Tausend und ein Tag - Orientalische Erzählungen
Liebe Vollgenuß.
Sie sagte: Ists um diese Zeit? – Wohlan, so trink und iß!
Sie machte mir den Wein bereit, – Den Wein, wie Honig süß.
Ich nößelte den Balsamsaft – Der Blumenfluren ein,
Es schien, als duftete die Luft – Von Würzenägelein.
Die Laute schlug: trallalala, – Die Trommel: dum, dum, dum,
Die Tänzer sprangen hopsassa, – Das Dach ging um und um.
In Quittenblättern aufgetischt – Erschien das frohe Mahl;
Zu Turteltauben Girren mischt – Den Klingklang der Pokal.
Allein am Morgen, o der Scham! – Kam es zum Eselsritt,
Auf einem Esel, der halb lahm – Gleich einer Schildkröt schlich.
Das Volk lief mir in Haufen nach, – Klif klaf, klif klaf, klif klaf,
Rundum ward das Getümmel wach – Pif paf, pif paf, pif paf.
Ich aber ritt im vollen Trab – So gut ich könnt, davon.
Und stieg zuletzt am Hofe ab, – Am großen Königsthron.
Man gab mir einen roten Rock – Zum Lohn und Ehrenstrauß,
Dann sprengt ich über Stein und Stock – Zu Bagdads Tor hinaus.
Ich selbst Asmai (habt Respekt) – Geborn in Mosuls Wall,
Hab dieses Liedlein ausgeheckt – Gleich einer Nachtigall.
Der Kalif hatte das Lied der vielen Onomatopöien und harten Silbenversetzungen wegen viel zu schwer gefunden, um es einmal anhörend aufsagen zu können; er sah den Sklaven und die Sklavin an, die kein Wort davon behalten hatten.
Schließlich sprach er verdrießlich: »Nun, so gib dein Gedicht her, auf daß ich es mit Gold aufwiege.« »Sogleich, erlaube mir, daß ich es ablade.« »Wie? ein Gedicht abladen? Was ist das?« »Ja, du sollst es gleich sehen, o Fürst der Rechtgläubigen.« Das Kamel wurde vorgeführt; seine Last aber war eine Säule, auf der das Gedicht eingegraben war. Der Kalif konnte nicht anders, als Wort halten, und er mußte den Stein mit Gold aufwiegen.
Endlich breitete Asmai den Mantel, mit dem er das Gesicht eingehüllt hatte, auseinander und sprach: »Du siehst, ich bin kein Asmai aus der Wüste, sondern der Asmai deines Hofes, o Fürst der Rechtgläubigen, der sich unterstanden hat, deine Erhabenheit hierdurch zu erinnern, daß man den armen Poeten ihr Brot nicht abstehlen muß!«
Harun Al-Raschid sah einen Greis, der einen Baum pflanzte. »O Alter!« sprach er, »das Bauen ginge noch hin, aber was soll das Pflanzen in deinen Jahren! Wie alt bist du denn?«»DreißigJahre.« »Du lügst.« »Nicht doch, o Herr, denn ich rechne die Jahre nicht, die unter der Regierung der Umaijaden verflossen, ich zähle meine Lebensjahre vom Anfang der Regierung deines Stammes.« »Wie magst du aber pflanzen ohne Hoffnung, die Frucht zu sehen?« »Ich pflanze für die Nachkommen, wie die Vorfahren für mich gepflanzt haben!« Der Kalif schenkte ihm tausend Dinare. »O Fürst der Rechtgläubigen,« sprach der Alte, »durch ein Wunder deiner Gnade hat der Baum, der erst in zwanzig Jahren Früchte bringen sollte, schon jetzt getragen!«
Harun Al-Raschid träumte, alle seine Zähne seien ihm ausgefallen. Er ließ einen Traumdeuter kommen und fragte, was der Traum zu bedeuten habe. »Allah wolle dich vor allem Unglück bewahren«, sagte der Ausleger; »der Traum bedeutet, daß du alle deine Verwandten sterben sehen wirst!« Der Kalif, erzürnt ob der üblen Auslegung, ließ ihm hundert Stockstreiche geben und einen andern Ausleger rufen. Dieser antwortete auf die Frage, was der Traum bedeute: »Der Himmel wolle allen deinen Anverwandten ein langes Leben verleihen! Aber der Traum bedeutet, daß du sie alle überleben wirst!« Der Kalif ließ ihm hundert Dinare geben. Im Grunde hatte der eine und der andre Ausleger dasselbe gesagt. So vieles kommt an auf Art und Wendung!
Abu Nowas und Zeineddin ibn al-Wardi, zwei der berühmtesten Hofdichter des Kalifen, unterhielten sich eines Tages zusammen von Gespenster- und Satansgeschichten. Nachdem sie lange darüber in Prosa gesprochen hatten, dichtete der erste die Erzählung des folgenden Abenteuers aus dem Stegreif:
Es kam in einer Nacht zu meinem Bette – Fürst Satan, wie er lebt und leibt.
Er sagte: Ei! hast du ein liebes Mädchen, – Mit dem man sich den Schlaf vertreibt?
Ich sagte: ja. Er sprach: Hast du ein Weinlein – Von Adams Zeiten eingelegt?
Ich sagte: ja. Er sprach: Hast einen Sänger, – Der Steine durch Gesang bewegt?
Ich sagte: ja. Er sprach: Hast einen Tänzer, – Dem Alkohol die Wimpern schwärzt?
Ich sagte: ja. Er sprach: Hast du ein Knäblein, – Das willig mit dir kost und scherzt?
Ich sagte: ja. Er sprach: So schlaf, ich will dich
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