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Tempus (German Edition)

Tempus (German Edition)

Titel: Tempus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maud Schwarz
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vor, mein lieber Lucius.« Er tat beleidigt.
    Um Lucius’ Mundwinkel zuckte es kurz. »Elina ist eine entfernte Verwandte. Sie ist zu Gast bei uns. Und nun möchte ich dich bitten, mir zu folgen.« Er machte eine einladende Bewegung.
    Quintus zwinkerte mir auf eine Art zu, die mir nicht gefiel, und trippelte hinter Lucius her. Im Esszimmer ließen er, Verus, Lucius und Marcius sich auf die bereitgestellten Sofas nieder. Die Männer, die Senator Quintus begleitet hatten, und ich nahmen auf Stühlen Platz.
    Schon bald herrschte im Raum eine drückende Luft. Verstohlen wischte ich mir ein paar Schweißtropfen von der Oberlippe. Verus, der genau gegenüber von mir auf einem Sofa lag, sah es und grinste. Auch Marcius guckte mich an. Intensiv und forschend. Verlegen schaute ich weg und bemerkte, wie Lucius’ Blick zwischen mir und Quintus hin und her wanderte. Oberhalb von Lucius’ Nase hatte sich eine steile Falte gebildet. Kleon, der etwas abseits im Dunkeln stand, schien ebenfalls Quintus und mich zu beobachten. Mit einem Mal dämmerte mir, warum ich am Essen teilnehmen sollte. Lucius und Marcius wollten herausfinden, ob Quintus und ich uns kannten und ob ich eventuell für ihn spionierte. Das also war der Grund! Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Die ganze Zeit hatte ich insgeheim gedacht, Lucius hätte mich in seinem Haus aufgenommen, weil Marcius mich gern hatte und ihn darum gebeten hatte. Aber die Wahrheit war: Sie wollten mich nur im Auge behalten. Meine Gedanken wirbelten umher. Auf der einen Seite ahnten Marcius und sein Vater, dass ich aus einer ihnen völlig unbekannten Welt stammte, auf der anderen Seite hielten sie es für möglich, dass ich für diesen Quintus arbeitete. Das ergab doch alles keinen Sinn! Lucius’ Haus war demnach nichts anderes als ein Gefängnis für mich. Am liebsten wäre ich aufgestanden, in mein Zimmer gerannt und hätte die Tür laut hinter mir zugeschlagen, was nicht ging, weil ich kein eigenes Zimmer hatte. Und eine Tür gab es auch nicht. Welche Art von Gast war ich, dass ich mir eines mit einer Sklavin teilen musste? Prompt schämte ich mich für diesen hässlichen Gedanken. Das hatte Filippa nicht verdient.
    Quintus schien von der angespannten Atmosphäre nichts zu bemerken. Lüstern beobachtete er die angemieteten Tänzerinnen, die zusammen mit Flötenspielern und Trommlern den Raum betreten hatten und mit ihrer Vorführung begannen. Zwischendurch griff Quintus immer wieder nach den Vorspeisen, die gereicht wurden, und musterte mich kurz unter seinen halb geschlossenen Augenlidern. Dankbar sah ich, wie eine besonders hübsche Tänzerin mit langen, offenen, roten Haaren sich Quintus näherte und ihn mit wiegenden Hüften umkreiste. Seine Aufmerksamkeit galt nun uneingeschränkt ihr, und ich hatte meine Ruhe. Erst als Quintus die Hand nach der verführerischen Rothaarigen ausstreckte, wandte sie sich ab und tanzte auf Marcius zu. Mehrmals beugte sie sich im Rhythmus der Musik tief zu ihm herunter. Dabei verrutschte der Ausschnitt ihres Kostüms, sodass ihre Brüste zum Vorschein kamen. Obwohl Marcius anders als Quintus und Verus an ihr und ihrer Nacktheit wenig Interesse zeigte, fühlte ich einen Stich im Herzen.
    Endlich machten die Tänzerinnen und Musiker eine Pause. Sogleich drehte Quintus seinen Kopf zu Lucius: »Nun, mein Freund, hast du schon das Neueste gehört?«
    »Wie es scheint, bist du wieder einmal besser informiert als ich«, erwiderte Marcius’ Vater und gab Kleon ein Zeichen, die Hauptspeise servieren zu lassen.
    »Der gute alte Labienus und Cäsar haben, wie es heißt, Differenzen.« Quintus nahm mit seinem verschmierten Mund einen Schluck Wein. Geräuschvoll stellte er den Becher zurück auf den Tisch. »Was wohl passiert, wenn es tatsächlich zum Bruch kommt?«
    »Mit Labienus würde Cäsar einen engen Vertrauten und seinen besten Offizier verlieren«, bemerkte Marcius.
    »In der Tat.« Quintus leckte sich die Finger ab und betrachtete dann seine perfekt manikürten Fingernägel. »Vielleicht verhandelt er ja schon heimlich mit Pompeius. Euch ist nicht zufällig Derartiges zu Ohren gekommen?«, fuhr er fort.
    »Hm, die Pilze sind delikat. Die müsst Ihr unbedingt probieren, Senator. Auch die Linsen. Einfach lecker. Fast so wie die kleinen Tänzerinnen«, schmatzte Verus mit einem Augenzwinkern in Richtung Quintus. Anders als dieser hatte ich gesehen, wie Verus zuvor einen schnellen Blick mit Marcius gewechselt hatte.
    »Du hast recht, wir sollten uns das

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