Tentakel-Trilogie 1: Tentakelschatten
ihm über diese Sache reden.«
»Eine ausgezeichnete Idee«, beeilte sich Haark zu antworten. Bei ihrem letzten Gespräch hatte der Gouverneur sich bereits am Rand der Panik befunden, wenn er etwas davon auf den Linerkommandanten übertragen konnte, war er bereits sehr zufrieden.
»Ich bin sehr auf Ihre Kooperation angewiesen, Capitaine«, betonte Haark nun. »Sie wissen, dass ich nach der Vernichtung der Napoleon höchster militärischer Befehlshaber in diesem System bin. Der Notfall ist ausgerufen und vom Gouverneur bestätigt. Ich könnte Ihnen rein theoretisch einfach die entsprechenden Befehle geben, und wenn Sie diese nicht ausführen, wäre ein Militärgerichtsverfahren die Folge. Ihnen sind die einschlägigen Bestimmungen ja bekannt.«
Admantos leicht kuhäugiger Blick belegte das Gegenteil. Haark ließ sich dadurch nicht beirren. Das war die Peitsche gewesen, jetzt war der Zeitpunkt für das ganz große Lutschbonbon.
»Aber ich will hier nicht den Befehlshaber herauskehren, Capitaine, vor allem nicht jemandem gegenüber, der ein so deutlich größeres und moderneres Schiff befehligt wie Sie. Im Zweifel nehme ich jedoch jede Verantwortung auf mich. Sollte sich der Angriff des Feindes als nicht so gravierend erweisen, wie ich es befürchte, dürfen Sie die Frage der durch die Evakuierung entstandenen Kosten jederzeit mit Hinweis auf einen ausdrücklichen Befehl meinerseits abwälzen. Ich bin hier zu jedem Entgegenkommen bereit, wenn Sie sich nur entschließen können, dem System in dieser Stunde der Not beizustehen.«
Es war wohl die Mischung aus Pathos, der Aussicht auf Ruhm und der Chance, alle Verantwortung auf jemand anderen abwälzen zu können, wenn etwas schief ging, die schließlich den Ausschlag bewirkte. Admanto musste natürlich erst einmal gewichtig nicken, die Stirn in Nachdenklichkeit zerfurchen und auch sonst jeden Eindruck vermeiden, als ließe er sich von einem dahergelaufenen, ältlichen Flottenfuzzi zu etwas überreden, was ihm nicht selbst eingefallen wäre. Haark spielte das Spiel geduldig mit, es war eine Show für die Brückenbesatzung des Liners und Admanto sollte alles haben, was er für sein Glück brauchte, wenn nur das Resultat 40.000 gerettete Leben war.
»Nun denn«, erklärte der Linerkommandant nach Abschluss allen Stirnrunzelns, »ich denke, dass ich mich entschließen werde, den Bitten des regierenden Gouverneurs Folge zu leisten. Ich werde die entsprechenden Vorbereitungen treffen und während meiner gesamten Anwesenheit im System Ihre Aktivitäten genau beobachten.«
Das war Haark nur recht. Je mehr Informationen über seine absehbare Niederlage nach außen drangen, desto besser konnte die Admiralität auf diese Bedrohung reagieren – wenn sie sie überhaupt ernst nahm. Es war beinahe beruhigend, dass Haark in keiner Situation sein würde, sich darüber auch noch Gedanken machen zu müssen.
Nach einigen abschließenden Floskeln beendeten die beiden Kommandanten ihr Gespräch. Haark sah sich auf der engen Brücke der Malu um und nahm anerkennendes Grinsen und Kopfnicken entgegen. Seine Crew mochte aus dem Bodensatz der Flotte bestehen, aber das bedeutete nicht, dass sie das Ergebnis des Gespräches nicht würdigen konnte. Sie hatten exakt begriffen, was ihr Capitaine da gerade erreicht hatte, und damit hatte er sich augenscheinlich ihren Respekt verdient.
Haark gab das Grinsen zurück.
Für einen winzigen Moment machte ihm das alles beinahe Spaß.
13 Station Thetis
DeBurenberg war nicht glücklich über manche der Probleme, die man ihm stellte. Anderen wiederum trauerte er nach, sobald er sie gelöst hatte und verabschiedete sie wie gute alte Freunde, die zu einer langen Reise aufbrachen und möglicherweise nie zurückkehren würden. Wie Erinnerungsfotos behielt der Wissenschaftler daher zentrale Daten auf seinem privaten Speicher für sich, und wenn er sich langweilte – was leider hin und wieder vor kam –, nahm er sie hervor wie ein altes Album und schwelgte in Erinnerungen. Da er permanent an alle Datenfeeds und Newsdienste der Flotte angeschlossen war – auch an die als geheim klassifizierten –, wusste er ziemlich genau, was aus seinen alten Freunden geworden war, wenn er sie in die Ferne entlassen hatte. Da war etwa sein Konzept verzögerungsfreier Kommunikation, das die Wartezeiten bei der Nutzung traditioneller Funkwellen deutlich reduzieren würde. Moderne Quantenmechanik machte es, zumindest theoretisch, möglich, die bisherigen
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