Tausendundeine Nacht mit dir
arabischen Märchen stammen können.
„Gefällt es dir?“ Er drückte ihre Hand.
„Es ist wunderbar.“ Sie lächelte ihn an. „Aber wie und wann ist es dir gelungen …?“
„Vor Kurzem wurde diese Gegend von einer Helikopterpatrouille überprüft. Auf dem Weg hierher haben sie ein paar Dinge und Proviant abgeliefert. Dieses Zelt haben mein Großvater und ich immer benutzt, wenn wir in der Wüste übernachteten. Ich dachte mir, es würde dir vielleicht ebenfalls Spaß machen.“
Ein paar Dinge. Da, wo sie herkam, wurde für ein Picknick nicht mehr zusammengestellt als eine Decke und ein Korb. „Ja, ganz sicher. Danke, Rafiq.“
„Gern geschehen, Belle.“ Sein Blick raubte ihr den Atem. „Komm, machen wir uns ein wenig frisch.“
„Und die Pferde?“
Er beugte sich vor und nahm etwas Quellwasser in die hohle Hand. „Sie bleiben von allein in der Nähe.“
Das Wasser war überraschend kühl. Belle ließ es sich über die erhitzte Haut laufen und zuckte leicht zusammen, als die Tropfen ihren Rücken hinunterglitten. Als sie sich umdrehte, sah sie, dass Rafiq sie unablässig beobachtete, doch das war nichts Neues. Immer schaute er sie so an, ohne eine Regung in seiner Miene erkennen zu lassen.
Doch dieses Mal lag etwas in seinem Blick, das sie aufwühlte. Ihr das Blut in die Wangen trieb.
Er reichte ihr die Hand und führte sie in das Zeltinnere. Es war angenehm kühl hier drinnen, und der Luxus überwältigte Belle. Teppiche hingen an den Wänden und bedeckten den Boden als Isolierung gegen die Hitze. Wäre Belle allein gewesen, hätte sie sich übermütig auf den einladenden Kissenhügel geworfen. Niedrige Messingtischchen standen in dem Raum und in einer Ecke ein gasbetriebener Kühlschrank.
Sie folgte Rafiqs Beispiel und zog die Schuhe aus. Er deuteteauf die Kissen. „Mach es dir bequem, während ich uns etwas zu trinken hole.“
Während sie mit bloßen Füßen über die seidenen Teppiche schritt und die märchenhafte Umgebung genoss, glaubte sie immer tiefer in eine unwirkliche Welt hineingezogen zu werden, in der Zeit keine Bedeutung hatte. Der Duft von Sandelholz hing in der Luft, und selbst in den Schatten spielten die Farben in allen Nuancen des Regenbogens, hervorgerufen durch die Muster der kostbaren Teppiche.
„Es ist unglaublich schön“, flüsterte sie ergriffen, als sie sich in die Brokatkissen zurücklehnte. „So etwas habe ich noch nie gesehen.“
„Ich fühle mich geehrt, dass es dir gefällt.“ Rafiq reichte ihr ein Glas mit eisgekühltem Saft.
„Danke.“ Um seinem Blick zu entgehen, nippte sie hastig an dem Glas. Der Saft schmeckte süß und erfrischend, sie kannte nichts Ähnliches.
„Es ist eine Mischung aus Granatapfel- und Melonensaft“, erklärte er. „Dazu ein Hauch Minze und noch einige andere Kräuter. Ein sehr altes Rezept.“
„Köstlich. Danke.“ Ihre Worte klangen so steif. Die Höflichkeitsfloskeln konnten die schwelende Spannung zwischen ihnen nicht kaschieren. Schweigen breitete sich aus, angefüllt mit unausgesprochenen Gedanken. Gefährlichen Gedanken …
„Dieser Tag war bisher wunderschön“, sagte sie hastig, als er sich geschmeidig neben sie in die Kissen sinken ließ. „Ich hätte nie gedacht, dass es hier so viel Wasser gibt. Ich meine, mitten in der Wüste …“ Sie plapperte unsinniges Zeug, einfach nur, um sich abzulenken.
„Man kann auch hier schwimmen, das Wasser hat eine sehr belebende Wirkung.“
Sofort blitzten Bilder vor ihrem geistigen Auge auf – Rafiq und sie, beide nackt und eng umschlungen in dem kühlenNass. Viel zu schnell trank sie ihr Glas leer und suchte dann nach einem Platz, um es abzustellen.
„Hier, du kannst es mir geben.“
Sie reichte ihm das Glas. Zu spät wurde ihr klar, welchen Fehler sie gemacht hatte. Er beugte sich über sie, um das Messingtischchen erreichen zu können, und sie hatte Mühe, ihre Hände nicht nach Rafiq auszustrecken – um endlich seine Nähe zu spüren.
„Ich bin nicht aufs Schwimmen vorbereitet“, murmelte sie erstickt.
„Natürlich, wie du wünschst.“ Er lehnte sich wieder zurück und stützte sich auf einen Ellbogen. „Es ist dein erstes Mal in der Wüste. Wir tun, was immer dir gefällt.“
Was ihr gefiel? Sie sah in dieses schöne Gesicht, dachte an die Qualen, die sie jede Nacht ausstand, weil eine unbedachte Berührung ihre Selbstverherrschung zunichte machen konnte. Sie wollte ihn so sehr …
„Belle? Du brauchst nur ein Wort zu sagen“, flüsterte er.
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