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Tausendstern

Tausendstern

Titel: Tausendstern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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und die Erbs sie halbertrunken aus dem Wasser zerrten, erkannte ich, daß weniger Geschicklichkeit und Taktik das Werk vollbracht hatten, sondern meine Erinnerung. Und mir wurde bewußt, daß ich in Wahrheit kein richtiger Erwachsener war. Wäre das bekannt geworden, hätte man mich aus der Gesellschaft verstoßen, bis meine Metamorphose abgeschlossen gewesen wäre.«
    »Illegale Erinnerungen!« rief Jessica. »Unsere Rasse ist ganz wild auf Erinnerungen! Ich erinnere mich zum Beispiel genau an meine Kindheit...«
    »Du bist ja auch keine HydrO.«
    »Du wurdest also zum Helden und qualifiziertest dich für den Wettstreit«, sagte Jessica. »Soviel erkenne ich nun. Und das erreichtest du nur durch einen Schwindel, wenn man die Maßstäbe deiner Kultur anlegt, denn du durftest dich nicht erinnern. Aber da du dich noch immer erinnerst, müßtest du doch mit einem Squam immer noch fertig werden, oder?«
    »Nein. Nein. Als die Wahrheit über meinen Frevel bekannt wurde, stellten sich auch noch andere Erinnerungen ein, bis ich mich an alles erinnerte. Und mit diesen Erinnerungen ging das Jugendstadium einher...«
    »Ja?« fragte sie eifrig und drängte ihn dazu weiterzureden.
    »Und mit ihm auch das Bewußtsein um meine Sterblichkeit.«
    »Soll das heißen, daß erwachsene HydrOs sich nicht darüber im klaren sind, daß sie sterben müssen? Das ist doch Unsinn! Swoon von Süßsumpf hat doch gerade erst von Selbstmord...«
    »Sie kennen den Tod rein objektiv, als gegebene Tatsache, doch nicht subjektiv. Wir fürchten den Tod nicht oder sehen ihn als eine von vielen Möglichkeiten der Konfliktlösung an. Deshalb benutzte Swoon den Begriff eher zum Deutlichmachen meiner Fehlbeurteilung, indem ich eine
    Taktik wählte, die man als selbstmörderisch bezeichnen kann; sie empfand den Tod dabei nicht als eine Art Ende. Ich schon - aber ich bin kein Erwachsener mehr; ich bin jetzt ein Schwachsinniger.«
    »Heem, das ist doch lächerlich! Jede Kreatur muß irgendwann einmal sterben, und...«
    »Das Bewußtsein des Todes als etwas Unberechenbares stellt sich erst nach der Metamorphose zum Greisenstadium ein, wenn die Sorgen und Probleme eines ganzen Lebens endlich beiseite gelegt werden. Dann sind die Erlebnisse des Erwachsenenstadiums vergessen, und die Entität ist in der Lage, über das Ende nachzudenken.«
    »Das ist erstaunlich! Keine Sorgen wegen des Todes, kein subjektives Bewußtsein von Jugend oder Alter. Wie Menschen, die ständig denken, daß der Blitz schon irgendwo einschlagen wird, aber nicht bei ihnen. Du hast darüber vor kurzem eine Bemerkung gemacht, aber ich glaube, sie war nicht nur so dahergeredet!«
    »Als meine Metamorphose zum Erwachsenenstadium unvollständig blieb, wurde ich mir wieder verstärkt des drohenden Untergangs bewußt. Ich wußte wohl, daß ich sterben könnte. Meine Kräfte erlahmten, ich wurde zum Feigling.«
    Eine Weile schwieg sie. Das Schiff verlangsamte seinen Flug, behielt aber seinen Platz in der Säule. Dann sagte sie: »Heem, das kann ich nicht akzeptieren. So wie du das Begriffs-Quiz und den ersten Teil des Weltraumrennens hinter dich gebracht hast, und dann der riskante Locstern-Flug - du bist überaus mutig.«
    »Das alles sind völlig natürliche HydrO-Fähigkeiten. Doch der Kampf gegen Squams gehört nicht dazu.«
    »Dennoch könntest du dich dieser Herausforderung stellen, wie du es schon bei anderen Gelegenheiten getan hast.«
    »Nein. Ich versuchte einmal mit der notwendigen Genauigkeit eine Squamattrappe zu benadeln. Ich schaffte es nicht. Meine Nadelstrahlen streuten. Meine Angst ließ mich danebenhalten.«
    »Das stimmt nicht!« rief sie. »Du kannst doch die Squams nicht mehr fürchten als das Loch. Als du noch in deinem Jugendstadium warst, hat die Angst dich nicht beeinflußt. Ich habe mich in deinem Geist aufgehalten. Ich weiß, daß du kein Feigling bist!«
    »Ich testete erneut meine Nadelstrahler, ehe ich in den Wettbewerb einstieg. Sie nadelten noch immer ungenau. Meine Angst...«
    »Du warst auch überzeugt, daß du nicht aus dem Loch herauskommen würdest!« widersprach sie. »Aber als es soweit war, hast du dich blendend durch das Nadelöhr hindurchgefädelt.«
    »Aber nur, weil ich mich deines Gesichtssinnes bediente und Energie aus deiner Zuversicht schöpfte. Aus deinen Reflexen. Kein HydrO hätte das ohne diese Unterstützungen schaffen können.«
    »Und kein HydrO kann einen Squam bezwingen!« rief sie. »Aber dank des Gesichtssinnes hast du auch das geschafft,

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