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Tausendundeine Stunde

Tausendundeine Stunde

Titel: Tausendundeine Stunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Suckert
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kam vom Duschen zurück und setzte sich neben mich auf den Stuhl.
    „Das ist also der Tisch, auf dem du mich lieben willst? Er sieht ein wenig wacklig aus“, provozierte ich ihn. Dann stand ich auf und wollte mich auf seinen Schoß setzen.
    Er riss beschwörend die Hände hoch: „Um Gottes Willen, die sind auch nicht stabil.“ Die Stimmung war nun endgültig vorbei.
    „Wo kann ich denn bei dir rauchen?“, fragte ich frostig. Er saß auf seinem Billigstuhl wie ein begossener Pudel.
    „Wenn es dir nichts ausmacht in der Küche am Fenster.“
    Er kam mir in die Küche nach: „Ich werde mich ans Essen machen. Ich koche uns mein Leibgericht.“
    Kurze Zeit später gab es „selbstgekaufte“ Maultaschen mit Rührei. Für mich passte es ebenso wenig zusammen, wie Heringsfilet mit Erdbeeren. Er räumte schweigend den Tisch ab. Ich fühlte mich unbehaglich. „Was ist denn los mit dir? Wenn ich deinen Erwartungen nicht entspreche, dann sage es mir doch einfach.“
    Dietrich sah mich erschrocken an: „Wie kannst du denn so etwas sagen? Es braucht eben alles seine Zeit.“
    Mir platzte der Kragen: „Weißt du, am Telefon kommst du immer recht schnell zur Sache. Was hält dich davon ab, mich in deine Arme zu nehmen, zu streicheln und auf die Wange zu küssen?“
    Dietrich druckste herum: „Juliane, ich bin eher ein zurückhaltender Mensch. Ich brauche normalerweise eine ziemlich lange Anlaufzeit. Das darfst du nicht persönlich werten, glaub mir.“
    „Und ob ich es persönlich werte. Wir haben uns die vielen Monate zuvor soviel Nähe und Wärme gegeben. Und jetzt, wo ich keinen halben Meter entfernt vor dir stehe, strahlst du eine Kälte aus, dass es mich fröstelt.“
    Ich drehte mich um, griff in meine Reisetasche und reichte ihm ein Geschenk. „Da, das ist für dich. Ich hoffe, ich habe deinen Geschmack getroffen.“
    Er sah mich ungläubig an: „Was ist es?“
    „Etwas womit ich drei Verkäuferinnen beschäftigt habe. Ich sagte ihnen, dass ich einen Duft für einen Mann benötige, der mir sehr wichtig ist. Für einen Mann, der gütig ist und Verständnis zeigt. Der Herzensbildung hat, Charme besitzt, jungenhaft lachen kann, dynamisch in seinem Job ist, fürsorglich gegenüber seinen Nächsten und eine ungeheuer erotische Stimme hat. Ja und so haben sie mir eben diesen Duft empfohlen. Ich hoffe, er gefällt dir.“
    Dietrich war gerührt. Er küsste meine Stirn. Etwas später auch meinen Mund. Noch etwas später stellte ich beruhigt fest, dass sein Bett nicht aus dem Discount war.
     
    Am nächsten Morgen ging Dietrich Semmeln holen. Kaum, dass er die Wohnung verlassen hatte, klingelte es.
    „Hast du den Schlüssel vergessen?“, fragte ich beim Öffnen.
    Da stand sie: hochgewachsen, schlank, makelloser Teint. Die perfekte Frau.
    Sie lächelte bittersüß, streckte mir ihre Hand entgegen und sagte: „Hallo, Sie müssen Juliane sein. Dietrich hat mir von Ihnen erzählt. Ist er denn da?“
    „Nein“, antwortete ich. „Sie sind Veronika, nicht wahr? Dietrich hat mir von Ihnen auch viel erzählt. Er muss jeden Augenblick zurückkommen. Möchten Sie auf ihn warten?“
    Sie schüttelte ihren Kopf: „Geben Sie ihm bitte nur sein Handy, das hat er gestern Nachmittag bei mir liegen gelassen. Er wird Ihnen sicher erzählt haben, dass er mich von der Autobahn abgeholt hat. Ich hatte eine Panne. Ach ja, richten Sie ihm auch bitte aus, dass ich mich auf das Essen am Dienstag freue. Ich wünsche Ihnen eine nette Zeit in Nürnberg.“
    „Danke“, antwortete ich unterkühlt. Ich spürte, wie mein Körper bebte.
    Dietrich kam zurück. „Gleich gibt es Frühstück“ rief er fröhlich.
    Ich stellte mich mit verschränkten Armen vor ihn: „Ich wusste gar nicht, dass du einen Nebenjob bei der Pannenhilfe hast.“
    „Wie kommst du denn darauf? Komm, mache dich nützlich und decke den Tisch.“
    Ich griff nach den Tellern, doch statt ihn damit zu bewerfen, stellte ich sie behutsam auf den Tisch. Die restlichen Dinge brachte er herein. Wir saßen uns gegenüber. Als ich mit dem Messer in das Glas Marmelade fuhr, schaute er mich höchst verwundert an.
    „Aber dazu benutzt man doch einen Löffel, Juliane.“
    Ich wurde rot. Am liebsten hätte ich ihn angeschrien und gesagt: „Mich wundert, dass du nicht sagst, Veronika benutzte dazu immer einen extra Löffel. Ist ja klar, dass sie einen extra Löffel benutzt, die hat ja auch saubere Körperöffnungen. Wenn du verstehst, was ich meine.“
    Nach einer Weile sagte er: „Du

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