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Tee macht tot

Tee macht tot

Titel: Tee macht tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Clayton
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man sich an solch abwechslungsreichem Tagen aufs Zimmer bringen.
    So war das hier in St. Benedikta. Man hatte ein sehr geregeltes Leben, und das dauerte, bis man sich auf dem gegenüberliegenden Friedhof oder woanders zur letzten Ruhe begab.
    Ab 7:00 Uhr gab es Frühstück, ab 12:00 Uhr Mittagessen, Nachmittags gab es verstauben Diätkuchen, und von 17:00 Uhr bis 18:00 stand das Abendessen zur Verfügung. Ab 20:00 Uhr herrschte eine friedliche Stille in dem Haus. Alles lief sehr planmäßig ab, darauf legten die Bewohner wert.
     
    Nur sonntags wichen sie von ihren Gewohnheiten ab, denn den Tatort wollte man sich keinesfalls entgehen lassen. Wobei die sonntägliche Krimigruppe immer kleiner wurde. Nun könnte man vielleicht schlussfolgern, dass es an der allerletzten Ruhe lag, dass sich der Seniorenkreis lichtete, aber das war es nicht. Nein, daran lag es wirklich nicht. Es lag vielmehr daran, dass die Tatortsenioren fanden, dass es sich langsam nicht mehr lohnen würde, diesen Kriminalfilm anzusehen, wo er doch immer brutaler wurde. Drei Tote innerhalb einer Stunde waren einfach zu viel. Und in welcher Art und Weise die armen Menschen immer sterben mussten! Nein, so etwas gab es früher nicht. Das Gemetzel ließ vielen der Heimbewohner den Herzschrittmacher stocken.
     
    Da jedoch auch nicht Sonntag war, als Esther an dem Aufenthaltsraum, in dem der Gemeinschaftsfernseher stand, vorbeiging, war niemand zu sehen.
    In aller Ruhe nutzte Esther auf ihrem Weg die Zeit, um darüber nachzudenken, was sie morgen zu beichten hätte. Sie musste den Brötchenraub, den sie durchgezogen hatte, und der ihr so sehr auf dem Gewissen lag, gestehen. Auf jeden Fall wollte sie die Sache etwas herunterspielen; vielleicht konnte sie sich mit dem guten Herrn Pfarrer auf zwei Vater-unser oder ein Ave Maria und ein Vater-unser einigen.
     
    Als sie nun mit ihrem fliederfarbenen Morgenrock, den sie passend zu ihren Pantoffeln trug, weiter grübelnd den Gang entlangwatschelte, hatte sie diesen wie immer bis unters Kinn geschlossen und zusätzlich einen Gürtel um ihre runden Hüften geknotet. Unter einem hauchdünnen Netz waren fein säuberlich, wie gewickelte Rouladen eine Menge Klettwickler über ihr graues Haupt verteilt. Die Jakubitsch hatte sich wieder einmal alle Mühe mit ihrem Haar gegeben.
     
    In diesem Moment traten drei weitere Personen auf den Gang hinaus. 
     

18
     
     
    Dass nun mittlerweile vier Personen so spät noch auf dem Flur herumgeisterten, hatte den Grund, dass alle dasselbe Ziel zur selben Zeit hatten.
    Alle vier wollten der bettlägerigen alten Dame im letzten Zimmer des langen Flures einen Besuch abstatten. Man lebte schließlich in einer Gemeinschaft, und das bedeutete, dass man sich gegenseitig half. So gesehen hatte Herr Rohrasch mit seiner Zimmerbelegung im dritten Stock alles richtig gemacht.
     
    Wegen einer Lungenentzündung war Elfriede Weber ins Krankenhaus eingeliefert worden. Aus rein körperlicher Sicht hätte sie nach drei Wochen als geheilt entlassen werden können, doch Elfriede weigerte sich beharrlich, aufzustehen, geschweige denn, zu genesen. Deshalb gab man ihr noch eine Woche, die jedoch ergebnislos verstrich. Das hätte wohl etwas mit ihrem psychischem Befinden zu tun, meinten die Ärzte des Krankenhauses achselzuckend und unterschrieben die Entlassungspapiere. Das seelische Gleichgewicht wieder herzustellen, war schließlich nicht ihre Aufgabe, außerdem würden solche Leistungen von der Krankenkasse sowieso nicht übernommen werden. Das innere Gleichgewicht musste man schon aus eigener Tasche bezahlen.
     
    Vor einigen Tagen wurde Elfriede deshalb von einem Pfleger durch den Haupteingang gerollt, mit dem großen Aufzug in den dritten Stock gefahren und wieder in ihr Zimmer geschoben.
    „Nun erholen Sie sich mal schön!“, munterte der Pfleger sie auf, als er Elfriede Weber in ihr Bett hob, und damit war seine Arbeit getan. Pfeifend stapfte er zurück zum Aufzug, fuhr wieder ins Erdgeschoss, stieg in seinen leichenwagenähnlichen Krankentransport und fuhr davon.
    Ab da übernahm die resolute Schwester Margot, die zwar stets grimmig über ihre Brille sah, aber im Grunde ihres Herzens doch ein recht guter Mensch war, die Pflege. Das ehemals blonde Haar war einem Silbergrau gewichen, und ihre Gesundheitsschuhe quietschten ständig über den Boden. In ihrem weißen Kittel und dem Stethoskop  um den Hals sah sie immer oberschwestermäßig aus, was sie ja auch war. Ihr zu Hilfe eilte Schwester

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