Tender Bar
sagte seiner Mutter, dass er das Geschrei nicht mehr aushalten könnte und wieder studieren wollte. Sie sagte, das komme nicht in Frage. Sie würde ihm erst nach der Operation ein Flugticket kaufen.
Anfang August gab McGraw nach. Hauptsache, das Gekeife hört auf, stöhnte er, als er zwischen mir und Jimbo an der Theke saß. Sie hat gewonnen, sagte er, und Jimbo wie mir fiel auf, dass er wieder stotterte.
Ein paar Tage später, an einem drückendheißen Morgen, brachte Tante Ruth McGraw ins Krankenhaus. Er wirkte apathisch, als er ging, und verängstigt, als er am Nachmittag zurückkehrte. Er war überzeugt, dass er seinen Arm nie wieder wie früher würde benutzen können. Ich machte mir eher Sorgen, ob er jemals wieder wie früher würde kichern können. Er wollte sich hinlegen und ausruhen, doch Tante Ruth hatte noch einen Auftrag für ihn. Sie bestand darauf, dass er in eine billige Absteige in Port Washington ging und seinen Vater überredete, ein paar Unterlagen zu unterschreiben.
Abends trafen wir uns mit Jimbo im Publicans zum Essen. McGraw, der von den Schmerztabletten fertig war und vom Stress des Tages beinahe weinte, konnte kaum die Gabel zum Mund heben. Ich musste an Jedd und seine Theorie denken, warum Kakteen Arme wuchsen. Einen Arm zu »verlieren« hatte McGraw eindeutig aus dem Gleichgewicht geworfen. Geh nach Hause, sagte ich zu ihm. Leg dich ins Bett. Aber er wollte nicht und sagte auch offen, warum. Er musste in der Bar bleiben. Jetzt, nach der Operation, sagte er, würde Tante Ruth ihm wegen der Rehabilitation zusetzen. Sie würde ihm in den Ohren liegen, er müsse sich für die Baseball-Saison vorbereiten. Sie würde nie aufhören. Er müsse weg von Manhasset, murmelte er immer wieder. Auf der Stelle. Noch in der gleichen Nacht. Sofort. Wieder redete er von der Armee. Er wollte nach Nebraska trampen.
Nicht nötig, sagte ich zu ihm. Die Vorstellung, mich erneut von McGraw verabschieden zu müssen, war mir unerträglich, aber ich versprach ihm, gleich morgen früh ein Flugticket zu kaufen, damit er wieder studieren konnte.
Zehn Minuten, nachdem seine Mutter zur Arbeit gegangen war, packte McGraw seine Sachen. Jimbo holte uns in seinem Jeep ab. Wir jagten davon und blickten nervös durch das hintere Plastikfenster, als könnte Tante Ruth hinter den Büschen lauern, jederzeit bereit, herauszuspringen und die Verfolgung aufzunehmen wie ein Gepard nach drei Gazellen. Drei sehr verkaterten Gazellen.
Da uns noch sechs Stunden bis zum Abflug von McGraws Maschine blieben, beschlossen wir, die Zeit im Shea totzuschlagen. Ein Spiel gegen die San Diego Padres. Die Sommerhitze war gewichen, es war einer jener Augustnachmittage, der an einen Trailer für den kommenden Herbstfilm erinnerte. Wir kauften uns Plätze hinter der dritten Base und winkten den Biermann. Bleiben Sie nicht zu lang weg, sagte ich zu ihm, ein Widerhall von Onkel Charlie in meiner Stimme. Die ersten kalten Biere gingen runter wie Milchshakes. Beim sechsten Inning fühlten wir uns blendend, und die Mets rissen sich zusammen. Die Menge sprang auf und brüllte; es tat gut, endlich Menschen zu hören, die vor Glück brüllten und nicht vor Wut. Wir sollten los, sagte McGraw traurig und sah auf die Uhr an der Anzeigetafel. Sein Flug. Als wir die Treppe hochstiegen, drehte McGraw sich ein letztes Mal um. Er verabschiedete sich. Nicht von den Mets. Vom Baseball.
Am Abend lag ich bei Opa zuhause im Bett, schaute auf McGraws leeres Bett und fühlte mich elend. Plötzlich flog die Tür auf. Tante Ruth, vom Flurlicht hinter ihr beleuchtet, fing zu brüllen an. »Damit kommt ihr mir nicht davon! Schleicher! Feiglinge! Wichtigtuer! Du und Jimbo, glaubt ihr wirklich, ihr helft ihm? Ihr ruiniert sein Leben!«
In dieser Tour ging es über eine Stunde.
Und jede Nacht. Egal, wann ich aus der Bar kam und wie leise ich mich nach hinten ins Schlafzimmer schlich, eine Minute später flog die Tür auf und das Gezeter ging los. Nach einer Woche war ich mit den Nerven runter. Vom Publicans aus rief ich Bebe an und sagte ihr, dass ich ihre Hilfe bräuchte. Ein paar Stunden später hatte sie eine Freundin auf der Upper East Side ausfindig gemacht, die ein Zimmer zu vermieten hatte. Es ist klein, sagte Bebe, aber in deiner Preisklasse.
Bob the Cop konnte ich nicht schon wieder bitten, mir beim Umzug zu helfen. Außerdem sah ich es diesmal eher als eine Aufgabe für Jimbo. Ich fand ihn an der Theke, vor ihm ein halb leerer Rock a l’Orange, ein Cocktail,
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