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Tausendundeine Stunde

Tausendundeine Stunde

Titel: Tausendundeine Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Suckert
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die alten Schränke blau anmalen? Georg behielt das Haus, also musste er mich mit einem gewissen Anteil dafür entschädigen. Das würde jedoch dauern, schließlich mussten wir ein Jahr getrennt leben, um überhaupt geschieden zu werden. Und dann würde noch eine kleine Ewigkeit vergehen, ehe ich zu meinem Anteil kam. Bis dahin musste ich schließlich eine Schlafmöglichkeit haben und einen Schrank, in den ich meine vielen neuen Sachen hineinhängen kann. Ich beschloss, gleich am Montag Einkaufen zu gehen, solange ich dazu noch die Möglichkeit hatte. Georg war wirklich fies. Er räumte unser Sparbuch ab und wer weiß, was er sonst schon so beiseite geschafft hatte. Sollte ich mich wirklich mit einem Appel und einem Ei abspeisen lassen, oder sollte ich kämpfen? Ich entschied mich vorerst für den Appel und das Ei, weil ich keine Lust hatte auf diese vielen Scharmützel und beschloss, die alten Möbel grün anzustreichen, ohne Rosenmuster.
    Nach der zweiten Flasche Rotwein fiel ich auf die Couch und schlief sofort ein. Mein Frühstück am nächsten Morgen bestand aus einem Glas Wasser mit Aspirin. Zum Glück standen die Gläser im Wohnzimmerschrank und wurden so nicht Opfer meiner Zerstörungswut. Ich kehrte die Scherben zusammen, danach ging ich nach oben ins Schlafzimmer. Georgs Bett war ebenfalls unberührt. Er hatte also nicht zu Hause geschlafen. Gab es noch eine Sibylle? Dieser Sonntagmorgen war zu schön für meine schlechte Laune. Ich zog die Jalousie herunter und warf mich aufs Bett. In meinem Kopf wütete ein Presslufthammer. Ich schmiss mich von einer Seite zur anderen, irgendwann schlief ich ein.
    Georg weckte mich am späten Mittag. „Ist das dein Kater, der breitgefahren vor unserer Einfahrt liegt?“
    Der Schreck war mir in alle Glieder gefahren. Ich sprang aus dem Bett, rannte die Treppen hinunter, hinaus auf den Hof. Schon von weitem sah ich den Kadaver liegen. Mich zauderte, alles in mir erstarrte. Ich beugte mich über das tote Tier und übergab mich. Es war nicht Whisky. Der lag auf der Terrasse und sonnte sein Fell. Ich nahm ihn hoch und drückte ihn an mich. Georg stand nun hinter mir. Ich drehte mich um und trommelte wütend mit meinen Fäusten an seine Brust. „Du Idiot!“ schrie ich: „Scher dich endlich zum Teufel.“
    Georg setzte eine Unschuldsmiene auf: „ Hör mal, das Vieh da draußen sieht schließlich aus wie dein Kater.“
    „Na und, du hättest doch genauer hinsehen können, ehe du mir diese Schreckensnachricht bringst“, brüllte ich.
    „Wo sind eigentlich die Tassen?“ fragte er, „ich wollte mir einen Kaffee machen.“
    „Wenn du Kaffee trinken willst, geh zu deiner Mutter. Die hat bestimmt noch ein Dutzend dieser schönen Sammeltassen im Schrank zu stehen.“
    Wir gingen uns den Rest des Tages, so gut es ging, aus dem Weg. Erst am Abend sprachen wir wieder miteinander. Ich saß auf der Terrasse. Georg setzte sich zu mir.
    „Die wird mir fehlen“, sagte ich zu ihm.
    Er schien nicht zu begreifen, wovon ich sprach.
    „Die Terrasse meine ich. Sie wird mir fehlen.“
    „Kannst mich ja hin und wieder besuchen kommen.“
    „Sicher, deine Sybille kocht Kaffee und ich bringe Bennet mit. Wieso hast du nie etwas gesagt? Warst du nicht eifersüchtig oder zumindest gekränkt? Bedeute ich dir wirklich so wenig, Georg?“
    „Es hat mein schlechtes Gewissen beruhigt, wegen Sybille.“
    Ich nickte. „Hör mal, ich möchte keinen Rosenkrieg, und mir ist klar, dass du mich jetzt nicht auszahlen kannst. Aber ich muss meine Wohnung einrichten. Hast du eine Idee wie das funktionieren kann?“
    Georg nickte. „Ich habe letzte Nacht bei meinen Eltern geschlafen. Und natürlich habe ich mich mit ihnen ausgiebig unterhalten. Sie werden mir einen Teil meines Erbes auszahlen. Das kann ich dir vorschießen.“
    „Gut“, antwortete ich, „dann werde ich gleich Übermorgen zum Wohnungsamt fahren.“
    Am nächsten Tag rief ich bei Bennet an. Mein Herz galoppierte, als ich seine Stimme hörte. Das letzte Mal hatten wir uns vor mehr als einem Jahr gesehen. Bennet machte nie den ersten Schritt. Aber umso bereitwilliger sagte er jedes Mal zu, wenn ich ihn um ein Treffen bat. Ich hatte den Eindruck, dass er verunsichert klang, so als sei auch er ein wenig aus der Fassung geraten. „Könntest du was für mich tun?“ fragte ich ihn.
    „Es kommt darauf an, was ich für dich tun soll.“
    „Ich muss wieder einen Fuß in die Tür als freie Mitarbeiterin kriegen. Meinst du, dass dein Einfluss

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