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Tenebra 1 - Dunkler Winter

Tenebra 1 - Dunkler Winter

Titel: Tenebra 1 - Dunkler Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Luckett
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hatte nur halbe Mannshöhe und war schmal, weitete sich aber gleich darauf und wurde zugleich höher, obwohl wir leicht gebückt gehen mussten. Er war nicht natürlichen Ursprungs, jedenfalls nicht gänzlich. Jemand hatte Wände und Decke mit einer Spitzhacke bearbeitet. Man konnte die Spuren sehen, und die Rußflecken, die die Lampen der Hauer an der Decke hinterlassen hatten. Es war deutlich zu erkennen, dass es vorher schon eine Art Spalt oder Öffnung gegeben hatte; aber die Erbauer des Stollens hatten Blöcke und andere Hindernisse entfernt und die Engstellen erweitert. Wir leuchteten mit unserer schwachen Lampe umher und sahen nur einen Gang von unregelmäßig wechselnder Breite und Höhe, der bis zum Rand unserer Wahrnehmung führte, wo er anscheinend nach links und abwärts bog.
    Eumas, die Fackel in der Hand, schob sich nach vorn, aber Silvus, der als Erster in den Stollen eingedrungen war, legte ihm die flache Hand auf die Brust. »Nein«, sagte er. »Draußen ist es schon Nacht. Wir sind müde. Warten wir bis zum Morgen.«
      »Alles könnte dort sein. Eine Bärenhöhle.«
    »Der Gang ist nicht groß genug, um etwas wirklich Gefährliches passieren zu lassen. Außer…«
    Er brach ab. Wir alle wussten, was er mit ›außer‹ meinte. »Wir können das Lagerfeuer in die Öffnung selbst verlegen«, fuhr er fort. »Der Zug ist dort am besten, und wenn etwas oder jemand durchkommen will, wird es zuerst durch das Feuer gehen müssen. Das Dunkel scheut Feuer.«
    Das schien uns vernünftig, und wir taten, wie er sagte und verbrachten eine verhältnismäßig ruhige Nacht. Es war trocken in der Höhle, die Kälte war nicht so stark, denn aus der Tiefe des Stollens schien wärmere Luft heraufzudringen. Gleichwohl hielten wir das Feuer in Gang, allerdings sparsamer als zuvor, um den Brennholzvorrat zu strecken und die Rauchentwicklung zu vermindern. Und wir konnten schlafen. Wenn einer zur Zeit Wache hielt, war es genug; wir brauchten die Ruhe.
    Einmal erwachte ich. Durch das Ohr, auf dem ich schlief, schien ich ein Klappern und Schleifen zu hören, als spielte jemand mit Gebeinen, aber weit entfernt, wie aus dem Gestein selbst. Ich fuhr hoch und lauschte, und nichts hatte sich geändert.
    Die Umrisse der Höhle zeichneten sich im matten Schein des kleinen Feuers unbestimmt ab, die Wände bewegten sich im Widerschein der Flammen und erzeugten schwarze, wabernde Schatten, und außer dem Atmen der Schläfer und dem leisen Zischen der Flammen, die von Silvus mit Zweigen vorsichtig genährt wurden, war kein Geräusch zu vernehmen. Er hatte mir den Rücken zugekehrt. »Schlaf weiter, Will«, sagte er, ohne den Kopf zu wenden. »Es war ein Traum.«
    Seine Gewissheit beruhigte mich. Ich wälzte mich herum und schlief weiter.
    Als ich wieder erwachte, war es Morgen. Die anderen regten sich, Raol erhitzte Wasser über dem Feuer, Eumas rollte bereits seine Decken zusammen. Tageslicht strömte durch die Eingangsöffnung, weiß, hart und blendend von den Schneefeldern. Die Öffnung wurde vorübergehend verdunkelt, dann kam Schwester Winterridge herein, gerötet von der Kälte, frisch gewaschen wie sie es jeden Morgen war. Sie nickte mir zu und begann ihr Kettenhemd über das Unterziehwams zu ziehen. Ich fühlte mich verschlafen und schmutzig, tappte zum kalten Wasser der Naturzisterne, die Hubert gefunden hatte, und wusch mich, vor Kälte nach Luft schnappend. Es verschaffte mir einen klaren Kopf.
    Haferbrei und Pökelfleisch zum Frühstück. Ein Blick aus der Höhle. Noch kein Tauwetter. Und morgen mussten wir umkehren.
    Nun, wenigstens konnten wir den Stollen erforschen. Raol füllte die Öllampe auf, drehte einen zweiten Docht aus Werg und packte die Flasche mit Olivenöl ein. Unterdessen machte Ruane sich marschbereit, packte Kleidung, Decken und Proviant - so viel er tragen konnte - und schnallte das Bündel mit seinen Gürteln zusammen.
    »Durchlaucht«, sagte Silvus in förmlichem Ton, »wir können einen halben Tag weitergehen, wenn der Stollen so lang ist und solange genug Öl für die Lampe vorhanden ist. Wir müssen Holzkohle vom Feuer nehmen, um unseren Weg zu markieren.«
    Der Graf blickte zu ihm auf. Sein Gesicht war weiß; das harte, durch den Schnee verstärkte Tageslicht beschien es von einer Seite und ließ es wie eine unbewegliche, kalte Maske erscheinen. Es wirkte abgemagert und die Unschlüssigkeit war aus seinen Zügen verschwunden. »Es scheint einen Weg durch den Berg zu geben, Ser de Castro«, sagte er

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