Tausendundeine Nacht mit dir
zu besuchen. In seinem Privatjet. Dennoch … es war etwas anderes, wenn sie wegen ihres Berufes lange Zeit von zu Hause fort war, oder weil sie in einem anderen Land, Tausende von Kilometern von ihrer Familie entfernt lebte.
Sie hatte darauf gehofft, dass die Neuigkeiten ihre Mutter so aufregen würden, dass sie ein weiteres Argument anführen könnte. Doch anstatt hysterisch zu werden, hatte ihre ausgeglichene, verständnisvolle Mutter nur die Überzeugung geäußert, ihre Tochter sei vernünftig genug, um zu wissen, was sie tue.
Belle krümmte sich innerlich. Vernunft war das, was sie in den letzten Tagen am wenigsten bewiesen hatte. Stattdessen hatte sie sich in Fantasien über Rafiq ergangen und sich von der Faszination den Verstand trüben lassen. Sie schloss die Augen und lauschte dem sanften Sprachengemisch der Frauen aus Englisch und Arabisch.
Konnte man es etwa vernünftig nennen, wenn sie sich eine echte Ehe vorstellte, wo sie doch genau wusste, dass es hier um nichts anderes als eine öffentliche Zurschaustellung ging? Noch vor wenigen Stunden hatte sie von Rafiq geträumt, wie er sie an sich zog, sie festhielt und ihr schwor,sie ganz für sich allein zu wollen, sie niemals mehr gehen zu lassen. Wie viel alberner konnte sie denn noch werden? Diese Heirat war nur Schau. Sobald die Wogen sich geglättet hatten und die politische Situation im Lande wieder stabil war, würde Rafiq einen Weg finden, dem Ganzen ein Ende zu setzen. Er würde sich keine Frau aufhalsen, die er nicht wollte.
Und warum tat dieser Gedanke so weh?
Nein, was sie für ihn empfand, war nichts als kurzfristige Verliebtheit. Wahrscheinlich nicht einmal das, sondern Dankbarkeit. Er hatte sie aus einer traumatischen Lage gerettet, und jetzt projizierte sie diese Gefühle auf ihn. Sie würde das Spiel vorerst mitmachen und darauf hoffen, dass diese Schwärmerei bald wieder verging. Bevor sie etwas Dummes tat und ihn wissen ließ, was sie für ihn fühlte.
Plötzlich verstummte das fröhliche Geplapper. Erwartungsvolle Spannung breitete sich aus. Belle hob überrascht die Lider und drehte sich dann langsam zur Tür, wissend, Rafiq dort zu erblicken.
Die Frauen zogen sich mit kleinen Verbeugungen zurück, und Belles Herz begann zu hämmern. Aber nur, weil er so groß und beeindruckend wirkte, versuchte sie sich zu überzeugen.
„Du siehst bezaubernd aus, Belle.“
Das Kompliment trieb ihr einen Hauch von Rot auf die Wangen. Jetzt kam er auf sie zu, und Hitze breitete sich in ihr aus. Sie ermahnte sich, dass sie sich das leidenschaftliche Glitzern in seinen Augen nur einbildete.
Sie tat es schon wieder: Sie sah die Dinge, die sie sehen wollte.
Dieser Gedanke gab ihr die Kraft, nicht vor ihm zurückzuweichen. Doch als er ihre Hand nahm und sie zu seinem Mund führte, durchlief Belle ein verlangender Schauer. Ob Rafiq es bemerkt hatte?
„Danke. Du siehst ebenfalls sehr beeindruckend aus“, brachte sie schließlich mit heiserer Stimme hervor. „Wie ein Prinz aus Tausendundeiner Nacht.“
Er lachte leise auf. „Du bist eine Romantikerin, Belle, ich wusste es.“ Er bot ihr seinen Arm und führte sie an seiner Seite zur Tür. „Du tust meinem Ego gut“, sagte er lächelnd. „Einem Mann gefällt es immer zu hören, wie wunderbar er ist. Ich sehe schon, in unserer Ehe werde ich mich auf vieles freuen können.“
Prompt stolperte Belle, Rafiqs Griff an ihrem Arm wurde fester, und das Lächeln schwand von seinem Gesicht.
„Ich verspreche dir, es wird alles gut werden, Belle. Du wirst nichts zu bereuen haben. Dafür sorge ich. Ich verstehe, wie schwierig es für dich ist, und ich weiß, was ich von dir verlange.“ Er lächelte zärtlich, und der Atem stockte ihr in der Kehle, als er sich näher zu ihr beugte. „Du wirst dies mit Würde und Grazie durchstehen. Ich werde dir helfen, und du wirst jeden überzeugen. Das Volk wird dich lieben.“
Seine Stimme war wie ein samtenes Flüstern. Nur mit Mühe hielt Belle sich davon zurück, den Abstand zwischen ihnen beiden zu schließen. Den Kopf zu heben und ihre Lippen auf seinen verführerischen Mund zu pressen und ihm zu zeigen, welche verzehrende Sehnsucht in ihr tobte.
In seinen grünen Augen brannte ein loderndes Feuer. „Ich werde nie vergessen, was du für mein Land tust.“
Für sein Land.
Die kalte Realität holte sie ein, erstickte all die erwartungsvolle Spannung, dass er sie endlich küssen würde.
Das hier war nichts anderes als eine Scharade, um Q’aroum zu
Weitere Kostenlose Bücher