Temptation: Weil du mich verführst
sie es sich auf ihren Decken bequem gemacht hatten, trotz all der Menschen rings um sie herum völlig versunken in ihrer eigenen kleinen Welt.
»Ich habe es sehr genossen, dich zu berühren«, sagte er schlicht. Ihre Wangen röteten sich, während sein Blick über ihren Körper schweifte. »Wieso machst du dich nicht fertig fürs Bett?«
Seine kehlige Stimme und die Hitze in seinem Blick jagten ihr einen Schauder über den Rücken. Sie wandte sich um und ging ins Badezimmer.
»Und … Francesca?«
Sie drehte sich noch einmal zu ihm um und zog die Brauen zusammen, als er sekundenlang schwieg.
»Für mich war es das auch«, sagte er schließlich.
Ihre Verwirrung wuchs.
»Der schönste Tag aller Zeiten.«
Mit hämmerndem Herzen stand sie da und sah ihm nach, wie er in seinem begehbaren Kleiderschrank verschwand. Seine unerwartete Aufrichtigkeit hatte ein Gefühl der Ungläubigkeit in ihr heraufbeschworen, unter die sich jedoch noch etwas anderes, Tiefschürfenderes mischte: Eine Erinnerung schob sich aus den düsteren Winkeln ihres Gedächtnisses in ihr Bewusstsein. Sie spürte, wie sich die Angst wie ein dunkler Schatten über ihr Glücksgefühl legte, die sein Geständnis in ihr ausgelöst hatte und ihr die Luft abzuschnüren drohte.
Lust und Erfahrung, diese beiden Dinge kann ich dir bieten. Sonst nichts. Abgesehen davon habe ich nichts anzubieten.
Wie lange konnte etwas so Wundervolles, Einzigartiges andauern, wenn man bedachte, dass sie mit einem Mann etwas erlebt hatte, der niemanden an sich heranließ …
… wenn man bedachte, dass sie riskierte, ihr Herz an einen so rätselhaften Mann wie Ian Noble zu verlieren?
Die nächsten Wochen vergingen wie im Flug. Es schien, als vertieften sich Francescas Gefühle für Ian mit jedem weiteren Tag. Sie gewöhnte sich an seine Launen, erkannte, dass er in Momenten, in denen er distanziert und abwesend wirkte, in Wahrheit lediglich eine Fülle an Informationen verarbeitete, unterschiedlichste Planungsszenarien für seine Firmen entwarf und mit verblüffender Präzision und Geschwindigkeit Entscheidungen traf, die Einfluss auf die Zukunft zahlreicher Menschen hatten. Er unterwies sie weiter in der Kunst der Liebe, und Francescas Fähigkeiten wuchsen und gediehen prächtig unter seiner kundigen Anleitung. Ian war so fordernd und intensiv wie eh und je – vielleicht sogar noch mehr als vorher –, doch während sie sich weiter an ihre Rolle der sexuell Untergebenen gewöhnte und ihr Vertrauen in ihn wuchs, entwickelten sich auch ihre sexuellen Begegnungen weiter, wurden liebevoller, ein gegenseitiges Geben und Nehmen, ein Spenden von Lust und Freude. Sie vermutete, dass ihre wachsende Intimität der Grund dafür war, dass ihre Beziehung an Innigkeit und Tiefe gewann, und fragte sich, ob Ian genauso empfand.
Auch außerhalb des Schlafzimmers brachte er ihr vieles bei – Fechten, was ihr großen Spaß machte. Außerdem verbrachten sie mehrere Sonntage damit, sich über die Grundzüge des Finanzinvestments auszutauschen, nachdem Ian ihr die Aufgabe gestellt hatte, sich einen vernünftigen Anlageplan für das Geld zu überlegen, das sie mit dem Auftrag verdient hatte. Sie hatte ihm zwei verschiedene Ansätze vorgelegt und sich beide Male noch einmal hingesetzt, um daran zu feilen, nachdem Ian ihre Vorhaben hinterfragt und kritische Anregungen dazu gegeben hatte. Bei ihrer letzten Präsentation hatte er sie tatsächlich mit einem leisen, stolzen Lächeln belohnt, ein Zeichen, dass sie endlich Fortschritte beim Versuch machte, auch ihre Finanzen selbst zu verwalten. Darüber hinaus hatte Ian sie nicht nur in punkto Liebe und Leidenschaft so einiges gelehrt, sondern ihr auch die eine oder andere Lektion im Hinblick auf das Leben im Allgemeinen beigebracht.
Doch auch sie hatte ihm etwas beibringen können: Mit ihrer Ermutigung gelang es ihm auch weiter, ab und zu eine gewisse Spontaneität an den Tag zu legen, im Hier und Jetzt zu leben … das Leben eines Dreißigjährigen zu führen, statt das Dasein eines mehrere Jahrzehnte älteren Langweilers zu fristen.
Das Problem war nur, dass er sich nicht dazu durchringen konnte, ihr zu sagen, wie er im Hinblick auf Francesca – und auf sie beide – empfand. Und sie war zu schüchtern, um ihm zu gestehen, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Hatte er nicht gesagt, dass dies genau das Gegenteil dessen war, was im Mittelpunkt ihrer Beziehung stehen sollte? Würde er sie für eine naive Idiotin halten, die Lust und
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