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Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)

Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition)

Titel: Team Zero 1 - Heißkaltes Spiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Isabella Leitold
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Sie hatte die Notbremse ziehen müssen.
    Das Einzige, was von da an für sie noch etwas gezählt hatte, waren ihre Noten und die Aussicht auf ihre Ausbildung als Cop gewesen, um gesellschaftlichen Abschaum von der Straße kratzen zu können. Es scherte sie herzlich wenig, ob ihre Schuldgefühle wegen des geschändeten Mädchens dabei eine Rolle gespielt hatten.
    Für sie galt es, einen Weg zu finden, der Gerechtigkeit Genüge zu tun. Gewiss wollte sie nie wieder ihren Gefühlen hilflos ausgeliefert sein, wie das junge Mädchen, das unfähig gewesen war, einem Vergewaltiger die gerechte Strafe widerfahren zu lassen.
    Aber dieses Mädchen war sie heute auch nicht mehr. Sie war nicht mehr machtlos oder schwach. Außerdem hatte sie Mittel und Wege gefunden, ihre Gabe zu einem Segen zu machen. Niemals hatte sie seither einer Konfrontation den Rücken gekehrt. Und das würde sie auch in Zukunft nicht tun.
    Alexa stand noch immer in Josys Zimmer und starrte sie an. Josy erkannte, dass Alexa schwer damit beschäftigt war, ihrem aktuellen Emotionsverlauf zu folgen. Das entrang ihr beinahe ein Lächeln.
    „Ich mag Will sehr, Alexa. Und es tut mir unsagbar leid, was ich zu ihm gesagt habe. Dennoch muss er diese Josy mögen, die ich nun einmal bin. Mit all meinen Ecken und Kanten. Auch mit meinem Unterbewusstsein, das anscheinend mit meinem Bewusstsein nicht immer konform geht.“
    In diesem Moment wurde ihr klar, dass sie ihre Vergangenheit schon lange hinter sich gelassen hatte. Sie war das Produkt ihrer Erlebnisse. Das war es, was sie endlich akzeptieren musste.
    Alexas Schultern bebten vor Lachen. „Komm her, störrischer Esel“, flötete sie und nahm Josy fest in die Arme. „Du wirst wohl für uns alle ein Buch mit sieben Siegeln bleiben. Ich hab dich trotzdem lieb.“
    Nach dem Gespräch mit Alexa blieb Josy in ihrem Zimmer. Es gab vieles, worüber sie nachdenken und was sie mit sich selbst ausmachen musste. Alexas Worte klangen in ihrem Kopf nach und je mehr sie darüber nachdachte, desto greifbarer wurde das, was die Empathin gesagt hatte. Noch nie hatte sie einem Menschen gestattet, ihr zu beweisen, dass es auch anders möglich war. Dass ehrliche Freundschaft existieren konnte. Beiße, bevor du gebissen wirst. Angriff ist die beste Verteidigung. Das war ihre Devise gewesen. Deshalb war sie mit zwei Augenklappen und ihrer Glock in der Hand durch die Welt gelaufen und hatte jede Chance ergriffen, ihr Schicksal zu vergelten, indem sie als Cop für Gerechtigkeit sorgte. Scheiterte sie, sah sie es als persönliches Versagen und lastete sich noch schwerere Bürden auf. Gewann sie einen Kampf, bekam sie die Anerkennung, um die sie sich stets bemüht hatte und die sie schon als junger Mensch benötigt hätte. Ernüchternd war der Gedanke, dass sie durch ihre Blindheit auch Will aus ihrem Leben hatte verdrängen wollen. Denn obwohl sie genau wusste, dass er nichts mit ihrer Vergangenheit zu tun hatte oder mit dem, was ihr widerfahren war, hatte sie ihm unbewusst unterstellt, er würde sie ebenso enttäuschen wie es ihre Familie, Josh und viele andere getan hatten.
    Sie ließ ihre ersten Tage im Team Zero Revue passieren. Tatsächlich hatte sie noch nie so viel gelacht und auch noch nie so viel empfunden wie in dieser Zeit. Will hatte einen Zugang zu ihrem Herzen gefunden, obwohl sie es so fest verriegelt hatte. Er allein hatte es geschafft, sie so tief zu berühren, dass sie sogar Angst davor gehabt hatte, diese Empfindungen nicht ertragen zu können. In Wahrheit hatte sie sich nur davor gefürchtet, dass sie von ihren Erlebnissen eingeholt wurde. Dass sie sich damit auseinandersetzen und anerkennen musste, dass sie ein unwiderruflicher Teil von ihr waren.
    Sie erkannte, dass ihr Misstrauen Will gegenüber unberechtigt war. Sie wollte ihm ihr Vertrauen schenken, wollte sich für ihn so weit öffnen, wie es nötig war, damit auch er ihr vertrauen konnte. Sie wünschte nur, sie könnte den kleinen Paranoiker in ihrem Kopf zum Schweigen bringen.
    Ray klopfte und steckte seinen Kopf durch den Türspalt.
    „Hallo, Ray.“
    „Ich wollte nur wissen, ob es dir besser geht. Will fährt in einer Viertelstunde zu Miller und ich dachte, du möchtest darüber in Kenntnis gesetzt werden“, sagte er und sah sich um.
    „Er ist nicht gut auf mich zu sprechen, wie?“
    Ray spähte auf seine Hand, in der er ein gebundenes Papier hielt. Dann sah er sie an. Anstatt auf ihre Frage zu antworten, kam er auf sie zu. „Ich wollte dir das hier

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