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Tempus (German Edition)

Tempus (German Edition)

Titel: Tempus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maud Schwarz
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du, dass du sie noch lange nicht kennst. Ich musste an Heddas Worte denken, und an ihre leicht rauchige Stimme, die ich wohl nie wieder hören würde.
    Beladen mit Feigen, Oliven, Melonen, Käse und Fleisch traten wir den Rückweg an. Langsam quälten wir uns durch die Menschenmassen. Es gab kaum ein Vorwärtskommen. Ich wurde angerempelt, geschubst und auf die Füße getreten. Dabei versuchten die drei Sklaven, die Filippa zum Tragen mitgenommen hatte, uns schon bestmöglichst abzuschirmen.
    Unvermittelt blieb unsere kleine Gruppe stehen. Ein Mann hatte sich mit seinem Pferd vor uns aufgebaut. »Na, ihr Hübschen, wohin des Weges?«, fragte er. Ich zuckte zusammen. Doch dann erkannte ich Verus’ Gesicht. Marcius’ Freund grinste. »Darf ich mich euch anschließen?«, fragte er der Form halber und sprang von seinem Rappen. Filippa grunzte etwas, das ich nicht verstand. Die anderen Sklaven huschten ehrerbietig zur Seite, sodass Verus bequem neben mir gehen konnte. Sein Pferd führte er am Zügel.
    »Wie gefällt es dir im Haus des Senators, Elina? So heißt du doch, oder?« In seinen Augen funkelte es übermütig.
    »Danke, gut«, erwiderte ich vorsichtig.
    »Lass sie in Ruhe«, zischte Filippa.
    »Na, na, was ist das für ein Ton, werte Filippa! Muss ich dich daran erinnern, wer du bist?!« Sein grobes Gesicht verzog sich zu einem gutmütigen Lachen, wodurch er weniger furchteinflößend wirkte. Eigentlich sah er aus der Nähe betrachtet sogar ganz nett aus, fand ich. Verus erinnerte mich ein wenig an Jonas. Er hatte seine Statur, ähnliche Gesichtszüge und Augen. Nur seine Haare waren länger und rötlicher.
    »Woran denkst du, meine schöne Blume?«, unterbrach er meine Überlegungen. Mit wiegenden Schritten stapfte er neben mir her. Bei seinem Anblick machten die Menschen schleunigst Platz für uns.
    »An nichts Besonderes. – Bist du allein hier?«
    »Sieht so aus.« Verus guckte mich verschmitzt an.
    »Wo ist Marcius?«
    »Zu Hause. Ich nehme an, er wartet schon ungeduldig darauf, dass du ihm endlich die Fäden ziehst, damit er dem ehrenwerten Senator Gaius Quintus heute Abend in tadellosem Zustand unter die Augen treten kann.«
    »Zu Hause? Aber ihr seid doch zusammen weggeritten ...«
    »Stimmt. Wir haben einen kleinen Ausritt gemacht. Die Pferde brauchten Bewegung.«
    »Wieso ist Marcius schon zu Hause und du nicht?«
    »Du stellst ziemlich viele Fragen. Ein kluge Frau sollte so etwas nicht tun.« Er wurde plötzlich ernst.
    »Wer nicht fragt, bleibt dumm«, hielt ich dagegen. Verus blickte mich verdutzt an und brach in schallendes Gelächter aus.
    »Du machst mir Spaß, mein Blümchen!« Noch immer lachend schwang er sich auf sein Pferd und galoppierte davon. Staub wirbelte auf. Ich hörte Filippa leise schimpfen. Einer der Sklaven hustete.

Eine unerwartete Frage

    Beeil dich, er kann manchmal sehr ungeduldig sein«, trieb mich Verus an. Er hatte den Auftrag erhalten, mich zu Marcius zu bringen und zu überwachen wie ich ihm die Fäden zog, da Kleon und Lucius dafür keine Zeit hatten. Sie seien, wie er mir erklärte, zu sehr mit den Vorbereitungen für den Besuch von Senator Quintus beschäftigt.
    Schweigend folgte ich ihm mit Eriks Tasche unter dem Arm durch das große Haus. Marcius erwartete uns bereits in seinem Zimmer. Mit einem Nicken begrüßte er uns.
    »Hier bringe ich dir Elina«, grinste Verus. »Ich lass euch mal lieber allein, damit ich dein Gejammere nicht mit anhören muss«, neckte er Marcius und verschwand. Ich blickte ihm einigermaßen verwundert hinterher. So richtig ernst nahm er seine Aufgabe anscheinend nicht, was Marcius nicht zu stören schien. Zumindest sagte er kein Wort. Auch nicht, als ich anfing, nervös in Eriks Tasche zu wühlen.
    Das letzte Mal, als ich mit Marcius allein gewesen war, hatte er hohes Fieber gehabt. Heute hingegen war er bei vollem Bewusstsein. Mit zusammengekniffenen Augen verfolgte er jede meiner Bewegungen. Ich tat so, als würde ich es nicht bemerken, kramte aus der Tasche eine Schere hervor und beugte mich über die Naht an seinem Oberschenkel. Vorsichtig begann ich, den Faden in kleine Stücke zu zerschneiden. Dann schnappte ich mit einer Pinzette das erste Fadenende und zog es mit einem Ruck heraus. Marcius zuckte leicht zurück. Dort, wo sich eben noch der Faden befunden hatte, fing die Wunde leicht zu bluten an. Verdammt! Ich hatte mit dem Fädenziehen zu lange gewartet. Jetzt war der Faden schon an einigen Stellen eingewachsen.
    »Tut mir leid.«

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