Tekhnotma - Krieger der Clans: Tekhnotma 3 (German Edition)

aufs Schiff«, entgegnete Derjuschka überrascht. »Lasst mich rein!«
    »Warum sollten wir dich reinlassen?«
    »Na ja …«, Derjuschka verlor den Faden. »Das ist schließlich das Schiff! Wer durch die Wüste wandert, kommt irgendwann hierher … Warum lasst ihr mich nicht ein?«
    »Hier herrscht Ausgangssperre«, sagte das unrasierte Gesicht wichtig, und mit einem Blick auf den Charkower fügte er hinzu. »Wegen denen da.«
    »Ausgangs…was?« Der Bandit begriff nicht. »Was für eine Sperre?«
    »So heißt das. Auf dem Schiff finden Durchsuchungen statt, deshalb wird auch keiner eingelassen.«
    Und jetzt begriff Derjuschka, um was es ging und warum die Proktoren ihn so erwartungsvoll ansahen. Dabei hatte er das Geld für sich behalten und dem Chef sagen wollen, dass er es ausgegeben hatte … Ach!
    »Lasst mich ein!«, wiederholte er. »Ich habe eine Münze!«
    »Nur eine?« Das unrasierte Gesicht wollte es genau wissen.
    »Wertvoll?«, fragte das andere.
    »Ja!« Derjuschka nickte. »Eine Silbermünze!«
    Das unrasierte Gesicht sagte:
    »Das ist zu wenig, schließlich sind wir zu zweit.«
    »Ich hab nicht mehr«, entgegnete Derjuschka finster.
    »Sieh noch mal nach.«
    Einen Kriecher schicke ich dir auf den Pelz, du Gierhals, aber keine zwei Silberstücke, dachte Derjuschka wütend. Er klopfte auf seine Taschen und tastete seinen Gürtel ab, ehe er den Kopf schüttelte und sagte:
    »Mehr hab ich wirklich nicht.«
    Die Proktoren blickten sich gegenseitig an, statt Erwartung war jetzt Enttäuschung in ihren Gesichtern zu lesen.
    »Sollen wir uns zu dritt eine Münze teilen?«, fragte das unrasierte Gesicht.
    Der Soldat aus den Charkower Waffenschmieden wandte sich ab und gab Derjuschka zu verstehen, dass er mit diesen Spielchen nichts zu tun hatte, woraufhin alle drei Gesichter aus der Öffnung verschwanden. Wenig später rollte die Platte kreischend zur Seite. Derjuschka eilte auf den offenen Eingang zu, die Hände immer noch über dem Kopf erhoben, und nach wenigen Schritten stellte sich ihm der unrasierte Proktor in den Weg. Er war ein Zwerg in kurzen Hosen und einer dunkelblau gefleckten Jacke. Die anderen beiden waren ebenfalls von dem auf halber Höhe aufgeschweißten Querbalken gestiegen und legten sich jetzt gegen die Platte, um sie wieder vor den Eingang zu rollen.
    Derjuschka befand sich am Ende eines kurzen, breiten Korridors aus Blechwänden. Am gegenüberliegenden Ende standen unter einem geöffneten Tor drei Charkower in gelbgrünen Uniformen und mit MGs in den Händen.
    Der Zwerg nahm die Münze an sich, nickte in Richtung der fremden Soldaten und sagte:
    »Na los, geh schon, die werden dich nicht aufhalten.«
    Derjuschka war inzwischen klar geworden: Sie hatten ihm das Geld ganz zu Unrecht abgeknöpft. In Wirklichkeit war es gar nicht verboten, Leute ins Schiff einzulassen. Der Eingang war im Gegenteil nur versperrt, damit keiner das Schiff ohne Erlaubnis verließ. Offenbar suchten die Charkower hier jemanden, und sie hatten alles genauestens mit den Proktoren abgesprochen. Hier fand keine Belagerung statt und auch kein Überfall auf einen fremden Waffenmarkt – eher so etwas wie eine Razzia.
    Und wenn schon, dachte Derjuschka, Hauptsache, es gelingt mir, die Jungs rauszubringen.
    »He, wart mal!«, rief jetzt der misstrauische Charkower, der mit den beiden Proktoren den Eingang bewachte. »Bist du sicher, dass da draußen nicht viele Menschenfresser sind?«
    »Höchstens noch vier! Oder vielleicht sechs … Und einen hab ich auf der Flucht angeschossen.«
    Der Soldat sah ihn wieder misstrauisch an, aber er fragte nicht weiter. Vermutlich hatte er keinerlei Instruktionen erhalten, was er mit Neuankömmlingen im Schiff tun sollte. Er wusste nur, wie er mit solchen zu verfahren hatte, die wegwollten.
    Derjuschka zog die Stiefel aus, goss das Wasser aus ihrem Inneren, zog sie wieder an und marschierte los. Ihm war klar, was er jetzt zu tun hatte. Er musste Makotas Leute finden, all diejenigen, die der Ataman nicht mit zum Graben genommen, sondern hier zurückgelassen hatte.
    Je weiter sie nach Norden flogen, desto mehr begann sich die Landschaft unter ihnen zu beleben. Stawro lenkt die Kraft so, dass sie den stark befahrenen Trassen nicht zu nahe kamen. Von oben sahen die Karawanen wie schwarze Schlangen aus, die sich über die hellen Wegstreifen schlängelten. Hinter jeder Schlange zog und wand sich eine Schleife gelben Staubs.
    Dann sahen sie vor sich in der flachen Ebene auf einmal Rauchsäulen,