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Tegernseer Seilschaften

Tegernseer Seilschaften

Titel: Tegernseer Seilschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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haben.«
    Â»Ich möchte, dass du immer, immer, immer lebst, Mama.«
    Â»Ja, ich auch, Lisa.« Und zu Sepp Kastner sagte Anne: »Ich glaube, das mit der Absperrung reicht jetzt erst einmal. Lass uns den Rest besprechen, wenn Lisa kommende Woche wieder im Kindergarten ist. Ich glaube, das ist besser so.«
    Kastner nickte.
    Nonnenmacher staunte nicht schlecht, als er das Trio erblickte, das am Freitagnachmittag in der Polizeidienststelle aufkreuzte. Lisa hopste an Annes Hand durch den Eingangsbereich, hinterher trottete Kastner mit mürrischem Gesichtsausdruck. Anne und Kastner waren in Uniform, Lisa trug ein sommerliches Kleidchen mit Blumenmuster.
    Â»Soso«, sagte der Polizeichef, denn etwas anderes, Passenderes, Konkreteres fiel ihm beim besten Willen nicht ein. Zu Kastner gewandt: »Was schaust so grantig, Seppi?«
    Â»Ach nix«, murrte Kastner.
    Â»Kauft dir unsere neue junge Kommissarin den Schneid ab?« Und von der Kleinen wollte er wissen: »Wie heißt du denn?«
    Â»Lisa.«
    Nonnenmacher hielt der Kleinen die Hand hin, aber die rückte ihre nicht heraus, sondern kuschelte sich schüchtern an ihre Mutter und mied seinen Blick.
    Â»Wo kommt’s ihr mit dem Kind jetzt her?«, fragte Nonnenmacher nun.
    Â»Wir waren noch einmal am Tatort«, erwiderte Anne.
    Â»Ihr wisst’s schon, dass wir noch anderes hier zu tun haben, als wie am Leeberg oben spazieren gehen?«
    Anne schwieg. Diese Situation kannte sie schon zur Genüge aus ihrer Münchner Zeit: Wenn man als Mutter sein Kind mit in die Arbeit nahm, gingen die Kollegen davon aus, dass man überhaupt nicht oder zumindest nicht richtig arbeite. Dabei hatte man gerade als Alleinerziehende oftmals gar keine andere Wahl, als das Kind mitzunehmen. Man konnte eine Fünfjährige ja schlecht allein zu Hause lassen. Dieses Thema nervte sie maßlos. Natürlich hätte sie Lisa in eine Ganztagsbetreuung geben können. Aber das wollte sie nicht. Anne vertrat immer noch den Standpunkt, dass Kinder am besten bei Mutter und Vater aufgehoben sind – oder eben bei deren Lebensgefährten, wenn sie denn da waren. Wäre sie selbst mehr unter der Obhut ihrer Eltern gestanden, wäre die größte Katastrophe ihres Lebens niemals geschehen. Dessen war sie sich heute sicher. Diese Verletzung, die ihr damals zugefügt worden war, spürte sie jeden Tag, jeden Moment. Aber natürlich war an der aktuellen Situation auch Bernhard schuld. Er hatte Verantwortung übernommen, und sie hatten eine Vereinbarung getroffen. Der ganze Umzugsplan aufs Land basierte auf dieser Abmachung: Bernhard musste präsent sein. Er war es, der nachmittags für Lisa zuständig war. Und da war ihr seine blöde Krankheit letztlich völlig egal. Sie nahm sich vor, Bernhard ein Ultimatum zu stellen. So konnte es nicht weitergehen.
    Â»Mir sind da oben nicht spazieren gegangen, mir haben den Tatort gesichert«, meinte Kastner trotzig. »Mir werden in der Sache ja eh nur weiterkommen, wenn mir die Miesbacher herholen, dass die sich mal den Tatort anschauen.«
    Â»Das werden wir sicher nicht tun«, antwortete Nonnenmacher bestimmt. »Die Miesbacher sollen bleiben, wo sie sind. Wir werden schon noch herausfinden, was passiert ist mit dem Ferdl. Aber auf unsere Art. Mit Ruhe und Gelassenheit.« Während er dies sagte, dachte er mit Grausen an die Betriebsamkeit der Miesbacher – oder, noch schlimmer: der Münchner – Beamten. Wenn die in der Nähe waren, dann wurde es immer gleich ungemütlich. Städter halt, nervös und neunmalklug.
    Als Lisa und Anne später an das Gartentürchen ihres Hauses kamen, sahen sie schon, dass ein Mann im Garten stand. Es war nicht Bernhard, sondern Herr Schimmler. Anne hatte den Eindruck, dass es ihm überhaupt nicht unangenehm war, dass Anne ihn in ihrem, also einem für ihn an sich fremden Garten antraf. Vielmehr meinte er, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt: »So, da sind Sie wieder zu Hause. Ich hab’ mich schon gewundert, dass die Lisa gar nicht aus dem Kindergarten kommt. Und wo ist denn der junge Herr von Rothbach? Der ist doch auch schon seit Tagen weg, nicht?«
    Â»Dem geht es nicht gut, der ist im Krankenhaus.«
    Â»So, was hat er denn?«, fragte Schimmler linkisch.
    Â»Das ist etwas komplizierter«, versuchte Anne auszuweichen.
    Â»Komplizierter?«, hakte er nach. »Etwas Seelisches?«
    Sie konnte

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