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Tausendundeine Stunde

Tausendundeine Stunde

Titel: Tausendundeine Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Suckert
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reicht?“
    Er überlegte einen kurzen Moment und sagte schließlich: „Ich denke schon. Lass uns darüber persönlich reden. Morgen Abend? Passt es dir da?“
    Natürlich passte mir das. Wir verabredeten uns beim Italiener. Ich wartete etwa zehn Minuten vor dem Restaurant. Bennet hatte sich verspätet. Er bog um die Ecke.
    Sein „die-ganze-Welt-gehört–mir-Gang“ zauberte ein Lächeln auf meine Lippen. Jeder einzelne seiner Schritte bewirkte, dass in meinem Körper jede Menge Endorphine ausgeschüttet wurden. Und diese Glückshormone versetzten mich in einen regelrechten Rausch.
    „Entschuldige die Verspätung. Ich habe keinen Parkplatz gefunden.“ Er küsste mich auf die Wange.
    Ich lächelte: „Kein Problem. Allerdings fürchte ich, dass wir hier keinen Platz mehr finden. Bist du sehr hungrig?“
    Bennet musterte mich von oben bis unten. „Wenn ich dich so anschaue, schon.“
    Ich hatte etwa zwei Stunden im Bad zugebracht, offensichtlich mit Erfolg. Wir verzichteten aufs Essen und fuhren direkten Wegs an den Rand der Stadt, rissen uns in seinem Auto die Kleider vom Leib. Nie zuvor hatte ich meine Grenzen gespürt. Die Grenzen, die eine Endvierzigerin nun einmal hat. War ich etwa ein Aal? Ständig stieß ich mal mit dem Knie, mal mit dem Kopf, mal mit dem Bein oder dem Arm gegen die Autoscheibe und war von den ständigen Schlägen völlig benommen. Dazu dröhnten die Rolling Stones „I can’t get no Satisfaction“. Wie auch? Ich hatte zu tun, meine Beine zu entknoten und so zu tun, als würde ich das Ganze nun auch noch genießen. Nach zwei Stunden forderte ich time out.
    „Zigarettchen?“, fragte er mit einem gelösten Lächeln.
    Ich nickte. Er zündete mir eine an und gab sie mir.
    „Ja, also ich hab da mal nachgehakt, wegen der freien Mitarbeit. Die Kulturredaktion sucht da hin und wieder jemanden. Es geht da hauptsächlich um Rezensionen.“
    „Aha, Film- oder Theaterkritiken?“, fragte ich interessiert.
    „Theaterkritiken auch. Hauptsächlich aber über bunte Veranstaltungen.“
    Ich kniff meine Augenbrauen zusammen. „Glaubst du ernsthaft, dass ich mit Begeisterung über irgendwelche Schluchtenjodler schreiben kann?“
    Ohne zu überlegen antwortete Bennet: „Nein.“
    Ich küsste ihn auf die Stirn. „Ich danke dir trotzdem. Nett, dass du dich umgehört hast. Aber ich suche etwas, wovon ich leben kann. Mein Mann und ich trennen uns.“
    Bennet machte den Eindruck, als würde ihn diese Nachricht beunruhigen.
    „Keine Angst, ich stelle keine Ansprüche an dich. Es reicht mir, wenn wir uns weiterhin gelegentlich sehen. Na komm, fahre mich bitte nach Hause.“
     
    Beim Aussteigen aus seinem Wagen bemühte ich mich, Haltung zu bewahren. Aber meine Glieder fühlten sich an, als wären sie aus Gelatine. Auf das nächste Treffen würde ich mich mit Dehnungsübungen und Yoga vorbereiten. Und auf keinen Fall sollte es wieder in seinem Wagen stattfinden.
    Georg war noch wach. „Und, hast du etwas auf dem Wohnungsamt erreicht?“, rief er von weitem.
    „Ja“, rief ich zurück.
    Nun stand er neben mir. „Neues Kleid?“, fragte er erstaunt.
    „Ja, und neue Schuhe, neue Unterwäsche und eine neue Tasche. Na, komm, guck nicht so. Du hast dir ein Auto gekauft. Da sind meine sechshundert Mark, die ich heute ausgegeben habe, lächerlich dagegen.“
    Er schniefte. „Ja, und was ist nun mit dem Wohnungsamt?“ „Gleich morgen schaue ich mir eine Wohnung an.
    Zwei Zimmer, Küche, Bad. Zweitbezug, gute Lage, bezahlbare Miete. Zufrieden?“
     
    Die Wohnung war top. Sie war noch bis zum Ende des Monats bewohnt. Die Mieterin, eine junge Frau, machte mir das Angebot, einen Teil der Möbel an mich kostengünstig abzutreten. Wir einigten uns schnell.
    „Wenn Sie wollen, können Sie auch schon das leer geräumte Zimmer nutzen und einen Teil Ihrer Sachen dort deponieren.“
    Ich nickte. „Darauf komme ich gern zurück.“
    Sie schrieb ihre Telefonnummer auf und gab mir den Zettel.
    „Rufen Sie kurz vorher an. Vormittags bin ich immer erreichbar.“

Kapitel 4
     
    Vier Wochen darauf bezog ich mein neues Zuhause. Georg half mir eifrig bei der Renovierung der Wohnung und beim Umzug. Er zeigte sich außergewöhnlich nett und kompromissbereit.
    „Ich entdecke ganz neue Seiten an dir. Früher hast du mit jedem Pfennig geknausert. Und jetzt willst du mir achttausend Mark zinslos vorschießen? Wo ist denn da der Haken?“, fragte ich ihn, als er mich beim Kauf einer Küche beriet.
    Der Haken war eine sechzehn

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