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Tempus (German Edition)

Tempus (German Edition)

Titel: Tempus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maud Schwarz
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»ein anderes Mal«gesagt, was bedeutete, dass er weitere Ausritte plante und auch künftig mit mir Zeit verbringen wollte.
    Marcius wendete seinen Grauschimmel unvermittelt. Statt den gut ausgebauten Weg vor uns hinaufzureiten, wählte er einen verschlungenen Pfad etwas weiter links davon.
    »Warum haben wir nicht die Straße genommen?« Ich strich ein paar Äste zur Seite, die mir ins Gesicht zu schnippen drohten.
    »Mir ist gerade eingefallen, dass ich keine Lust habe, einem der Wachposten zu begegnen. Besonders einem bestimmten nicht.«
    »Wachposten?«
    »Bei großen öffentlichen Versammlungen, die außerhalb von Roms Stadtmauern stattfinden, halten Legionäre von dort oben nach Feinden Ausschau, um die Bürger Roms zu schützen. Einer von den Legionären ist nicht unbedingt mein Freund«, erklärte Marcius.
    »Findet denn gerade eine Versammlung statt?«
    »Nicht das ich wüsste. Aber sicher ist sicher!« Er schnalzte und sein Grauschimmel trabte an. Amandus folgte ihm. Etwas außer Atem erreichte ich in Marcius’ Windschatten den Hügelkamm. Marcius half mir von Amandus’ Rücken herunter und band ihn zusammen mit seinem Grauschimmel an einem Baum fest.
    »Wo sind wir hier?«
    »Auf dem Janiculum. Der Hügel ist nach Janus benannt, dem Gott mit den zwei Gesichtern.« Marcius nahm mich am Arm und führte mich über eine Wiese, die vom Regen noch feucht war. Nur wenige Zentimeter vor einem Abhang blieb er stehen. Direkt vor uns ging es steil bergab. Extrem steil sogar. Mir wurde schwindelig.
    »Guck nicht runter, sondern nach vorn«, flüsterte Marcius und verstärkte seinen Griff um meinen Arm.
    Ich sah erst ihn an, dann folgte ich seinem Blick. Vor uns lag Rom. Die bedeutendste Stadt der Antike. Mächtig und erhaben. Ein Mythos, der für mich zur Wirklichkeit geworden war.

Geständnisse und ein Versprechen

    Sieh nur, das ist Rom!« Marcius machte eine weit ausholende Armbewegung, so als würde ihm die Stadt gehören. »Dies ist mein Lieblingsplatz. Ich komme oft hierher. Wenn ich nachdenken muss oder auch einfach nur so. Ich weiß nicht, ob du das verstehen kannst, aber ich würde für Rom alles geben. Besonders jetzt, da die Republik in Gefahr ist.« Er legte mir unvermittelt die Hände auf die Schultern und sah mir tief in die Augen. »Ich muss daher unbedingt wissen, was aus Rom wird.«
    Ich starrte ihn verdutzt an. Meinte er wirklich das, was ich zu verstehen glaubte?
    »Sag mir, was Rom erwartet. Ich muss es wissen. Es ist wichtig für mich!« Er hatte meinen Gesichtsausdruck richtig gedeutet.
    In meinem Kopf summte und brummte es. »Das würde ja bedeuten, dass du mir gl...«
    »Ja, das tue ich«, unterbrach er mich mit einem Anflug von Ungeduld. »Und deshalb kannst allein du mir sagen, in welcher Gefahr Rom ist.« Er schüttelte sanft meine Schultern, die schlaff herunterhingen.
    Mit allem hatte ich gerechnet, mit dieser Wendung nicht. Sie traf mich völlig unvorbereitet. Offenbar glaubte Marcius mir doch. Oder wollte er mich nur testen? Unabhängig davon war mir nicht klar, was ich ihm erzählen durfte und was nicht, ohne in den Verlauf der Geschichte einzugreifen.
    »Rom wird überdauern. Ich habe dir ja erzählt, ich bin mit meinem Vater hierher gereist. Rom existiert also auch in meiner Zeit«, erwiderte ich gedehnt.
    »Als Republik?« Marcius hatte den Blick wieder in die Ferne gerichtet.
    »In der Zeit, aus der ich komme, ist Rom die Hauptstadt einer Republik«, sagte ich.
    Marcius’ Gesichtszüge entspannten sich. »Ist das wahr, Elina?«
    »Ja. Wir nennen Rom übrigens die Ewige Stadt.«
    »Die Ewige Stadt! Das klingt schön. Aber ich möchte, dass du mir von der nahen Zukunft erzählst.«
    Ich zögerte. »Ich weiß nicht, ob das richtig wäre. Eigentlich dürfte ich gar nicht hier sein. Ich kenne auch nur die groben Zusammenhänge und ein paar Eckdaten. Über zweitausend Jahre Geschichte, … da hat man nicht alle Details im Kopf.« Ich lachte nervös.
    Er schwieg. Ich war gespannt auf seine Antwort.
    »Du hast recht, wir sollten die Götter nicht erzürnen.« Marcius entfernte sich ein paar Schritte von mir und atmete tief durch. Ich konnte sehen, wie sich seine Brust hob und senkte.
    »Marcius?«
    »Ja?«
    »Weißt du, was ich nicht verstehe?«
    Er kam zu mir zurück.
    »Ich hatte neulich den Eindruck, du würdest mir nicht glauben. Wie kommt es, dass du jetzt auf einmal ...«
    Er ließ mich nicht ausreden. »Nein, das stimmt nicht«, sagte er und schüttelte den Kopf. »Ich habe dir

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