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Tegernseer Seilschaften

Tegernseer Seilschaften

Titel: Tegernseer Seilschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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Nonnenmacher. »Dieser Schönwasser …«
    Â»â€¦wetter«, unterbrach ihn Anne.
    Â»Dann halt Schönwetter«, sagte er unwirsch und setzte an zur Jagd auf eine Fliege, die sich ihm auf die Nase gesetzt hatte, »der ist halt in erster Linie ein Wichtigtuer. Segelkurse für Schönheitschirurgengattinnen oder russische Millionäre kann der meinetwegen schon geben, aber hier den großen Max spielen und dann nix, aber auch gar nix zuwege bringen – der Mann, der ist ein wandelnder Treppenwitz, das ist er.« Wegen der Fliege, die er nicht erwischt hatte und die ihn weiterhin ärgerte, hatte er angefangen, wild herumzufuchteln. Jetzt rief er sogar noch »Sauviech« und schlug mit der Hand so fest auf den Computerbildschirm, dass das darauf stehende Familienfoto zu Boden segelte.
    Â»Sepp Kastner und ich wollen gleich den Grundnerhof noch einmal gründlich umkrempeln, vielleicht finden wir ja was«, sagte Anne, um Nonnenmacher auf andere Gedanken zu bringen.
    Â»Gut, da bin ich dabei«, entgegnete er und kroch unter den Schreibtisch, um das Foto wieder heraufzuholen.
    Im Auto erkundigte er sich in betont unverfänglichem Ton, wie die gestrige Vernehmung im Bräustüberl verlaufen sei. Doch die Antworten, die er erhielt, waren auffällig wortkarg.
    Â»Haben’s nix reden wollen über Sex, der Pius, der Klaus und der Wastl, ha?«, fragte Nonnenmacher, jetzt angesichts des Themas schon besserer Stimmung.
    Â»Na«, verneinte Sepp Kastner kurz.
    Â»Das hätt’ ich euch gleich sagen können«, meinte Nonnenmacher jetzt selbstbewusst. »Der Tegernseer Mann ist von Natur aus stark und verfügt schon aus diesem Grund über ein gesundes Sexleben, aber reden tut er darüber natürlich nicht. Das wär’ ja noch schöner!« In das darauf folgende Schweigen und das leise Fahrgeräusch, das der Dienstwagen im Nieselregen verursachte, mischte sich ein anschwellendes Heulen, das eindeutig aus Nonnenmachers Leib kam, weshalb er seine starken Sprüche gleich wieder bereute.
    Als sie am Grundnerhof ankamen, verzog er sich auch gleich in den Saunabereich, mit der Anweisung an die anderen, das Wohnhaus und das Schwimmbad unter die Lupe zu nehmen. Frau Gsell öffnete den Beamten alle Türen und half Anne beim Durchforsten der einzelnen Räume des von Kürschner nur zu einem geringen Teil bewohnten Wohnbereichs.
    In Kürschners Schlafzimmer konnte Anne nichts Außergewöhnliches entdecken, außer, dass Kürschner offensichtlich ein Fan von Playmobileisenbahnen war, denn der Nebenraum, in dem Anne sein Ankleidezimmer vermutet hatte, entpuppte sich als gigantisches Spielzimmer. In Kürschners Kleiderschrank wartete eine nigelnagelneue Golfausrüstung, die aufgrund ihres Designs aus den Achtzigerjahren stammen musste, auf einen Einsatz, der nun nie mehr stattfinden würde. Die Schublade von Kürschners Nachtkästchen war bis oben hin gefüllt mit Werbekugelschreibern, und in den Ablagefächern darunter stapelten sich – das erkannte Anne an den Aufdrucken – unzählige Notizblöcke von Hotels aus der ganzen Welt. Herr Kürschner, erklärte die Haushälterin, sei sehr sparsam gewesen und habe deshalb stets alle Werbegeschenke und was es sonst kostenlos gab, mitgenommen. Das bewies auch der Inhalt des Garderobenschranks, der ausschließlich Handtücher, Bademäntel und Badeschlappen mit Hotelaufdruck enthielt. Darüber hinaus fand Anne eine große Wanne vor, in der kleine Shampoofläschchen, Seifen und Duschhauben versammelt waren. Während sie und die Haushälterin die Schränke durchsuchten, erläuterte Elisabeth Gsell, dass Herr Kürschner nie in den teuersten Hotels abgestiegen sei, obwohl er sich dies natürlich hätte leisten können. Außerdem habe er sie und seine anderen Mitarbeiter stets angewiesen, Hoteliers und andere Dienstleister zu drängen, nicht den vollen Preis zu verlangen, egal um welche Leistung es ging.
    Â»Er hat immer gesagt: ›Ich bin ein guter Geschäftsmann, und ich weiß, dass jeder gute Geschäftsmann in seinem Preis noch einen Spielraum für einen Rabatt einkalkuliert hat. Und diesen Spielraum will ich haben.‹ Und wenn einer sich geweigert hat, ihm Rabatt zu geben, dann hat er bei dem auch nicht gebucht«, erklärte Gsell.
    Â»Passt das für Sie zusammen, dass er einerseits so sparsam war und sich andererseits als

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