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Tegernseer Seilschaften

Tegernseer Seilschaften

Titel: Tegernseer Seilschaften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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Überhaupt nie.«
    Â»Ja genau, wieso nennen die sich überhaupts Kammerjäger?«, wollte Kastner wissen. »Haben die nebenbei noch eine Rattenbekämpfung oder was?«
    Anne zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich nicht, aber das ist jetzt auch fürs Erste egal. Hauptsache, wir haben einen Anknüpfungspunkt.«
    Â»Der da wäre?«, fragte Nonnenmacher.
    Dass der Chef so gar nichts kapierte! »Was ist denn der Pius Nagel von Beruf, hä?«, so Anne genervt.
    Â»Bauer.« Nonnenmacher schaute sie verständnislos an.
    Â»Und was stellt ein Bauer her?«
    Â»Milch«, sagte Kastner.
    Â»Genau«, stimmte Anne zu. »Und wir waren doch die ganze Zeit auf der Suche nach einer Milchprobe, die wir als Vergleichsmaterial zur Milch aus dem Pool an das Labor in Kempten schicken können. Diese Probe haben wir jetzt.«
    Â»Die Probe vom Nagelhof!« Kastner lächelte.
    Nur Nonnenmacher fand das Ganze nicht gut. Er glaube nicht, grummelte er, dass wer vom Tegernsee mit dem Einbruch beim Kürschner was zu tun habe, schon gar nicht der Pius, der Wastl oder der Klaus. Und wieso denn auch? Schließlich sei man dem Kürschner im gesamten Tal für seine Wohltaten dankbar. »Der Kürschner hatte keine Feinde.« Warum sollte da jemand, vor allem drei harmlose, absolut unbescholtene Männer, die ihm, Nonnenmacher, persönlich bestens bekannt seien, bei ihm einbrechen und ihn umbringen? Das sei doch Unsinn. Kürschners Haushälterin Elisabeth Gsell nickte heftig. Er sei gegen die Einsendung einer Probe von Pius Nagels Hof, sagte Nonnenmacher mit Donnerhall in der Stimme.
    Â»Aber Kurt!« Der sonst so harmlose Sepp Kastner wurde jetzt richtig böse. »Das ist doch wirklich eine eindeutige Spur! Die dürfen wir uns doch nicht durch die Lappen gehen lassen. Und außerdem ist das doch für uns auch total einfach: Probe einpacken, hinschicken, abwarten. Wenn’s nix war, dann war’s halt nix. Aber wenn die Proben übereinstimmen, dann haben wir vielleicht ein Indiz, das uns weiterhilft.«
    Nonnenmachers gesenkter Blick war auf die noch offene Dose mit kaltem Reis gerichtet.
    Â»Kurt, wir müssen das machen, das sag’ ich!«, insistierte Kastner.
    Â»Das darf doch nicht sein!«, sagte Nonnenmacher mit leiser Verzweiflung in der Stimme. »Das darf doch nicht sein, dass unsere eigenen Männer am Ende in so einer Sache drinstecken. Die Russenmafia, ja. Die rumänischen Banden, ja. Aber warum sollten unsere eigenen Männer beim Kürschner einbrechen? Warum sollten ausgerechnet die so einen Schmarren mit der Milch machen, wo’s eh fast nix mit ihr verdienen?«
    Â»Ja vielleicht liegt ja gerade darin der Sinn der ganzen Aktion«, warf Anne ein.
    Â»Aber deswegen muss der Kürschner doch nicht sterben! Das gibt doch alles keinen Sinn.«
    Â»Das können wir ja dann beurteilen, wenn wir wissen, ob die Proben übereinstimmen«, erwiderte Anne Loop mit um Konsens bemühter Stimme. »Vielleicht haben Sie ja recht, und wir sitzen hier einer völlig falschen Spur auf. Aber testen müssen wir die Milch von Nagel auf jeden Fall. Dazu sind wir schon wegen des gefundenen Zettels verpflichtet.«
    Â»Mir könnten aber auch noch warten«, brachte Nonnenmacher noch halbherzig vor.
    Nein, das würden sie jetzt sicher nicht tun, denn jetzt sei es Zeit zu handeln, »time to handle«, sagte Sepp Kastner und wunderte sich im selben Augenblick über seinen Mut, gegenüber dem Chef seine eigene Meinung vorzubringen. Das hatte er noch nie gewagt.
    Alle vier schwiegen, verharrten regungslos in ihrer Position. Von draußen drang das Gewieher der Pferde des toten Milliardärs herein.
    Â»Also, dann ist die Aktion für heute hier beendet«, unterbrach Nonnenmacher das Schweigen. Er klang niedergeschlagen. »Dann fahrt’s ihr jetzt zum Pius und bittet’s ihn um eine Milchprobe. Aber fasst ihn nicht zu hart an. Noch ist nix bewiesen. Unschuldsvermutung!«
    Doch Kastner meinte, dass man gar nicht zu Nagel müsse, denn seine Mutter hole sich jeden Tag etwas frische Milch vom Hof des Verdächtigen. Also werde er gleich bei ihr welche für die Analyse besorgen.
    Ehe Anne Loop den Grundnerhof verließ, bat sie, unbemerkt von ihren Kollegen, Kürschners Haushälterin noch um einen Gefallen: »Frau Gsell, falls Sie den Rest von dem Zettel, den wir im Mülleimer gefunden haben, finden

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