Tausendschön
ein Butterbrot zu holen.
Natürlich, dachte Alex, die Frau ist schließlich hochschwanger, natürlich muss sie essen.
» Was haben wir als Beleg für ihre Geschichte?«, fragte Joar, nachdem Alex dem Team von dem Verhör mit Johanna Ahlbin erzählt hatte.
» Nicht viel«, gestand Alex. » Aber es spricht auch nicht viel gegen ihre Version.«
» Werden wir sie festnehmen?«, fragte Peder. » Immerhin hat sie die Ermittlungen behindert und ist, wenn auch in geringem Anteil, mitschuldig an Therese Björks Tod.«
Alex seufzte. » Wir haben nicht genug in der Hand«, antwortete er. » Was die Behinderung unserer Ermittlungen angeht, so erklärt sie das damit, dass sie sich, nachdem sie erst einmal begriffen hatte, dass die Eltern umgebracht worden waren, aus Angst vor ihrer Schwester versteckt hat. Und was Therese Björk betrifft, behauptet sie, sie sei erst in die Wohnung der Schwester gekommen, als Therese Björk schon dort war.«
» Genau dort könnten wir aber ansetzen«, unterbrach Fredrika. » Eine Person, die unseres Wissens weder mit Karolina noch mit Johanna irgendetwas zu tun hatte, wird vom Notarzt aus Karolinas Wohnung geholt und stirbt dann im Krankenhaus. Das macht Karolinas Wohnung zu einem potenziellen Tatort. Wie schnell können wir Zugang zu der Wohnung bekommen?«
Joar lächelte Fredrika an. » Schnell geschaltet«, sagte er, » nur leider fürchte ich, dass die Untersuchung nicht viel erbringen wird. Wir sind ja schon dort gewesen und haben in möglichen Beweisen herumgetrampelt, als wir nach dem Schlüssel für das Haus auf Ekerö gesucht haben.«
» Außerdem ist Johanna getreu den Anweisungen ihrer Schwester später in die Wohnung zurückgekehrt, um zu putzen«, fügte Alex hinzu.
» Wusste Johanna, dass Karolina in Thailand war?«, fragte Joar.
geklaut von homieray oder fourty9ers (:----
Alex nickte. » Ja, aber sie wusste nicht, warum. Als wir ihr von der Drogenrazzia erzählten, vermutete sie, Karolina benötigte das Geld aus dem Drogenhandel womöglich, um die Mörder ihrer Eltern zu bezahlen.«
Im Raum wurde es still.
» Wir müssen Karolina finden«, sagte Peder schließlich.
» Ja«, sagte Alex und holte tief Luft. » Ich möchte sogar behaupten, solange wir nicht wissen, was sie in den letzten Wochen wirklich gemacht hat, treten wir immer noch auf der Stelle.«
Fredrika sah aus, als ob sie etwas sagen wollte, schwieg aber.
» Hat sie den irgendetwas über die Rolle der Mutter sagen können?«, fragte Joar vorsichtig.
» Kein Wort«, antwortete Alex nüchtern.
» Dann erwarten wir also mit Spannung, was das Verhör mit Sven Ljung ergibt«, sagte Joar und schielte zu Peder hinüber. » Vielleicht kann er ja Licht in die Sache bringen.«
Nach einigen Sekunden der Unentschlossenheit meldete sich Fredrika nun doch zu Wort. » Erik Sundelius … der Arzt von Jakob Ahlbin …«
» Ja?«, fragte Alex.
» Er hat angedeutet, dass Johanna Ahlbin psychisch gestört sei.«
» Das hat er«, bestätigte Alex, » aber der Mann hat bekanntermaßen leider vergessen, ein paar andere Dinge über sich selbst zu erzählen. Deshalb meine ich, wir sollten seinen Aussagen nicht allzu viel Bedeutung beimessen.«
» Das meine ich auch«, antwortete Fredrika, » aber es haben noch ein paar mehr Leute darauf hingewiesen, dass Johanna nicht ganz gesund sei. Wir können also leider nicht ganz sicher sein.«
» Sicher sein inwiefern?«
» Ob nun Karolina oder Johanna diejenige ist, die krank genug war, ihre Eltern zu ermorden.«
Als sie noch jünger war, hatte Fredrika sich oft gefragt, ob sie an einer Schwester vielleicht mehr Freude gehabt hätte als an dem Bruder, mit dem sie aufgewachsen war. Sie hatte geheult, als man ihr » Allerliebste Schwester« von Astrid Lindgren vorgelesen hatte, und auch später noch, als Erwachsene, hatte sie sich oft eine Schwester gewünscht, mit der sie Gedanken und Ideen austauschen würde.
Als sie jetzt über den Notizen aus dem Verhör mit Johanna Ahlbin saß, tauchten all die Mythen um die besondere Verbindung, die Schwestern angeblich zueinander hatten, wieder in ihren Gedanken auf.
Wir wissen nichts über Johanna, dachte Fredrika und merkte, wie ihre Faszination wuchs. Aber exakt in dem Moment, als unser Fokus sich auf sie richtet, sucht sie uns von sich aus auf.
Zu einem früheren Zeitpunkt hatten sie einmal den Verdacht gehabt, dass die Schwestern gemeinsam den Tod der Eltern geplant hätten. Doch für einen gemeinschaftlich geplanten Mord gab es keine
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