung angezickt«, meinte sie und goss Milch in zwei Tassen. Dann rührte sie Kakaopulver hinein, aber plötzlich stoppte sie damit so plötzlich, dass die Milch überschwappte. »Oder tut deiner Mutter nur der Knöchel so weh, dass ihr nicht mehr zum Streiten zumute ist?«
»Ach was!«, sagte ich, obwohl ich mir da auch nicht so sicher war. »Vielleicht hat unser Weihnachtswunder schon angefangen und wir wissen es noch nicht.«
Sina sah mich an. »Meinst du wirklich?«, wisperte sie. Dann strahlte sie übers ganze Gesicht. »Vielleicht bleibt ihr noch so lange bei uns, dass wir gemeinsam unseren Weihnachtsbaum aussuchen und schmücken können, und vielleicht …«, Sina strahlte mich an, »feiern wir dann sogar zusammen Weihnachten.«
»Das wäre meeeegagut«, rief ich und stellte mir schon vor, wie wir mit McSniff unter dem Weihnachtsbaum sitzen und Geschenke auspacken würden, während unsere Eltern aneinandergeschmiegt auf dem Sofa sitzen würden.
Ausgerechnet in diesem Moment hörte ich Mamas Stimme aus dem Wohnzimmer: »Michel, gleich nach dem Frühstück gehen Grete und ich wieder nach Hause. Wir wollen euch nicht noch länger stören.«
Sina und ich warfen uns einen enttäuschten Blick zu. Warum mussten die Erwachsenen nur immer alles ganz falsch entscheiden?
»Von Gehen kann nicht die Rede sein«, erwiderte Michel, der
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