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Teckla

Teckla

Titel: Teckla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Brust
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nicht?«
    Also blieb Loiosh bei ihm und ließ sich von dem Revoluzzer indoktrinieren, während ich Sheryl in einen ostländischen Klavaladen auf der anderen Straßenseite führte. Der Schuppen war lang, eng und dunkler als mir lieb ist, außer ich will gerade jemanden töten. Drinnen war alles aus Holz in einigermaßen gutem Zustand. Ich führte uns ganz nach hinten und setzte mich mit dem Rücken zur Wand. Zwar ist das nicht eben sinnvoll, um einen zu schützen, aber in dem Fall fühlte ich mich einfach besser.
    Eigentlich hatte ich ihr eine Tasse Klava versprochen, aber sie brachten ihn in einem Glas. Daran habe ich mir beim ersten Griff die Hand verbrannt und dann noch das Bein, als ich es ruckartig wieder abstellen mußte und dabei ein bißchen verschüttete. Zum Abkühlen goß ich Sahne dazu, was aber nichts nützte, denn die Sahne war ebenfalls warm. Hat aber gut geschmeckt.
    Sheryl hatte große tiefblaue Augen mit einer Spur von Sommersprossen darum herum. »Weißt du, was ich arbeite?« fragte ich sie.
    »Nicht so richtig«, antwortete sie. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Plötzlich kam mir der Gedanke, sie könnte das hier womöglich für eine Anmache halten. Dann dachte ich, daß ich es vielleicht sogar wollte. Auf jeden Fall war sie attraktiv, und sie hatte eine Spur dieser unschuldigen Begierde, die ich so anziehend finde. Aber nein, nicht jetzt.
    Ich sagte: »Ich versuche herauszufinden, warum Franz umgebracht wurde, und dann werde ich alles Nötige tun, damit das nicht auch mit Cawti passiert.«
    Das leichte Lächeln blieb, aber sie schüttelte den Kopf. »Franz wurde getötet, weil sie Angst vor uns haben.«
    Ich machte eine ganze Menge bissiger Bemerkungen nicht. Statt dessen fragte ich: »Wer hat Angst?«
    »Das Imperium.«
    »Er ist nicht vom Imperium getötet worden.«
    »Vielleicht nicht direkt, aber –«
    »Er wurde von einem Jhereg getötet, er heißt Herth. Herth legt keine Leute für das Imperium um. Er ist ausreichend damit beschäftigt, daß das Imperium nicht herausfindet, daß er überhaupt Leute umbringt.«
    »So mag es vielleicht aussehen –«
    »Schon gut, schon gut. Das hat keinen Sinn.«
    Sie zuckte die Achseln, und das Lächeln war verschwunden. Andererseits sah sie auch nicht wütend aus, also konnte ich ruhig weitermachen. Und ich fragte: »Was hat er denn genau gemacht, das einen Jhereg, der Geld machen will, irgendwie bedrohen könnte?«
    Sie schwieg eine Weile und sagte schließlich: »Ich weiß nicht. Er hat Zeitungen verkauft, so wie ich eben, und er hat auf Versammlungen gesprochen, so wie ich, und er hat Lesen und Revolution unterrichtet, so wie ich –«
    »Halt mal. Du unterrichtest auch Lesen?«
    »Das machen wir alle.«
    »Verstehe. Na gut.«
    »Ich vermute, es lag daran, daß er mehr getan hat als wir anderen. Er ist nie müde geworden, war begeistert, und jeder ist darauf angesprungen – sowohl wir als auch Menschen, denen wir begegnet sind. Als wir durch die Nachbarschaft gezogen sind, konnte er sich immer besser an die Leute erinnern als wir anderen, und sie erkannten ihn jedesmal wieder. Er hat auch besser geredet. Wenn er Lesen unterrichtet hat, dann so, als sei es ihm wichtig, daß jeder es lernt. Immer wenn eine Gruppe, in der ich war, irgendwas getan hat, war er da, und bei jeder anderen Gruppe ist er auch dabeigewesen. Verstehst du, was ich meine?«
    Ich nickte und sagte gar nichts. Der Kellner kam und schenkte Klava nach. Ich goß Sahne und Honig hinterher und nahm das Glas mit einer Serviette in die Hand. Das Glas. Wieso denn keine Tasse? Die bescheuerten Ostländer, nichts machen sie richtig.
    Ich fragte: »Kennst du irgendeinen der Jhereg, der in der Gegend tätig ist?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß, daß es welche gibt, aber wiedererkennen würde ich sie nicht. Es gibt einige Dragaeraner, und viele von ihnen sind Jhereg, aber ich könnte nicht sagen, daß dieser oder jener für die Organisation arbeitet oder so was.«
    »Weißt du, was für Sachen die am Laufen haben?«
    »Nee, nicht so richtig.«
    »Gibt es Spielzimmer?«
    »Hm? Oh, klar. Aber die werden von Ostländern geleitet.«
    »Nein, werden sie nicht.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich kenne Herth.«
    »Oh.«
    »Gibt es Prostituierte?«
    »Ja.«
    »Bordelle?«
    »Ja.«
    »Zuhälter?«
    Sie machte plötzlich ein ganz leicht selbstgefälliges Gesicht. »Jetzt nicht mehr«, sagte sie.
    »So so.«
    »Was?«
    »Was ist denn mit ihnen passiert?«
    »Wir haben sie verjagt. Das sind die

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