Teeblätter und Taschendiebe
vorgelogen, daß ich versuchen wollte, seine Familie ausfindig zu machen, damit das Center nicht für die Beerdigungskosten aufkommen müsse, aber viel Erfolg hatte ich nicht mit meiner Geschichte. Sie haben gemeint, das könnte ich getrost vergessen, Typen wie Chet hätten keine Familie, die daran interessiert sei, für die Beerdigungskosten aufzukommen. Das Foto hätte ohnehin nicht viel genutzt, weil der Tote mit dem Gesicht nach unten lag.«
»Aber die Polizei hat doch bestimmt noch mehr Aufnahmen gemacht, Schatz.«
»Mir haben sie nur das eine Bild gezeigt, und ich wollte nicht noch mehr Wirbel machen. Sie haben mir vorgeschlagen zu warten, bis der Bestatter sich um ihn gekümmert hätte, und dann ein Foto zu machen, nach dem man ihn besser identifizieren könnte. Und genau das habe ich auch getan.«
Max zeigte ihnen sein Foto von Chet Arthur. »Kennst du ihn vielleicht?«
Bill Jones schüttelte den Kopf. »Nicht, daß ich wüßte. Wer hat ihn identifiziert?«
»Sarahs Cousin Dolph. Er und seine Frau leiten das Center. Der Mann war einer ihrer fleißigsten Mitarbeiter.«
Bill wartete.
»Wir haben inzwischen auch schon ein bißchen mehr über ihn herausgefunden. Sein Name war ehester Alan Arthur, und er hat allem Anschein nach früher in South Boston gearbeitet, wahrscheinlich in einer Heizkesselfabrik, die vor einigen Jahren zugemacht hat.«
»Grotters und Wales«, sagte Bill wie aus der Pistole geschossen. »Grotters ist gestorben, Wales lebt noch. Netter alter Kerl, sieht aus wie Winston Churchill. Er spielt Golf mit dem Schwiegervater meines Bruders.«
»Großartig. Besteht eventuell die Möglichkeit, daß der Schwiegervater deines Bruders Mr. Wales fragt, ob Chester Arthur früher für ihn gearbeitet hat, welche Stellung er innehatte und wieviel er ungefähr verdient hat? Arthur hatte nämlich bedeutend mehr Geld gespart, als man bei einem Mann erwarten würde, der Flaschen und Dosen aufsammelt, um sich von dem Geld ab und zu ein Bier zu leisten. Und wir wüßten gern, woher er das ganze Geld hatte. Vielleicht hat er es sich auch wirklich vom Mund abgespart. Er war ein sehr anspruchsloser Mensch und hat vor einiger Zeit zwanzig Riesen in der Lotterie gewonnen. Ich habe den Laden, in dem er das Los gekauft hat, rein zufällig gefunden.«
»Kla-har«, sagte Bill. »Ich kenne deine Zufälle, Kumpel. Willst du mir sonst noch was verraten? Der Schwiegervater meines Bruders wird ... na ja« - er wedelte mit den Armen und begann wieder, sich zu winden wie ein Aal - »bestimmt ziemlich erstaunt sein.«
»Da wäre noch die merkwürdige Tatsache, daß Arthur umgebracht wurde. Man hätte ihm im Grunde nur die Tasche abzunehmen brauchen, genau wie man es bei der Frau, die heute die Dose aufgehoben hat, auch getan hat. Außerdem hat man seine Leiche in der Back Bay gefunden. Im Center ist man übereinstimmend der Meinung, daß Chet niemals freiwillig dorthin gegangen wäre, weil er felsenfest davon überzeugt war, daß der Boden absacken und alles verschlingen würde. Er hatte Angst, erschlagen zu werden, falls der Hancock Tower zusammenkrachen würde. Er scheint da an einer ausgewachsenen Phobie gelitten zu haben.« »Also?«
»Also denken wir, daß Arthur an einem völlig anderen Ort umgebracht wurde. Wahrscheinlich am selben Tag, nur früher. Seine Leiche wurde möglicherweise irgendwo versteckt, bis es dunkel genug war, ihn zum späteren Fundort zu bringen und dort abzuladen. Frag mich nicht, warum man ihn an diesen Ort geschafft hat. Ich habe keine Ahnung. Derjenige, der ihn dorthin gebracht hat, wußte entweder nicht, daß der Mann eine Phobie hatte, was die Back Bay betrifft, oder es war ihm schlichtweg egal.«
»Oder er wußte, daß die Phobie nur vorgetäuscht war.«
Max schüttelte den Kopf. »Das wäre zwar theoretisch möglich, aber allen, die ihn kannten, schien seine Angst echt zu sein. Wahrscheinlich können wir die Frage erst klären, wenn wir mehr über Chet Arthurs Vergangenheit wissen. Dann wüßten wir vielleicht auch, ob er der Typ Mann war, der freiwillig als Drogenkurier gearbeitet hätte. Bis jetzt gehe ich noch davon aus, daß er herausgefunden hat, daß man ihn ohne sein Wissen als Rauschgiftschmuggler benutzt hat, und zum Schweigen gebracht wurde, weil er drohte, alles ans Licht zu bringen.«
»Was ist mit der der Frau im lila Pullover passiert, die du beobachtet hast?« fragte Bill.
»Die hier?« Brooks suchte einen anderen Schnappschuß aus seiner Sammlung heraus. »Meine Frau
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