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Tender Bar

Tender Bar

Titel: Tender Bar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Moehringer
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Ah, fuck ’em, babe, fuck’em.«
    Was Colt noch sagte, hörte ich nicht mehr. Ich war zu gebannt von seiner Yogi-Bär-Imitation. Jeder Satz klang in meinen Ohren wie: »Hey, Boo Boo, komm, wir durchsuchen ein paar Picknickkörbe.«
    Joey D rief allen die Zeit in Erinnerung zurück, als Fuckembabe hinter dem Dickens in seinem Auto lebte. Steve machte dem ein Ende, sagte Joey D, als Fuckembabe anfing, seine Wäsche in der Spülmaschine im Dickens zu waschen. Steve störte weniger das Waschen, warf Colt ein, als die Tatsache, dass Fuckembabe seine Sachen hinten in den Bäumen zum Trocknen aufhing. Die Männer kicherten bei der Erinnerung daran, und Bobo erzählte eine ähnliche Steve-Geschichte. Alles erinnerte die Männer an neue Steve-Geschichten. Damals, als Steve ein Polizeiauto klaute und mit Flackerlicht und Sirene so dicht an seinen Freunden in Manhasset vorbeifuhr, dass sie beinahe Herzattacken kriegten. Oder als Steve im Flugzeug mit einem Bordcase voller Champagnerflaschen durch den Gang spazierte und alle Passagiere sturzbetrunken machte. Oder als Steve eine Gruppe Dickens-Stammgäste in seinem Boot Dipsomanie mitnahm und nach Montauk fuhr, dann zu viel trank, sich im Nebel verirrte und fast im verdammten Nova Scotia gelandet wäre.
    Onkel Charlie erzählte von seiner ersten Begegnung mit Steve, im letzten Jahr an der Highschool. Steve war gerade von der Cheshire Academy in Connecticut geflogen, einer Schule, in der alle Jungen blaue Blazer trugen und affektiert grinsten. Cheshires Verlust war Manhassets Gewinn, sagte Onkel Charlie. Ich hätte gern gefragt, ob Steve dort auch sein typisches Grinsen gelernt hatte. Jn meiner Erinnerung sah Steve nämlich ein bisschen aus wie die ständig grinsende Cheshire Cat aus Alice im Wunderland.
    Die Männer diskutierten hitzig über die von Steve geplante Renovierung im Dickens, ein umständliches und teures Unterfangen. Neben dem Umbau des Barraums und dem Aufmotzen der Speisekarte überlegte Steve, ob er die Rockbands abschaffen sollte, die am Wochenende auftraten. Noch schlimmer war, dass er die Bar möglicherweise umbenennen wollte in – Publicans. Den Männern passte das nicht. Kein bisschen. Sie hielten ohnehin nicht viel von Veränderung, und schon gar nicht, wenn es um die Bar ging.
    »Was verdammt ist ein Publican?«
    »So’n komischer Vogel mit Doppelkinn.«
    »Das ist ein Pelikan, Dummkopf.«
    »Ein Publican ist ein Barkeeper.«
    »Und warum nennt Chief den Laden dann nicht Barkeeper?«
    »Wer zum Henker trinkt schon in einem Laden, der Barkeeper heißt?«
    »Ich zum Beispiel.«
    »In England sind Publicans Barkeeper und Barbesitzer«, erklärte Onkel Charlie. »Und im alten Rom hießen Publicans Zöllner«
    »Leuchtet ein. Es gibt nur drei verlässliche Dinge im Leben. Tod, Steuern. Und Barkeeper.«
    »Hey, Bobo«, sagte Onkel Charlie. »Wie bist du gestern eigentlich vom Dickens Schrägstrich Publicans nach Hause gekommen?«
    »Keine Ahnung«, sagte Bobo.
    Onkel Charlie lächelte, und Bobo legte seinem Hund die Arme um den Hals. »Wilbur Junge, hast du uns wieder nach Hause chauffiert? Hm?« Er vergrub sein Gesicht im Hundefell, und der Hund drehte sich weg, als wäre ihm öffentlich gezeigte Zuneigung peinlich.
    Joey D schaltete sich ein und erklärte mir – wobei er sich hauptsächlich an die Schmusemaus in seiner Brusttasche wandte –, dass Wilbur ein in einem Hundekörper gefangener Mensch sei. Einineinemhundekörpergefangenermensch! Ich musterte Wilbur, ob das stimmte, und der Hund sah mich mit einem Gesicht an, als wollte er sagen – Was ist denn? Der Beweis für Wilburs überhündische Intelligenz, sagte Joey D, sei die eiserne Weigerung des Hundes, in Bobos Auto zu fahren, wenn dieser getrunken hatte.
    »Und er fährt mit dem Zug«, meldete sich Bobo. »Nennt mir einen anderen Hund, der jeden Morgen zum Bahnhof geht und in den gleichen gottverdammten Zug steigt.«
    »Wirklich?«, fragte ich.
    »So wahr mir Gott helfe. Dieser Hund pendelt, Kleiner. Jeden Morgen nimmt er den Zug um acht Uhr sechzehn. Eines Abends kam ein Schaffner ins Dickens und hat es mir erzählt. Allem Anschein nach hat Wilbur in Great Neck ein Hundemädchen.«
    Bobo streichelte Wilburs Fell immer noch. Ich starrte die beiden an. Ich wusste, dass Starren unhöflich war, aber ich konnte nicht aufhören. Neben seinem guten Aussehen haftete Bobo nämlich auch etwas Bärenhaftes an. Er hatte nicht nur einen ähnlichen Namen wie Balu, sondern sah auch aus wie der Bär aus dem

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