Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Teeblätter und Taschendiebe

Titel: Teeblätter und Taschendiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
Vom Netzwerk:
zumindest über die wichtigsten Grundkenntnisse der Buchführung zu verfügen. Er versteht jedenfalls eine ganze Menge mehr davon als Loveday, wenn Sie mich fragen. Ich habe noch nie ein größeres Durcheinander gesehen als in seinen Büchern, bevor ich angefangen habe, mich damit zu beschäftigen. Loveday hat selbst zugegeben, daß der Umgang mit Zahlen nicht gerade seine Stärke ist. Ich frage mich nur, wieviel seine Unfähigkeit die Kellings wohl kostet, aber dieses Thema sollte ich wohl im Beisein ihrer Verwandten besser nicht anschneiden.«
    Brooks und Sarah brachen in schallendes Gelächter aus. »Um Dolphs Geld brauchen Sie sich wirklich keine Sorgen zu machen«, versicherte Sarah dem jungen Steuerberater. »Was die Bücher betrifft, kann ich natürlich nichts sagen, aber ich bin sicher, daß Dolph haargenau weiß, wieviel Geld das Center seit der Eröffnung einge-nommen und abgeworfen hat. Wenn Sie ihn jetzt nach der genauen Summe fragen würden, könnte er ihnen bestimmt alles auf Heller und Pfennig vorrechnen. Innerhalb der Familie machen wir uns immer darüber lustig, daß die meisten Kelling-Männer anscheinend Rechenmaschinen im Kopf haben. Einige der Frauen übrigens auch, meinst du nicht, Brooks?«
    »Allerdings. Auf mich trifft dies wahrscheinlich auch zu, aber Geld hat noch nie zu den Dingen gehört, die mir besonders wichtig sind. Sogar mein Cousin Jeremy, den hier wohl alle bestens kennen, ist längst nicht so verschwenderisch, wie er uns immer glauben machen will. Ich hege sogar den Verdacht, daß seine Vorliebe für Martinis auf der einfachen ökonomischen Überlegung basiert, daß guter Gin bedeutend preiswerter ist als guter Whiskey.«
    »Das ist mir noch nie aufgefallen, aber da könntest du durchaus recht haben, Brooks«, sagte Sarah. »Um wieder auf den Buchhalter zurückzukommen, der zum Vegetarier wurde und damit seine Karriere ruinierte, meinen Sie, der Mann sagt tatsächlich die Wahrheit, Eugene?«
    »Was seine Abneigung gegen Fleisch betrifft, wohl kaum«, meinte Porter-Smith. »Ich habe nämlich beobachtet, daß er im Center alles ißt, was ihm vorgesetzt wird, aber mit Zahlen hat er früher bestimmt schon zu tun gehabt. Ich kann nicht verstehen, wieso er sich nicht zusammenreißt und versucht, irgendwo einen anständigen Job zu bekommen, statt in Abfalltonnen zu wühlen und sich lediglich hier und da ein paar Dollars zu verdienen. Auch wenn er nicht mehr der Jüngste ist, könnte er bestimmt noch eine Teilzeitstelle als Buchhalter finden. Aber seine äußere Erscheinung spricht natürlich nicht gerade für ihn, wie ich zugeben muß.«
    Eugene Porter-Smith machte eine plötzliche Bewegung, woraufhin die nagelneuen goldenen Manschettenknöpfe in den blütenweißen gestärkten Manschetten seines Hemdes, die bisher unter seinem Jacket verborgen gewesen waren, sichtbar wurden. Früher hatte seine Vorliebe eher zerknitterten pinkfarbenen Hemden und kastanienbraunen Samtjackets mit Satinaufschlägen gegolten. Doch jetzt, wo er zu den Kometen seines Faches gehörte, hatte er diese Jugendsünden hinter sich gelassen und fühlte sich in schlichten schwarzen Anzügen konservativer Machart am wohlsten, auch wenn die Art, wie er seine Krawatte gebunden hatte, immer noch ein gewisses teuflisches Etwas hatte.
    »Seine äußere Erscheinung?« sagte Sarah. »Sprechen Sie etwa von Ted Ashe?«
    »Ja, ich glaube, so heißt der Mann. Relativ groß, ein bißchen stämmig, für einen älteren Mitbürger wirkt er eigentlich ziemlich jung, aber sein Gesicht ist so schmutzig, daß man sein Alter nicht erkennen kann. Das finde ich auch reichlich merkwürdig, denn er ist immer glattrasiert. Ich vermute, man sollte ein derartiges Thema bei Tisch nicht zur Sprache bringen, aber ich habe mich schon mehrfach gefragt, wie er es fertigbringt, sich jeden Tag zu rasieren und trotzdem so dreckig zu bleiben.«
    »Vielleicht ist er indischer oder orientalischer Abstammung«, mutmaßte Cousin Brooks. »Viele Asiaten haben keinen sehr starken Bartwuchs. Aber wahrscheinlich haben wir sogenannten Weißen auch bedeutend mehr zu verbergen.«
    Porter-Smith schüttelte den Kopf. »Er sieht überhaupt nicht asiatisch oder orientalisch aus. Außerdem ist es immer schon ziemlich spät, wenn ich ihn sehe, dann ist sein Gesicht schon ein wenig stoppelig. Aber die Stoppeln sind immer gleich lang, und der Mann ist trotzdem genauso schmutzig wie sonst.«
    »Dann benutzt er wahrscheinlich einen Elektrorasierer.« Brooks ließ sich auch von

Weitere Kostenlose Bücher