Te quiero heißt, ich liebe Dich
Gerade hatte sie das Tor erreicht, als eine Gestalt hinter einem Baum aus der Dunkelheit hervortrat.
“Jane, bitte geh noch nicht. Ich muss mit dir reden.”
Jane fuhr herum und blickte Miguel kalt ins Gesicht. “Ich habe dir nichts mehr zu sagen, und was du von mir willst, interessiert mich nicht.”
“Ich verstehe ja, dass du wütend bist”, versuchte es Miguel erneut. “Deshalb möchte ich mich auch für mein Verhalten auf der Tanzfläche entschuldigen.”
“Das fällt dir aber früh ein!”, entgegnete Jane sarkastisch. “Wenn du wusstest, dass es nicht richtig war, warum hast du es dann überhaupt getan?”
“Diese Patricia ist … die Tochter des Präsidenten von …” Er überlegte kurz. “Sagen wir einfach, sie könnte mir die Chance zu einem Millionengeschäft verschaffen.”
“Ich dachte, Millionen hättest du mittlerweile genug? Aber warum wundere ich mich überhaupt? Geld scheffeln war ja schon immer das Wichtigste in deinem Leben!”
“Und ich dachte, du hättest inzwischen begriffen, dass Reichtum auch viele Verpflichtungen mit sich bringt.”
“Ja, ich weiß schon – die Verpflichtung, immer mehr Geld zu machen!”, stieß Jane verächtlich aus. “Aber wie dem auch sei, ich verstehe trotzdem nicht, was das mit der Tochter irgendeines Präsidenten zu tun haben soll!”
“Bist du wirklich so naiv oder tust du nur so? Du weißt ganz genau, dass dieses Geld, wenn es richtig angelegt wird, vielen Menschen zu einem besseren Leben verhelfen könnte. Menschen, die sonst niemals die Möglichkeit hätten, je aus ihrem Elend herauszukommen.”
“Ach, was du nicht sagst! Ich wusste gar nicht, dass das Walten der Familie Tarrago neuerdings von Menschenfreundlichkeit bestimmt wird! Warum gehst du nicht endlich zurück zu deinesgleichen und amüsierst dich auf deiner Geburtstagsparty?” Als Miguel näher auf Jane zutrat, wich sie sofort zurück. “Fass mich nicht an, sonst schreie ich!”
Er lächelte hart. “Das glaube ich dir aufs Wort,
querida.
Aber wie du willst. Dies scheint weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt zu sein, um mit dir zu reden. Nun geh, der Wagen wartet auf dich.”
“Ich brauche deinen Wagen nicht, ich habe ein Taxi bestellt!”, protestierte Jane.
“Und ich habe es wieder abbestellt. Also läufst du entweder den ganzen Weg nach Hause, und der Wagen fährt dir hinterher, oder du bist so vernünftig, steigst ein und lässt dich nach Hause kutschieren.”
“Das ist das allerletzte Mal, dass einer von euch sich in meine Entscheidungen mischt!”, schrie Jane nun außer sich. “Ich will nie wieder etwas mit dir oder deiner Familie zu tun haben, merk dir das!”
Wutentbrannt schritt sie an Miguel vorbei und stieg in den Wagen. Sie blickte sich nicht mehr um, und so konnte sie nicht mehr sehen, wie nachdenklich Miguel der Limousine nachblickte.
Jane wachte am nächsten Morgen wie gerädert auf. Stundenlang hatte sie sich schlaflos im Bett hin und her gewälzt, weil sie unentwegt an Miguel hatte denken müssen. Warum hatte er die Party verlassen und sie am Tor aufgesucht?
Der seltsame Ausdruck auf seinem Gesicht, als er und Juanita sie zusammen mit Carlos im Garten gesehen hatten, ging Jane nicht mehr aus dem Sinn. Sie hätte schwören können, dass Miguel an diesem Abend gar nicht mehr an sie gedacht hatte. Und trotzdem hatte er beim Tor auf sie gewartet.
Obwohl Jane sich geschworen hatte, sich nie wieder mit den Tarragos einzulassen, ließ ihr die Neugier einfach keine Ruhe. Worüber hatte Miguel gestern mit ihr sprechen wollen? Die ganze Nacht hatte sie sich darüber und über ihre zwiespältigen Gefühle ihm gegenüber den Kopf zerbrochen.
Die Vernunft sagte ihr, dass sie gut daran tun würde, jeglichen Kontakt zu den Tarragos zu meiden. Andererseits aber hatte Miguels überwältigende Persönlichkeit seine Wirkung auf sie nicht verfehlt. So schwer es ihr auch fiel, sie musste sich eingestehen, dass die Tarragos ihr bisher immer überlegen gewesen waren. All die Jahre hinweg war sie zu stolz gewesen zuzugeben, dass sie ihnen nicht das Wasser reichen konnte. Sie waren cleverer und verstanden es perfekt, sich in ihr Leben einzumischen und es in die von ihnen gewünschten Bahnen zu lenken.
Jane konnte die Freundschaft mit den Tarragos, wenn man es überhaupt Freundschaft nennen konnte, unmöglich aufrechterhalten. Sollten sie sich ruhig weiterhin in ihrem Ruhm als Reiche sonnen. Sie hingegen würde erleichtert in ihr Leben als einfaches Mädchen
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