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Teeblätter und Taschendiebe

Titel: Teeblätter und Taschendiebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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um sie gekümmert, weißt du, jedenfalls solange, bis diese unsägliche Geschichte mit Vare anfing und Tigger zur Persona non grata wurde.«
    Vor einiger Zeit hatte Apollonia Kellings Schwiegertochter Vare ihren Gatten Lionel und ihre vier fürchterlichen Sprößlinge vorübergehend verlassen, um eine alternative
    Daseinsweise zu erproben. Warum sie sich für dieses Experiment ausgerechnet Tigger aussuchen mußte, hatte niemand verstanden, doch warum Tigger Vare auserkoren hatte, war mehr als offensichtlich. Am Ende hatte sie Vare dazu gebracht, Lionel auszupressen wie eine Zitrone, um mit ihr ein Leben auf großem Fuß führen zu können, bis Vare schließlich einsah, daß es besser war, die Gattin eines reichen Mannes als die Lebensgefährtin einer Hyäne zu sein. Da Appie inzwischen in den Besitz von noch mehr Geld gekommen war, als sie ohnehin schon besaß, hoffte Tigger möglicherweise auf ein weiteres Stück vom großen Kuchen.
    »Warum marschiert sie dann nicht einfach zu deiner Tante und fragt sie um Geld?« sagte Max. »Sie weiß doch bestimmt, was für ein weiches Herz Appie hat.«
    »Liebling, es hat keinerlei Zweck, mich zu fragen, was sich in Tiggers Gehirnwindungen abspielt«, protestierte Sarah. »Ich fand sie schon immer ziemlich verrückt. Ich habe keinen blassen Schimmer, ob sie ein Komplott plant und deshalb vor mir eine Riesenshow abgezogen hat oder ob sie einfach rein instinktiv handelt, wie ein Hund, der dem erstbesten Menschen hinterherläuft, der ihm zufällig begegnet. Mr. Loveday hat sie gefragt, ob sie Lust hätte, als ehrenamtliche Helferin einzuspringen, und ich vermute, da sie schon mal da war, hat sie sich halt dazu bereiterklärt.«
    »Wie kam Loveday dazu, ausgerechnet sie zu fragen?«
    »Naja, ich mußte schon die Schachtel mit den Einladungen tragen, und dann habe ich auch noch eine Riesenladung Umschläge gekauft. Die Tragetasche war zwar nicht sehr schwer, dafür aber ziemlich sperrig. Tigger hat darauf bestanden, sie für mich zu tragen, und ich hatte keine Lust, sie ihr mit Gewalt zu entreißen. Als sie in ihrem scheußlichen Aufzug das Center betrat, hat Mr. Loveday natürlich zunächst angenommen, in der Tragetasche sei Recyclingmaterial, das sie abgeben wollte. Er hat sich sofort auf sie gestürzt und sie darüber aufgeklärt, daß das Center nur für ältere Menschen gedacht ist. Dann hat sie gesagt: >Ich bin mit der da gekommene woraufhin er sofort angefangen hat, mit dem Schweif zu wedeln und ihr die Hände zu lecken. Er wollte ihr erklären, was es mit dem Center auf sich hat, und fing an, von freiwilligen Helfern zu schwafeln, so daß ich den geeigneten Moment für gekommen sah, mich mit meiner Liste zu entfernen und Tigger einfach stehenzulassen. Also habe ich die Gelegenheit genutzt und bin verschwunden. Meinst du, ich hätte bleiben sollen?«
    »Um Himmels willen, natürlich nicht! Ich bin froh, wenn du dir diese Frau so weit wie möglich vom Leib hältst.«
    »Ich auch«, sagte Sarah. »Aber findest du es nicht auch merkwürdig, wie sie es immer wieder schafft, völlig unerwartet aufzutauchen?«
    »Bei so einer Verrückten überrascht mich gar nichts.« Max zuckte mit den Achseln. »Ich würde sagen, in ihrem Fall ist das Unwahrscheinlichste immer das Wahrscheinlichste. Was gibt's zum Abendessen?«
    »Leider nicht sehr viel, muß ich gestehen. Ich wollte auf dem Heimweg irgendwo einkaufen, aber durch die ganze Aufregung mit Tigger und mit den Einladungen habe ich es total vergessen. Bist du sehr hungrig? Ich könnte uns sonst vielleicht ein Omelette mit Salat machen, was meinst du?«
    »Es sei denn, du möchtest, daß ich dich zum Essen ausführe. Was hältst du beispielsweise vom Ritz Carlton?«
    »Ich glaube nicht, daß mir heute der Sinn nach dem Ritz Carlton steht. Weißt du was, ich mach dir einen Drink, und dann sehen wir weiter.« Sarah verspürte wenig Lust, ihre müden Füße wieder in unbequeme Schuhe zu zwängen. Ihr listiger Plan bestand darin, Max mit Käse und Crackern vollzustopfen, bis er bereit war, sich mit etwas Einfachem zufriedenzugeben. Wie sich herausstellte, brauchte sie ihre gastronomischen Tricks gar nicht anzuwenden. Theonia rief nämlich an, klang deutlich weniger gurrend als sonst und klagte, jetzt habe sie sich die ganze Arbeit gemacht und Huhn Kiew vorbereitet, und nun hätten zwei ihrer Pensionsgäste in letzter Minute abgesagt und ihr mitgeteilt, sie würden anderswo dinieren. Ob Sarah und Max vielleicht Lust hätten, vorbeizukommen

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