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Tempus (German Edition)

Tempus (German Edition)

Titel: Tempus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maud Schwarz
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ich mich mit dem Rücken an die Platane, auf die Kleon gezeigt hatte und starrte angestrengt auf die Erde. Wieder geschah nichts. Verzweifelt bewegte ich mich mit kleinen Schritten um die Platane herum, ohne den Rücken vom Stamm zu lösen.
    »Was machst du da?« Kleon klang noch misstrauischer.
    »Ich suche«, erwiderte ich und bemühte mich, gleichmütig zu klingen. In Wahrheit war ich mit den Nerven am Ende. Ich fand den Weg, sofern man davon überhaupt so sprechen konnte, nicht zurück in meine Zeit. Entweder war ich an der falschen Stelle oder die Raumzeit berührte sich hier nicht mehr. Was sollte ich bloß tun? Wie kam ich jetzt zurück? Was sollte aus mir werden? Tausend Fragen schossen mir durch den Kopf.
    »Hier ist nichts. Das sieht man doch auf einen Blick!« Kleon packte mich am Handgelenk und zog mich durch das Unterholz auf den Sandweg zurück. »Genug gesucht! Ich bringe dich jetzt zu deiner Herberge. Wo war sie doch gleich?«
    »In der Nähe des Forums«, antwortete ich mechanisch.
    »Dann los jetzt! Ich bin zwar dagegen, dich dorthin zu bringen, aber Lucius hat es befohlen«, knurrte Kleon. Am liebsten hätte ich ihn angeschrien, dass das jetzt nicht mehr nötig sei. Doch ich hielt den Mund und folgte ihm mit gesenktem Kopf.
    »Da drüben ist es.« Kleon war am Fuß des Palatin stehen geblieben und zeigte auf eine Ansammlung prachtvoller, monumentaler Bauten. Staunend sah ich mich um. Das sollte das Forum Romanum sein? Mit der Ruinenlandschaft, durch die ich noch vor Kurzem mit Erik gestreift war, hatte es keinerlei Ähnlichkeit. Ich konnte es kaum glauben. So also sah es aus, das antike Rom!
    »Wo ist das ...?« In letzter Sekunde biss ich mir auf die Zunge. Nicht weit von uns hätte sich eigentlich das Kolosseum befinden müssen. Gerade noch rechtzeitig fiel mir ein, dass Erik mir aus seinem Reiseführer vorgelesen hatte, dass das Kolosseum erst nach Christi Geburt und damit auch nach Cäsars Tod gebaut worden war.
    »Wo ist was?« Kleon zog die Augenbrauen hoch.
    »Ich frage mich nur …«, suchte ich nach einer möglichst unverfänglichen Antwort. »Ich frage mich nur, wo die Herberge ist. Von hier aus sieht alles so fremd aus.«
    »Hast du nicht neulich behauptet, du würdest allein zurückfinden, sobald dich jemand zu der Stelle bringt, wo ich dich aufgegriffen habe?« Kleon machte ein grimmiges Gesicht.
    »Ja, ich weiß, aber ich hatte es anders in Erinnerung«, gab ich kleinlaut zu.
    »Wie dem auch sei, wir werden die Herberge schon finden. Meines Wissens kann sie nur in einer der Seitenstraßen dort drüben sein«, brummte Kleon.
    Anders als er wusste ich genau, dass wir das Hotel niemals finden würden, was ich ihm aber schlecht sagen konnte. Also marschierte ich weiter neben ihm her. Auf dem Forum und in den Seitenstraßen herrschte ein unglaubliches Gedränge. Zwischen Marktständen mit Gemüse, Obst und Fleisch zwängten sich hunderte von Menschen. Hin und wieder teilte sich die Menge, um für eine Sänfte Platz zu machen, die von mehreren Männern getragen wurde. Auch Eselkarren versuchten, sich in dem Getümmel einen Weg zu bahnen. Am Straßenrand saßen bettelnde Kriegsveteranen mit fehlenden Gliedmaßen und Augen. Hunde, die so abgemagert waren, dass man ihre Rippen sehen konnte, streiften um die Männer herum und balgten sich um die Marktabfälle. Grell geschminkte Frauen in Kleidern, die mehr preisgaben als verhüllten, hakten sich unaufgefordert bei meinem mürrischen Begleiter unter und fragten ihn, ob er nicht Lust auf ein Schäferstündchen habe. Kleon antwortete ihnen nicht, sondern stieß sie nur knurrend weg. Rom glich einem Pulverfass, das kurz vorm Explodieren war. Ein derartiges Chaos hatte ich noch nie erlebt. Am Unangenehmsten waren jedoch die vielen Hände, die nach mir griffen.
    »Was haben wir denn da? Eine hübsche germanische Sklavin! Für dich hätte ich auch Verwendung«, grinste mich ein zahnloser Mann an.
    »Was für ein zartes Lämmlein«, sagte ein anderer und tätschelte mir den Arm.
    »Fort mit euch«, zischte Kleon. Zum ersten Mal, seitdem ich ihn kannte, war ich ihm dankbar. »Bleib dicht bei mir«, riet er mir.
    Langsam schoben wir uns durch die Menge. Vor einem mehrstöckigen Haus blieb Kleon stehen. »War es hier?« Er wies mit der Hand auf eine Tür. Ich schüttelte den Kopf.
    Kleon steuerte daraufhin eine weitere Herberge an. Und dann noch eine, und noch eine. Stundenlang, so kam es mir vor, irrten wir durch die vollen Straßen. Jedes Mal, wenn

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