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Tempus (German Edition)

Tempus (German Edition)

Titel: Tempus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maud Schwarz
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schöne Essen nicht mit Politik verderben«, gab Quintus zu. Verus’ Ablenkungsmanöver hatte funktioniert.
    Filippa und eine ältere Sklavin brachten Platten mit zerlegtem Fleisch. Sie stellten sie auf den Tisch und verschwanden wieder. Das Hauptgericht bestand aus Wildschweinfleisch, Huhn sowie Hasenschulter, was eine Delikatesse war und nur zu besonderen Anlässen verspeist wurde. Dazu gab es verschiedene Soßen.
    Für mein Leben gern wäre ich zu Filippa in die Küche geflüchtet. Ich fühlte mich immer unwohler. Erneut hatte ich den Eindruck, dass alle Augen nur auf mir ruhten und dass die Atemluft einfach nicht für alle im Raum reichte. Ohne Rücksicht auf die Tischmanieren zu nehmen, stand ich auf. Zeitgleich, als hätten wir uns abgesprochen, schnappte Quintus zu. Blitzschnell wie eine Schlange und ohne Vorwarnung: »Wenn es zum Krieg kommt, auf welcher Seite wird deine Familie stehen, Lucius?«
    Die Katze war aus dem Sack. Quintus war einzig und allein deshalb zu Besuch gekommen, um in Erfahrung zu bringen, ob Lucius Freund oder Feind war. Unter anderen Umständen hätte mich Lucius’ Antwort interessiert, doch ich hielt es im Speisesaal nicht eine Sekunde länger aus; ich hatte das Gefühl, zu ersticken. Bevor Lucius etwas erwiderte, eilte ich hinaus.

Dunkler Garten

    Die spärlich verteilten Öllampen spendeten nur wenig Licht. In einer dunklen Ecke des Hauses blieb ich stehen und lehnte mich an die Wand. Die Steinmauer fühlte sich angenehm kühl an meinem Rücken an. Erschöpft schloss ich kurz die Augen. Als ich sie wieder öffnete, stand Filippa zusammen mit einem Sklavenmädchen vor mir, das einen Krug Wein trug.
    »Elina, was machst du hier? Du kannst doch nicht einfach die Tafel so kurz vor der Nachspeise verlassen.«
    »Mir geht es nicht gut.« Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn.
    »Du siehst tatsächlich fiebrig aus«, meinte Filippa. Sie stellte die Platten mit Trauben, Feigen, Datteln und Quitten, die sie vor wenigen Stunden liebevoll angerichtet hatte, auf die Erde und legte mir ihre Hand auf die Stirn.
    »Du glühst. Geh für eine Weile in den kleinen Innenhof. Dort ist es schön kühl. Ich werde Kleon sagen, dass du unwohl bist. Er wird dich bei Lucius entschuldigen.«
    »Würdest du das für mich tun?«, fragte ich dankbar.
    »Natürlich. Nun mach schon.« Sie gab mir einen sanften Schubs. »Und nimm dir eine Öllampe mit! Im Garten ist es dunkel.«
    Ich griff mir eine Tonschale, in der ein schwaches Licht brannte, und ging in den nächstgelegenen Innenhof. Vorsichtig tappte ich zu einem der Zierbrunnen, setzte mich dort auf eine Steinbank und sog die frische Luft ein.
    Langsam ging es mir besser. Das Plätschern des Wassers hatte eine beruhigende Wirkung. Ich lauschte in die Dunkelheit. Sie war voller Geräusche. Eine letzte Grille zirpte, irgendwo in der Nähe raschelte es im Gebüsch.
    Ich legte den Kopf in den Nacken und betrachtete den funkelnden Herbsthimmel über mir. Milliarden von kleinen Brillantsplittern blitzten um die Wette. Ich suchte nach dem Polarstern. Oberhalb des großen Wagens entdeckte ich ihn. Hell leuchtete er in der Nacht. Minutenlang starrte ich ihn an. Fast kam es mir vor, als würde er nur für mich scheinen, um mir den Weg nach Norden zu weisen. Zurück nach Schweden, zu meinen Eltern. Ich müsste immer nur dem Polarstern nachlaufen. Wieder raschelte es. Dieses Mal ganz dicht neben mir.
    »Wen haben wir denn da?« Quintus stand unerwartet vor mir.
    »Senator Gaius Quintus«, stammelte ich. »Was macht Ihr hier?«
    »Dasselbe wie du. Mich vom Essen und der Wärme im Haus erholen«, sagte er und setzte sich unaufgefordert neben mich auf die Bank.
    »Ich wollte gerade wieder reingehen. Es ist doch etwas kalt hier draußen«, log ich und machte Anstalten, aufzustehen.
    »Nicht so eilig. Da wir uns nun zufällig getroffen haben, können wir ruhig ein wenig miteinander plaudern.« Quintus hielt mich am Arm zurück.
    »Die anderen werden uns vermissen!«
    »Wir müssen ja nicht so lange fortbleiben, mein Täubchen.« Der Senator lächelte. Es war kein schönes Lächeln. Keines, das die Augen erreichte. »Du bist also eine Verwandte von Lucius?«
    »Ja«, sagte ich zögerlich. Ich konnte ja schlecht Lucius in den Rücken fallen und das Gegenteil behaupten.
    »Tatsächlich?« Quintus musterte abschätzig den groben Stoff von Filippas Tunika und griff ohne Vorwarnung nach meinen Haaren und zog kräftig an ihnen.
    »Aua, was soll das?!« Reflexartig schlug ich

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