Tekhnotma - Krieger der Clans: Tekhnotma 3 (German Edition)
waren niedriger, schmutziger, und unter ihren Füßen schmatzte der Matsch. Decken und Wände wurden von Holzpfeilern und Querbalken abgestützt. Das Baumaterial war schwarz und faulig, da es offenbar aus den alten Kellern zusammengetragen worden war, wo es nichts Besseres gab.
»Warum ist es hier so feucht?«, fragte Turan den Krabodian, der hinter ihm ging.
»Unter uns gibt es Wasserläufe, und wir sind ihnen jetzt schon sehr nah. Aber bald führen die Gänge wieder aufwärts. Wir wollen nur noch in den alten Saal schauen.«
Der Stollen verlief in vielen Kurven, und aus den Abzweigungen drangen manchmal Geräusche zu ihnen. Turan bemerkte in einigen Licht und Bewegung. Schatten huschten vorbei, irgendwer raschelte da, an der Wand kratzte etwas entlang. Wurde da etwa noch weiter gegraben? Die Krabodianer beachteten die Geräusche nicht. Hier herrschte ein eigenes Leben, alles ging seinen Gang; es gab keine Verbindung zum Leben an der Oberfläche, alles war anders.
Der Korridor führte jetzt aufwärts. Bald wurde es trockener, und der Zug erreichte den Durchgang zu einem großen Saal, der mit Kerzen beleuchtet war. Es roch fremd und seltsam, leicht würzig, und Sewers Partner musste niesen. Turan konnte von hinten nicht sehen, was dort vor sich ging. Erst als die Männer vor ihm zur Seite traten und sich an den Wänden rechts und links vom Durchgang aufstellten, erblickte er den ganzen Saal.
Er war rund, die Wände mit Fresken verziert. Die Zeichnungen sahen viel älter aus als die im ersten Saal mit dem gekreuzigten Mutanten. Er konnte nicht gleich erkennen, was dort abgebildet war, denn an vielen Stellen blätterte die Farbe ab, oder sie war nachgedunkelt; von unten zogen sich Schimmelstreifen die Wände hinauf.
Mehrere Dutzend Kerzen brannten im Saal, flackerten heftig, und über die Wände tanzten Schatten, schoben sich zu wundersamen Mustern zusammen. Dünne Rauchfahnen stiegen zum Gewölbe auf und verloren sich dort in der Dunkelheit. Da der Rauch sich unter der Decke nicht zu Schwaden zusammenballte, musste dort irgendwo eine Öffnung sein.
»Schaut es euch an«, sagte der älteste Krabodian. »Dies ist ein sehr alter Ort. Er war schon zur Zeit des Untergangs alt! Seht her und hört zu. Und schaut den Schöpfer!«
Turan betrachtete die Fresken aufmerksam, und auf einmal begriff er, was der Krabodian gemeint hatte. Auf der Wand war eine Kreuzigung abgebildet – aber sie sah völlig anders aus als beim Orden der Reinheit . Hier wurde ein Mensch gekreuzigt, kein Mutant. Auch das Kreuz hatte eine andere Form: Es erinnern nicht an ein »X«, sondern eher an ein »T«. Aber vor allem die Tatsache, dass es sich bei dem Gekreuzigten um einen Menschen handelte, überraschte Turan. Die abgebildete Gestalt war dürr und kein bisschen furchterregend, anders als der Mutant am Kreuz der Moskauer Mönche. Dieser Mann hatte offensichtlich Schmerzen, er litt, sein Blick war zur Decke gerichtet und drückte Leid und Hoffnung gleichzeitig aus. Die Augen glichen denen des Mutanten in der Kreuzigungsdarstellung im ersten Saal. Die Kraft des Gekreuzigten lag in seinen Augen, nicht in den breiten Schultern und den starken Muskeln. Auf dem Symbol des Ordens der Reinheit dagegen hielt der Mutant den Kopf gesenkt, und seine Augen waren gar nicht zu sehen. Offenbar waren das erhobene Gesicht und die ausdrucksstarken Augen der wichtigste Unterschied zum Symbol des Moskauer Tempels. Vielleicht hatten die Krabodianer deshalb ein Auge auf der Stirn eintätowiert.
»Dies ist der Herr, der Schöpfer unserer Welt«, erklärte der Krabodian feierlich. »In diesen alten unterirdischen Bildern offenbart sich unsere wahre Geschichte. Offenbart sich, was war und was sein wird!«
»Die Mönche des Ordens der Reinheit haben ihre Wahrheit, und ihr habt eure«, bemerkte Sewer.
»Der Orden verbreitet seinen Glauben mit Feuer und Schwert, wir bitten nur um eines: Hört uns an. Ihr werdet die Wahrheit erfahren, handeln könnt ihr dann nach eigenem Ermessen. Wir sind nicht wie der Orden, wir sind anders, wir leben nach dem Verstand und nach unserem Gewissen. Tut euch selbst etwas Gutes, erfahrt die Wahrheit, und lebt, wie es euch euer Gewissen und euer Verstand befehlen. Wir glauben an Verstand und Gewissen. Ohne Kenntnis der Wahrheit gibt es kein Gewissen, und ohne Gewissen ist der Verstand nutzlos.«
»Ist das wahr?« Turan wandte sich an den jüngeren Krabodian, der ihren Zug als Schlusslicht begleitet hatte. »Wollt ihr wirklich nur, dass
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