Temptation: Weil du mich verführst
LaGrange macht man keine Geschäfte. Das hätte ich wissen müssen.«
Später erzählte sie ihm von der Zeit, als sie das erste Mal geahnt hatte, dass eine Künstlerin in ihr steckte. Damals war sie acht Jahre alt gewesen, und ihre Eltern hatten sie über die Sommerferien in ein Abnehmcamp für übergewichtige Kinder geschickt.
»Zum Bedauern meiner Eltern habe ich kein Gramm abgenommen, dafür ist mir klar geworden, dass ich sehr gut skizzieren und malen kann«, murmelte sie schlaftrunken, während Ian ihr noch immer zärtlich übers Haar strich.
»Deine Eltern waren offenbar regelrecht besessen von deinem Gewicht«, stellte er fest. Seine tiefe Stimme vibrierte an ihrem Ohr. Sie ließ ihre Finger über seinen Bizeps wandern und konnte nur staunen, wie ausgeprägt und fest er war.
»Sie waren davon besessen, mich zu kontrollieren. Und mein Gewicht war eines der wenigen Dinge, worauf sie keinen Einfluss hatten.«
Hatte sich der Muskel beim Klang ihrer Worte gerade angespannt?
»Dein Körper wurde also zum Kampfgebiet«, bemerkte er.
»Das haben all die Psychologen auch gesagt.«
»Ich kann nur spekulieren, was all die Psychologen sagen würden, wenn sie wüssten, dass du dich mit mir eingelassen hast.«
Sie hob den Kopf, doch wegen des gedämpften Lichts konnte sie seine Züge nur mühsam ausmachen.
»Weil du auch ständig alles kontrollieren willst, meinst du?«
Er nickte. »Ich habe dir ja schon einmal erzählt, dass ich meine Exfrau damit regelrecht in den Irrsinn getrieben habe.«
Francescas Puls beschleunigte sich. Sie wusste genau, wie selten es vorkam, dass er über seine Vergangenheit sprach. »Lag sie dir denn so sehr am Herzen, dass du dir ständig Sorgen um ihr Wohlergehen gemacht hast?«
»Nein.«
Sie zuckte zusammen. Er wandte den Blick ab. »Ich war nicht unsterblich verliebt in sie, falls du darauf anspielst. Ich war einundzwanzig, noch auf dem College und ein Idiot, weil ich mich mit ihr eingelassen hatte. Zu dieser Zeit hatte ich mich mit meinen Großeltern überworfen. Wir hatten monatelang kein Wort miteinander geredet. Vermutlich war ich deshalb empfänglicher als sonst, mich von einer Frau wie Elizabeth blenden zu lassen. Ich habe sie bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung am College kennengelernt, an der auch meine Großmutter teilgenommen hatte, um sich mit mir auszusöhnen. Elizabeth war eine sehr talentierte Balletttänzerin. Sie stammte aus einer reichen amerikanischen Familie und war mit dem Wunsch erzogen worden, dem Stand anzugehören, den meine Großmutter repräsentiert.«
»Genauso wie du«, sagte Francesca leise.
»Das dachte Elizabeth anfangs auch – bevor wir geheiratet haben, sie mich wirklich kennengelernt und erkannt hat, was für ein Riesenfehler die Ehe mit mir gewesen war. Sie hatte sich einen Prinzen auf einem weißen Pferd gewünscht und war bei einem Teufel auf zwei Beinen gelandet«, erklärte er mit einem freudlosen Lächeln. »Elizabeth mag noch Jungfrau gewesen sein, aber in der Kunst zu bekommen, was sie sich in den Kopf gesetzt hat, war sie eine echte Expertin. Sie hat mich ganz bewusst in die Falle gelockt, und ich war dumm genug hineinzutappen.«
»Sie … ist mit Absicht schwanger geworden?«
Ian nickte und sah sie an. »Ich weiß, dass eine Menge Männer behaupten, ihre Frau hätte sie hintergangen, aber in meinem Fall war es tatsächlich so. Nachdem sie schwanger geworden war und wir geheiratet hatten, habe ich ihre alten Pillenpäckchen im Badezimmerschrank gefunden. Sie hatte es mit der Einnahme offensichtlich nicht allzu genau genommen. Als ich sie zur Rede gestellt habe, hat sie zugegeben, dass sie mit der Pille aufgehört hat, als das zwischen uns anfing. Sie hat behauptet, sie hätte es getan, weil sie sich ein Kind von mir gewünscht hätte, aber ich habe ihr kein Wort geglaubt. Oder vielleicht sollte ich eher sagen, sie ist schwanger geworden, damit ich sie heirate, aber nicht, weil sie unbedingt Mutter werden wollte. Das glaube ich ihr einfach nicht.«
Francesca lauschte mit wachsender Besorgnis. »Aber hast du keine Angst, dass ich genau dasselbe tun könnte?«
»Nein.«
»Wie kannst du dir da so sicher sein?«
»Weil ich heute eine bessere Menschenkenntnis besitze als mit Anfang zwanzig«, antwortete er schlicht.
»Danke«, flüsterte sie. »Und was ist passiert, nachdem du Elizabeth zur Rede gestellt hast?«
»Ich war sicher, dass sie versuchen würde, die Schwangerschaft abzubrechen, nachdem ich herausgefunden hatte, dass sie
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